Regen, Schweine und Theater: Derby Friedland vs. Neubrandenburg unter Flutlicht

M Updated 25 April 2017
Regen, Schweine und Theater: Derby Friedland vs. Neubrandenburg unter Flutlicht

An das „Nachfüttern die Schweine!“ hätte ich zu diesem Zeitpunkt nie gedacht. Freitag, 16:15. Eine Lehrveranstaltung wurde verlegt. Nach Vortrag, Lesung, Literaturkritik soll es mit einer Diskussionsrunde noch einen Nachschlag geben. Der Körper ist inmitten des kleinen literarischen Kreises, der einem Außenstehenden ähnlich suspekt vorkommen mag wie eine klassische Hopper-Runde, noch anwesend, der Geist jedoch bereits beim Fußballsamstag. Ein, zwei Sätze gefolgt von einer plötzlich aufkommenden Hektik, aus der ein „Ich muss los! Bis nächste Woche!“ dringt und schon packe ich die Sachen. Ab nach Hause! Dann ein Anruf: „Aha, aha, Derby in Friedland, dann noch gegen Neubrandenburg. Ja, das passt genau in die Derby-Stimmung vor dem Derby-Samstag in Polen.“ Zwölf Jahre liegt der letzte Besuch in Friedland zurück. Ich hatte damals mal Lust auf das Derby zwischen Hansa und Hertha in Rostock. Lang ist’s her. Da trug die Polizei noch die grünen Anzüge. Ein Spiel in Friedland lag damals auf dem Weg – ähnlich wie heute. Nie hätte ich zu der Zeit an eine Rückkehr gedacht. Abhaken und weg, wie es so häufig ist.

Friedland

Friedland ist eine typische mecklenburgische Kleinstadt ist. Im Allgemeinen angenehm, hier und da mal eine Häuserruine. Hier im Datzetal ist man stolz darauf, sich der erste deutsche Sportverein nennen zu dürfen. Die Datze ist übrigens ein Fluss, der nicht weit von hier entspringt und in zwei Richtungen fließt und dadurch auch zwei Mündungen besitzt. Nach der Havel-Quelle ist das die zweite „gewässrige“ Kuriosität dieser Art in der Gegend.

Der FCN und  der TSV 1814 kämpfen 2017 beide gegen den Abstieg. Das und der Termin am Freitag locken doch einige auf den Hagedorn-Sportplatz, dessen Aussehen komplett verändert wurde. Einzig die zwei uralten Pfeiler an der Einfahrt erinnern an den alten ersten Turnplatz Deutschlands. Gespielt wurde heut auf dem neuen Kunstrasenplatz, der immerhin über zwei Stufen verfügt, auf denen sich die meisten der ca. 100 Neubrandenburger tummeln. Zwei Fahnen haben sie befestigt, die aus der Ferne schlicht aussehen. Steht man dann direkt vor ihnen, so wird des Künstlers Liebe zum Detail erkennbar. 

Frieldand

Der Wind weht eklig und zwischendurch setzt immer wieder der Regen ein. Super, dass die Jacke in der Heimat weilt! Vergessen. An ein frühzeitiges Verlassen des Sportplatzes aufgrund des Wetters war dennoch gar nicht zu denken. Das Derby war packend. NB rannte unentwegt an, aber die Torstatistik blieb leer. Wahnsinn, wie schnell die erste Hälfte verging – trotz Regen. Wenigstens fanden sich im Auto noch Handschuhe an. Die zweite Halbzeit war anfangs eine Kopie der ersten Hälfte, bis der TSVer Becker wegen Foulspiels die zweite Gelbe sah. Schon nach dem Foul wusste er, was ihm blüht und feuerte das Trikot auf den Boden. Die Schlussphase hatte es noch einmal richtig in sich. Auf den Rängen wurde es nun auch lauter. FCN auf der „Tribüne“ und die Quelle der TSV-Rufe in der Ecke. Klar, da ist der Eingang und der Bierstand. Das ergibt den traditionellen Suff-Support. Gut zehn Minuten vor dem Ende spielt FCN-Kapitän Träger einen langen Pass auf Kliefoth, der wiederum auf Schmidt passt. Schmidt hat alle Zeit der Welt, um sich den Ball zurechtlegen zu können und versenkt. Nach den Eisern-NB-Rufen wird nun das traditionelle „Nachfüttern die Schweine!“ ausgepackt. Sehr interessant, dass das Jung und Alt(!) - alles was die Stimme hergibt - Richtung Platz brüllen. 

Friedland

Kurz danach gibt es eine Ecke. Ein hoher FCNer steigt im Fünfer in die Luft und köpft den Ball ins Tor. Der TSV-Torwart war chancenlos. Doof sind die hier ja nicht und so wirft sich der Torwart einfach mal auf den nassen Kunstrasen und krümmt sich. Versuchen kann man’s ja. Das unfeine Theaterstück gelingt und der Schiedsrichter gibt zur Verwunderung aller 400 Anwesenden das Tor nicht. Aus heiterem Himmel macht Holtz für den TSV den Ausgleich. Fünf Minuten und vier zusätzliche blieben noch, aber der FCN war zu geschockt. Das ist Fußball. Und, was nach dem Spiel folgte, ist wohl spezifisch für Friedland (?). Noch vor dem Verlassen wird eine Seite vom Flutlicht ausgeschaltet. Ich bin kaum am Auto, da wird’s gar stockfinster. Hier wird Strom gespart.

Nach dem Rückzug des FC Schönberg kommt wieder Spannung in den Abstiegskampf und der Punkt hilft beiden kaum weiter. Es muss auch kein Derby in der nächsten Saison geben. Dauer-Derbys verlieren mit der Zeit oftmals ihren Reiz, wie ich am folgenden Tag feststellen konnte. Ausnahmen bestätigen die Regel, was ich bei Spiel zwei am Samstag auch feststellen durfte.

Text & Fotos: Michael

Artikel wurde veröffentlicht am
25 April 2017
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
350

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