Richtungsweisende Partie für den SSV Jahn Regensburg und den Halleschen FC bei fast schon tropischen Temperaturen zum Ostersamstag. Die perfekten Bedingungen für einen Ausflug in die bayerischen Biergarten, in der durchaus schönen Altstadt von Regensburg. Nach unserem letztjährigen Besuch im "Hacker", welcher von einigen Regensburgern über Social-Media kritisch beäugt wurde, weil es offenbar noch viel viel schönere Orte zum Verweilen geben soll, haben wir uns auch dieses Jahr nicht lumpen lassen erneut dieses Etablissement zu besuchen.
Jahn Regensburg vs. Hallescher FC: Käsespätzle bei tropischer Atmosphäre
Bereits drei Stunden vor Anpfiff fanden sich zu unserer Überraschung auch knapp fünfzig Hallenser Schlachtenbummler in eben jenem Hinterhof ein und genossen das schattige Plätzchen. Zwei Maß und eine gute Portion Käsespätzle später folgte der "Gang nach Canossa" bzw. zum Jahnstadion. Im Gegensatz zur letzten Auswärtspartie bei Preußen Münster wurde der Shuttle-Transfer vom Hauptbahnhof zum Stadion perfekt organisiert. Sollte eigentlich selbstverständlich sein, aber dennoch geht ein Lob an die Verantwortlichen heraus.
Beim zweiten Quervergleich mit den Ligakontrahenten aus Ostwestfalen überzeugte Regensburg auch mit der Taschenabgabe im Gästebereich. Diese sollte es in Münster ebenfalls geben - wollte vor Ort aber niemand etwas von wissen. Nun ja, meine "Cinnamon Müllermilch" wurde mir dennoch abgenommen, obwohl alkoholfreie Getränke bis 0,5 Liter eigentlich zugelassen worden, aber sei es drum.
Das Wetter auch kurz vor Spielbeginn noch super, die Haupttribüne wurde vollends mit Sonnenschein versorgt, die Supportblöcke beider Vereine blieben überwiegend im "Dunkeln", das Leichtbier schmeckte überhaupt nicht und beide Fanszenen waren fleißig am Vorbereiten ihrer Choreos.
Ein perfekter Rahmen für eine sehr wichtige Partie. Der Gastgeber aus Regensburg sah für viele Experten nach der Hinrunde bereits wie ein sicherer Aufsteiger aus, befindet sich seit Wochen allerdings in einer sportlichen Talfahrt, konnte sechs Spiele in Folge nicht mehr gewinnen und verlor nicht nur die Tabellenführung, sondern auch den enorm großen Vorsprung auf die Nichtaufstiegsplätze.
An der Saale sieht die Welt auch nicht gerade rosig aus, allerdings dreht es sich hier absolut nicht um den Aufstieg, sondern um den Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. Nach erfolgreichem Jahresbeginn und einem kurzen Aufbäumen gegen den VfB Lübeck und die SG Dynamo Dresden herrscht auch in Halle wieder die blanke Ratlosigkeit. Zwar scheinen Freiburg, Lübeck und Duisburg bereits als sicherer Absteiger festzustehen, der Kampf um den letzten Abstiegsplatz ist allerdings in vollem Gange. Ein Dreierduell mit Waldhof Mannheim und Arminia Bielefeld bahnt sich an. Allesamt Vereine, die eigentlich nicht in der Größenordnung der Hallenser einzuordnen sind.
Ein Abstieg wäre nicht nur für die Region ein riesiger Schicksalsschlag, sondern auch für den Verein per se. Ein großer regionaler Sponsor steht bereits in den Startlöchern, um dem finanziell gebeuteltem Verein ab kommender Saison arg unter die Arme zu greifen und das Budget drastisch anzuheben. Einzige Bedingung? Der Klassenerhalt. Was ein Abstieg in die Regionalliga bedeuten könnte? Fragen Sie mal in Cottbus, Erfurt oder Chemnitz nach.
Zurück zum aktuellen Geschehen - Regensburg zauberte eine wirklich schöne Choreographie über die "Hans-Jakob-Tribüne" und huldigte eben Jenem. Jakob, den wir ehrlich gesagt erstmal in die Suchleiste von Google eintippen mussten, ist in Regensburg eine absolute Legende, stand 18 Jahre lang im Tor der Regensburger Männermannschaften und fungierte ein Jahr lang als Cheftrainer. Am 24. März 1994 starb dieser im stolzen Alter von 86 und bekam anlässlich seinen 30. Todestages nun dieses optische Meisterwerk präsentiert. Chapeau.
Im rappelvollen Stehplatzbereich der Hallenser appellierte man den "Kampf bis zum Ende". Bezieht sich vermutlich eher auf die eigene Mannschaft, aber natürlich auch auf jeden einzelnen Fan, der sich dieses Trauerspiel Woche für Woche anschaut. Spoiler - es sollte auch am Ostersamstag nicht besser werden.
Dabei begann der HFC gar nicht so schlecht, erarbeitete sich eine Ecke nach der nächsten, wurde aber selten richtig gefährlich. Der Jahn riss nun wahrlich auch keine Bäume aus, zeigte sich aber enorm effizient. Viet nach knapp einer halben Stunde und Kother kurz nach Wiederbeginn zerstörten die Hoffnungen der in schwarz spielenden Anhaltiner.
Zu allem Überfluss punkteten auch die direkten Kontrahenten aus Bielefeld und Mannheim dreifach. Ein absolut gebrauchter Tag. Der Gästeanhang supportete dennoch bis zum Schlusspfiff lautstark durch - dies wurde auch von Teilen der Kollegen auf der Heimseite bestätigt. Regensburg hingegen beendet vorläufig die eigene Ergebniskrise, profitiert von den Patzern der Konkurrenz und steht plötzlich wieder an der Tabellenspitze.
Egal ob oben oder unten - Der Saisonendspurt verspricht einiges an Spannung.
Bericht & Fotos: Max W.
- Städtisches Jahnstadion