1. FC Union Berlin vs. 1. FC Nürnberg: Solider Auftritt der Franken im Köpenicker Forst

FCNSamstagmorgen. Berlin Schönefeld. 9:25 Uhr. Manch einer holte seine Liebsten vom Flughafen ab, andere standen auf dem Bahnsteig und warteten auf den Sonderzug, der ein Großteil der Nürnberger Fußballfans zum Auswärtsspiel nach Berlin gebracht hatte. Das Kräfteverhältnis an jenem Morgen war auf dem besagten Bahnsteig eindeutig. Postierte Zivilpolizisten : wartende Exil-Nürnberger. 3:1. Dazu der Schreiberling dieses Magazins. Wie Eckensteher Nante am Treppenaufgang. Ansprechpartner für gerade eingetroffene spanische Touristen. „Potsdam Sanssouci? El trén? Aquí?“ Na, nicht wirklich. Aber der passende Regionalexpress würde auch bald eintreffen. Jetzt würde aber erst einmal der fränkische Mob einfallen. Mit einer Verspätung von zirka 45 Minuten rollte schließlich der Sonderzug am Nachbarbahnsteig ein. Unaufgeregt stiegen die Glubb-Fans aus und sortierten sich. Kartons wurden aus einem Fenster durchgereicht und von einigen Nürnbergern zu einem Seitenausgang getragen. Kurze Erklärung an der Polizeikette. Nein, keine Pyro-Stangen, die abseits des Mobs gen Stadion transportiert werden sollen, sondern eine Ware, die jedoch ebenso heiß ist: Die brandneue Ausgabe des Heftes Ya Basta!

FCNOhne großartige Polizeibegleitung fuhr die rot-schwarze Reisegesellschaft mit der S-Bahn in Richtung Stadtzentrum. Wohin genau, wusste in den Waggons kaum jemand. Irgendjemand würde ja schon wissen, wo man umsteigen müsse. Als am Bahnhof Schöneweide nach kurzem Aufenthalt  die S-Bahn wieder in die andere Richtung düste, wurde manch ein Fan ein wenig unruhig. Zurück nach Schönefeld? Aber nein, Spindlersfeld war das Ziel. Von dort aus ging es als Fanmarsch zum Stadion An der Alten Försterei. Dieser verlief friedlich, zu einer Festnahme kam es allerdings trotzdem.

GlubbBereits gegen 11:15 Uhr konnten die ankommenden Nürnberger nach und nach den Gästeblock betreten. Umso erstaunlicher, dass trotz nicht aufkommender Hektik, später nicht alle nachkommenden Glubb-Fans in den Gästeblock gelangen konnten. So gab es zehn Minuten nach Anpfiff eine Durchsage des Stadionsprechers, dass die anwesenden Fans bitte zusammenrücken mögen, draußen warten noch weitere Fans, die nicht hinein können. Nürnberger berichteten, dass zwischenzeitlich sogar die Stadiontore geschlossen wurden und manche Fans draußen blieben. Wie es dazu kommen konnte, blieb ungeklärt.

FCNDie Nürnberger im Stadion sorgten von Beginn an für Glubb-typische Stimmung. Was anderes ist man schließlich von UN & Co auch nicht gewohnt. Zu Beginn der Partie gab es ein Intro aus schwarzen und roten Fahnen. Am Zaun stand auf dem langen Banner geschrieben: „Was auch immer passiert, wir lieben dich sowieso.“ Angepeitscht von den drei Vorsängern, wobei der in der Mitte Sitzende bis an den Rand der körperlichen Möglichkeiten ging, gab es fortan einen strammen Support. Das spannende Spiel tat sein übriges, dass dieser Nachmittag ein einprägsames Erlebnis wurde. 

FCUBereits nach fünf Minuten ging der 1. FCN mit 1:0 in Führung. Nach einer Flanke von Leibold ging der Ball an den Fuß von Behrens, durch Leistner abgefälscht gelangte der Ball ins Gehäuse. Vor 21.552 Zuschauern entwickelte sich eine unterhaltsame Partie. Der Ausgleich der Eisernen kam dennoch völlig aus der Kalten. Trimmel hatte aus zweiter Reihe abgezogen. FCN-Keeper Kirschbaum konnte den Ball nicht festhalten bzw. zur Seite abwehren. Wood stand bereit und brauchte nur noch einschieben. Nach dem starken Beginn der Nürnberger verschob sich nun das Kräfteverhältnis. Union übernahm das Ruder und erntete in der ersten Viertelstunde des zweiten Spielabschnittes die Früchte. Zack, 54. Minute, Skrzybski haute aus über 20 Metern die Kirsche in den Winkel. Nur vier Minuten später legte Puncec mit Köpfchen zum 3:1 nach. Jubel, Trubel, Heiterkeit bei den Eisernen. Auch bei den Ersatzspielern gab es kein Halten mehr. Mit gereckter Faust rauf auf den Platz.

FCUIm Gästeblock wurde es nun doch deutlich ruhiger. Das sollte sich jedoch sieben Minuten später wieder ändern. Schöpf trat an, ließ zwei Gegenspieler alt aussehen und versenkte den Ball mit Gefühl zum 2:3 aus Sicht der Gäste. Der Glubb war wieder im Geschäft. Union kam nun außer Tritt. Über die Auswechslung von Skrzybski  und Wood in genau jener Phase wurde nach dem Spiel noch mächtig diskutiert. Brandy und Redondo waren nun stattdessen auf dem Rasen. Nur vier Minuten später sorgte der Ausgleichstreffer von Erras für eine Nürnberger Jubelorgie und lange Gesichter bei den Eisernen. „Eisern! - Union!“ gab es nun als lautstarken Wechselgesang. Im Gästeblock war ein „Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin!“ zu vernehmen. Mit Schmackes ging es in die Schlussviertelstunde, in welcher der 1. FC Union die besseren Möglichkeiten hatte, doch weitere Tore gab es nicht mehr zu sehen.

GlubbAbpfiff. 3:3. Plötzlich wurde es richtig still im Stadion. Nur leises Gemurmel war zu hören. Für Union war dieses Remis definitiv zu wenig, aber auch im Gästeblock war man sich nicht sicher, ob man sich nun freuen oder unter dem Strich doch eher enttäuscht sein soll. Ein Punkt - zu wenig im Aufstiegskampf. Allerdings fühlt sich ein 3:3 nach 1:3-Rückstand fast wie ein Sieg an. Nach kurzem Verharren wurde die Mannschaft gefeiert, doch als diese nicht zum Zaun kam, zeigten sich einige Nürnberger zurecht erbost. Die paar Meter sollten doch machbar sein, nachdem der prall gefüllte FCN-Block mal wieder volle Unterstützung geboten hatte. Aber vielleicht ist das für die Spieler nichts besonderes mehr. Dauerzustand beim Glubb. Dank Ultras Nürnberg & Co.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Union Berlin

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Nürnberg

Artikel wurde veröffentlicht am
09 November 2015
Spielergebnis:
3:3
Zuschauerzahl:
21.552
Gästefans
2500

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2. Bundesliga

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