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Persebaya Surabaya vs. Persela Lamongan: Grünes Licht für 7.000 Gästefans

Indonesien ist schon skurril. Irgendwie schippert man von einem Highlight zum Nächsten. Teilweise auch nicht immer ganz bewusst. In diesem Fall allerdings schon. Dennoch wäre diese Partie fast von der eigenen Besuchsliste geflogen, aufgrund einer kurzfristigen Verschiebung um zwei Tage. Wer schon mal in Surabaya war, der wird verstehen, dass eine Entscheidung weitere zwei Tage in dieser Riesenstadt zu verweilen weh tut, denn bis auf viel Stadt gibt es nicht so wirklich viel zu sehen. Letztlich kann man sich mit dieser Situation trotzdem irgendwie arrangieren und die wesentlich ruhigere Insel Madura ist auch nicht weit entfernt. Die Entstehung des Namens Surabaya, ist übrigens recht interessant. Der erste Teil stammt vom javanesischen Wort „Suro“, welches für Hai steht. Der zweite Teil des Namens stammt von „Boyo“, was für Krokodil steht. Laut einer Legende wurde die Stadt an der Stelle gegründet, an der ein Krokodil mit einem Hai gekämpft hat. Beiden Tieren begegnet man in Form von Statuen nahezu überall in der Stadt und auch das Vereinswappen von Persebaya beinhaltet diese. Ebenfalls interessant ist, dass es in Surabaya die einzige Synagoge des Landes gibt.

Warum tut man sich dieses Fußballspiel nun eigentlich an? Ganz einfach, Surabaya und Lamongan trennen 50 Kilometer. Lokalderby, allerdings eines der friedlichen Sorte. Ein Spielbesuch in Lamongan gab es bereits Ende 2017, von daher wusste man über die recht attraktive Fanszene. Nun war nur die Frage, ob Gäste zugelassen sein würden. Dies ist in Indonesien leider nicht so oft der Fall. Hier sollte es jedoch grünes Licht geben. Es kribbelte schon ein wenig im Vorfeld. 

Die Anreise mal wieder etwas zeitaufwendiger, da die Spielstätte schon fast in Gresik lag. Hier muss man also einiges an Zeit einplanen. Auch wenn der Hintern schon um Gnade fleht, nach der holprigen Anfahrt, so ist dies spätestens beim Anblick der riesigen Schüssel vergessen. Neben dem Nationalstadion Gelora Bung Karno in Jakarta und dem Palaran Stadium in Samarinda auf Borneo, das drittgrößte Stadion im Land. 

 

Nach dem zur Saison 2018/19 erfolgten Wiederaufstiegs in die 1. Liga, herrscht in Surabaya eine gewisse Euphorie. Insbesondere die ersten Saisonspiele waren sehr gut besucht. Die Freude über die Rückkehr, eines der ältesten Vereine des Landes ins Oberhaus, war wohl deutlich spürbar. Aber auch die Gäste sind nicht unbekannt, wobei deren Bekanntheit wohl eher aus einem tragischen Ereignis im letzten Jahr beruht, als der Torwart Choirul Huda am 15.10.2017 bei einem Zusammenprall im Spiel gegen Semen Padang tödlich verletzt wurde. Die Trauer über den Tod des seit 18 Jahren im Verein spielenden Torwarts war enorm und auch beim eigenen Besuch drei Wochen nach dem Vorfall deutlich spürbar. Die Rückennummer 1 wird Persela zu Ehren Huda’s nie wieder vergeben.

 

Mit Betreten des Stadions herrschte kurzzeitig etwas Irritation. Die Farben von Surabaya sind doch grün! Kurzer Blick ins Rund, ah das ist der Gästeblock. Das ist mal eine Hausnummer, war der erste Gedanke. Imposantes Bild. Und kurz danach gab es schon die ersten Gesänge in die Ohrmuschel. Auch das war imposant. Unter dem Dach natürlich ein idealer Schall. Der Blick in die weiteren Bereiche sah wirklich vielversprechend aus. Neben dem großen blauen Fleck in Form der Gäste, gab es einen noch viel größeren Grünen. In beiden Kurven hatten sich stattliche Gruppen zusammen gefunden und auch auf der Gegengerade gab es eine Gruppe. Na dann mal zurücklehnen und genießen. Durch das recht steil gehaltene Stadion, wirkt das alles noch eine Nummer besser, aber auch so bekam man an diesem Tag von beiden Seiten ein richtiges Brett serviert. Geschlossene Klatsch- und Hüpfeinlagen sehen schon genial aus, laute Wechselgesänge zwischen allen Stadionbereichen klingen auch genial. Zugegeben, hier haben sich einige Male die Haare aufgestellt und eine leichte Gänsehaut gab es obendrauf. Und um es auch einmal explizit zu erwähnen, alles komplett friedlich und mit Respekt vorm Gegner. Selbst bei den ganzen Zaunfahnen mussten einige schräge Über- und Durcheinanderhängaktionen zwischen beiden Fanlagern herhalten. 

 

Fürs Auge gab es hier soviel zu sehen, da litt das gar nicht schlechte Spiel sogar darunter. Denn die Schalparaden in den üppigen Kurven und die kleinen Choreo‘s zu Beginn der zweiten Halbzeit, ließen keinen konzentrierten Blick auf das sportliche Geschehen zu. Hinzu kamen noch die ganzen schon erwähnten optischen Stilmittel. Schwenkfahnen hier, dann Hüpfen der ganzen Kurve mit dem Rücken zum Spielfeld dort, eine Oberkörperfreiaktion von etwa 5.000 Leuten, die Torjubelszenen und zu guter letzt auch wieder das gemeinsame Singen nach Ende des Spiels. In diesem Fall mit positivem Ende für Persebaya, welche diese drei Punkte mehr als dringend benötigten. Was zum Teufel soll denn hier bei einem Spiel gegen Persija los sein? Ein wirklich geniales Fußballerlebnis, was selbst nach so vielen gesehenen Spielen noch zu begeistern weiß. Aber in Punkto Begeisterung haben die Indonesier ja schon nahezu ein Abo gebucht. 

 

Etwas überraschend war die offiziell verkündete Zuschauerzahl von nur 23.000 Leuten. Beim besten Willen, wenn dem so war, dann dürfte das Stadion maximal eine Kapazität von 40.000 haben. Da wurde wohl ein wenig geflunkert.

Dieses Spiel war der erneute Beweis, dass sich Indonesien fantechnisch auf dieser Erdkugel ganz weit vorn einreiht und absolut zu Unrecht viel zu wenig Aufmerksamkeit dafür erhält. 

Bericht: Marcel Hartmann 

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball in Indonesien

Artikel wurde veröffentlicht am
21 August 2018
Spielergebnis:
3:1
Zuschauerzahl:
35.000
Gästefans
7000

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