BFC Dynamo vs. Viktoria 1889: Marcus Rickert triumphiert im Elfmeterschießen

Bereits zum dritten Mal seit 2010 trafen der BFC Dynamo und Viktoria 1889 im Halbfinale des Berliner Pilsner Pokals aufeinander. Sämtliche drei Partien mussten im Elfmeterschießen entschieden werden. Nachdem 2010 und 2013 die Weinroten die Nerven behielten und ins Pokalfinale einzogen, war es gestern der Viktoria-Keeper Marcus Rickert, der den Unterschied ausmachte und Dank seiner zwei gehaltenen Elfmeter der Viktoria zum Finaleinzug verhalf. Vor vier Jahren war es noch BFC-Torwart Nico Thomaschewski, der zum Held des Abends wurde. Vor knapp 800 Zuschauern konnte er bei einbrechender Dunkelheit bereits den ersten Elfer von Ilkan Senkaya abwehren. Anschließend versenkten alle BFC-Spieler ihre Elfmeter. Kurbjuweit, Littmann, Beck und Steinborn lochten sicher für den BFC ein, und nachdem Guido Spork auch den fünften Elfmeter ins Netz gehämmert hatte, kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Tonnenlasten schienen bei Fans und Spielern abzufallen. 

Damals sah es bei den Hohenschönhausern alles andere als rosig aus. Der geplante Aufstieg in die Regionalliga wurde bereits kurz nach der Winterpause verspielt. Der Landespokal war somit ein kleines Trostpflaster. Im Finale unterlag der BFC allerdings dem Berliner AK 07. Ein hässlicher Platzsturm im Jahn-Sportpark war die Folge. Apropos, damals spielte Viktoria 1889 noch in der Berlin-Liga (Verbandsliga). Im Mai letzten Jahres traten beide Teams als Oberligisten an, allerdings stand Viktoria bereits als Aufsteiger in die Regionalliga fest. Gespielt wurde dieses Mal im Ebert-Stadion. 1.275 Zuschauer – unter ihnen rund 900 BFC-Fans – bekamen ein packendes Pokalspiel zu sehen, 2:2 hieß es schließlich nach der Verlängerung. In der 118. Minute kam BFC-Keeper Nico „Olli“ Hinz für den Stammkeeper Carsten Busch ins Spiel. Zuerst lochte er souverän den ersten Elfer im Kasten von Viktoria-Keeper Marc Stillenmunkes ein, anschließend hielt er prompt den Elfer von Sebastian Ghasemi-Nobakht. Auch dieses Mal behielten sämtliche Schützen des BFC Dynamo die Nerven und machten den Einzug ins Finale perfekt. In diesem wurde Lichtenberg 47 bezwungen, in der ersten DFB-Pokalrunde war bekanntlich der VfB Stuttgart der Gegner.

Am gestrigen Abend ging der BFC Dynamo als feststehender Regionalliga-Aufsteiger an den Start, der FC Viktoria 1889 Berlin hat den Klassenerhalt bereits gesichert. 2.013 zahlende Zuschauer wollten am Mittwochabend das Aufeinandertreffen sehen. Rund 80 von ihnen (50 im eigentlichen Gästeblock) drückten den Gästen aus Lichterfelde die Daumen. Auf dem Rasen entwickelte sich ein Duell auf Augenhöhe, bei dem der BFC Dynamo phasenweise sogar spielerische Vorteile und die besseren Tormöglichkeiten hatte. Allerdings fehlte gegen Viktoria allzu oft die nötige Durchschlagskraft und Genauigkeit, um den Sack zu machen zu können. Bereits nach acht Minuten ging der erste nennenswerte Schuss der Hausherren über das Gehäuse, nur zwei Minuten später kam Djibril N Diaye nicht mehr an den Ball.

Viktoria tat nicht mehr als nötig und zeigte häufig die in der Regionalliga erlernte Routine, immer wieder wurde mit Kopfballrückgaben an Keeper Rickert die Situation geklärt. In der 37. Minute die bislang beste Möglichkeit der Gäste. Nach einer Unachtsamkeit der Hintermannschaft kam Caner Özcin an den Ball und schoss diesen am Tor vorbei. Nach dem Pausentee ging es recht verhalten in den zweiten Spielabschnitt. Stimmung auf den Rängen kam auf, als nach gut einer Stunde Kevin Gutsche einen Freistoß am Gehäuse vorbei zwirbelte. Nur eine Minute später gleich die nächste Möglichkeit des Noch-Oberligisten. Christof Köhne brachte den Ball von links rein, doch gleich zwei BFC-Spieler verpassten es die Kugel hinter die Linie zu schieben. Der BFC war recht gut am Drücker, doch die Viktoria-Abwehr und der Keeper waren auf dem Posten. Laut wurde es in der Endphase der regulären Spielzeit. Wechselgesang zwischen Gegengerade und Haupttribüne. Noch einmal kam der zuvor eingewechselte Paul Grischok über die linke Seite, doch auch diese Möglichkeit konnte nicht verwertet werden.

Verlängerung! Während am Horizont die rötliche Sonne unterging, hingen über dem Sportforum dunkle Wolken und ließen es kurz regnen. Glücklicherweise ließ die Dusche nach wenigen Minuten nach und es konnte bei hübscher Abendsonne weitergespielt werden. In der 95. Minute hatte der BFC eine richtig fette Chance, in der 106. Minute waren es die Gäste, die den entscheidenden Treffer hätten machen können. In den letzten Minuten wurde es noch einmal richtig spannend. Die Gastgeber wollten die Entscheidung im Spiel erzwingen, doch wie bereits 2010 endete die Partie 0:0. Wieder also ein Elfmeterschießen. Nico „Olli“ Hinz konnte dieses Mal nicht ins Spiel kommen, somit musste Stammkeeper Stephan Flauder die Sache richten.

Held des Abends wurde allerdings ein anderer, nämlich Viktoria-Torwart Marcus Rickert. Zwar zog er die komplette Psycho-Show ab, versuchte die antretenden Schützen des BFC Dynamo nervös zu machen und zappelte auf der Linie herum, doch so lange der Schiedsrichter nicht eingreift, macht er aus Sicht seines Teams eben alles richtig. Sei wie es sei, er konnte zwei Elfmeter halten, ein dritter Schuss des BFC streifte die Latte. Da die Viktoria-Schützen ihre Arbeit erledigten, konnte der Regionalligist das Elfmeterschießen mit 3:1 gewinnen. Im Finale trifft der FC Viktoria 1889 Berlin auf den Sechstligisten SC Tasmania 1900 Berlin, der vor rund 500 Zuschauern den Regionalligisten Berliner AK 07 sensationell mit 2:1 schlagen konnte. Viktoria 1889 gegen Tasmania – das schnuppert nach Fußball irgendwann zu Großvaters Zeiten. Keine Frage, wir von turus.net werden vor Ort sein!

Fotos: Marco Bertram

Video vom Pokalspiel:

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> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo vs. FC Viktoria 1889

> Zeitreise I: Pokalhalbfinale 2013 (Viktoria vs. BFC Dynamo)

> Zeitreise II: Pokalhalbfinale 2010 (BFC Dynamo vs. Viktoria)