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Nicolas SC vs. St. Mary’s SC: Tiefe Einblicke im Bett, Heulerei beim Pokalspiel

Neuer Tag, neuer Ground, auch wenn das Alles gar nicht so geplant war. Zumindest nicht mit diesem Sportareal. Bei meiner Recherche hatte ich den oben genannten Sportplatz als ausbaulos wahrgenommen und somit von der Liste gestrichen. Nun kam der Kamerad Zufall mal wieder daher, als ich am Vormittag eine kleine Runde durch das Zentrum drehte. Auf dieser erspähte ich das schon wieder vergessene Areal und da einiges an Bewegung auszumachen war, warf ich eben mal einen Blick hinein. Siehe an, auf beiden Geraden gab es tatsächlich 3-reihige Sitzplatztribünen und im Funktionsgebäude hinter einem der Tore waren ebenfalls einige Sitzplätze. Also mal nachgefragt, wer denn hier wann spielt. Mir wurde hier ein Derby zweier Teams aus Jaffna in Nord-Sri Lanka schmackhaft gemacht. Also Kommando zurück und so sollte es am Nachmittag doch dieser Platz werden, was mir auch ganz gut in den Kram passte, da dieser in nur 20 Minuten von meinem Hostel aus zu erlaufen war. 

Noch fix bei einem versteckten Schmierimbiss eine Riesenportion lokales Curry mit Getränk für 80 Cent gegönnt und noch einmal kurz im Hostel abgemattet. Es gab auch gleich eine Sondervorführung einer Britin, welche das Bett über mir hatte. Also manchmal reicht einfach das Verhalten aus, um grob zu wissen, aus welcher Region die Menschen so kommen. Am Ende war es Wales. Die gute Dame musste immer über eine Klappleiter in ihr Bett klettern. Das eröffnet natürlich tiefe Einblicke, wenn man ein Kleid ohne Unterwäsche trägt. Dies schien sie aber auch wenig zu stören, so oft wie sie in der kurzen Zeit ihre Kletterkünste unter Beweis stellte.

Für mich ging es dann zurück zum City Football Complex, wo sich bis zum Kick off etwa 170 Leute versammelten, darunter auch einige Fans beider Teams. Klar, die Ansetzung hatte ich im Vorfeld auch gelesen, aber was weiß man schon über Rivalitäten in Sri Lanka. Auf jeden Fall hatten die Leute am Vormittag mit ihren Aussagen mein Interesse geweckt. Es gab während des Spiels auch ein wenig Anfeuerung, aber so richtig vom Hocker riss mich das nicht. Von Rivalität war eigentlich auch nichts wahrzunehmen. Da die Erwartungen trotzdem niedrig waren, war es aber auch wenig enttäuschend. 

Der große Aha-Moment sollte aber noch kommen. Denn die Teams mussten den Sieg im Elfmeterschießen untereinander ausmachen. Mit dem entscheidenden Elfmeter gab es nun echt unerwartete Bilder. Einige Fans der Sieger lagen vor Freude weinend auf dem Boden. Bei den Gästen, vor allem bei den Spielern, waren es Tränen der Enttäuschung. Tränen wäre ja noch untertrieben, es wurde jämmerlich geheult. Wir reden hier vom 1/16-Finale! Aber wahrscheinlich wird man als Spieler und Fan von St. Mary nun bis zum nächsten Duell aufgezogen und mit Kot beworfen.

Wenig später jagte ein sichtlich nervöser Vereinsoffizieller die feiernden Spieler und Fans entgegen der Laufrichtung der Spieler und Fans von St. Mary ans andere Ende des Stadions. Dort wurde eine Kreisch- und Hüpfparty veranstaltet, die schon fast lächerlich wirkte. Auf der anderen Seite entlud sich der Frust der Gästefans am Eingang zur Kabine ihrer Elf. Von innen wurde die Tür zugehalten, außen wurde gepöbelt und Leute gerieten aneinander. Zu Schlägereien kam es aber nicht. Wenig später verließen die Gästespieler fluchtartig die Kabine. Nicht mal umgezogen ging es in den Bus. Da hat gefühlt jeder erbärmlich geflennt. 

Also ganz ehrlich, ich stand da wie bei „Verstehen Sie Spaß!“. Während des Spiels hat man von diesen möglichen Emotionen absolut nichts gemerkt und nun war es bei den einen wie Weltuntergang und größter Trauertag der Vereinsgeschichte und bei den anderen wurde gekreischt wie im Kindergarten, wenn sich die Kinder gegenseitig an den Haaren ziehen, aber eben freudig. Ich rede hier nicht von Jugendlichen, das waren alles Männer im mittleren bis gehobenen Alter. Also das wirklich ein skurriles Schauspiel, aber es hatte sich schlussendlich dann doch gelohnt dieses Spiel zu schauen.

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Sri Lanka

Artikel wurde veröffentlicht am
23 Oktober 2018
Spielergebnis:
6:5
Zuschauerzahl:
170

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