Karkonosze Jelenia Góra vs. KS Stilon Gorzów: Massive Polizeipräsenz als Spaßbremse

KSK„Mobilizacja 100%!“ Keine Ausreden. Man sieht sich zum nächsten Spiel im entsprechenden Sektor des städtischen Stadions in Jelenia Góra. Das Ankündigungsplakat der Fanszene des KS Karkonosze bestach wie immer mit einer deutlichen Sprache. Das Nachholspiel gegen KS Stilon Gorzów Wielkopolski (III Liga / vierthöchste Spielklasse), das am vergangenen Mittwoch um 19 Uhr angepfiffen wurde, versprach ein guter Kracher zu werden. Stilon reiste mit zwei Fanbussen an, und dass KS Karkonosze eine recht ordentliche Fanszene hinter sich weiß, durfte im vergangenen Herbst beim Duell gegen Polonia Stal Swidnica bestaunt werden. 1.000 Zuschauer, ein rappelvoller Sektor und Pyro en masse. Wobei die Pyrotechnik für den Verein scheinbar kein Problem darstellt. Zuletzt schmückten rot leuchtende Bengalos die Eintrittskarten für die mit Spannung erwartete Nachholpartie gegen Stilon Gorzów.

KSKEher ein Problem waren die KSK-Anhänger, die am 11. Oktober 2014 beim besagten Spiel gegen Polonia Stal Swidnica vermummt auf die Tartanbahn gestürmt waren. So machte gegen Stil Gorzów die Polizei ernst und fuhr alles auf, was vorhanden ist. Der Wasserwerfer stand am Zugang des Innenraums bereit. An sämtlichen Ecken des Stadiongeländes waren zahlreiche Einsatzkräfte postiert worden. Keine 0815-Polizei, sondern die schwarz maskierten Polizisten mit Schild, Knüppel und Gummischrot-Gewehren. Man musste kein polnischer Fußballkenner sein, um zu wissen, dass an diesem Abend eine zero-Tolerance-Strategie gefahren wurde. Höflich, aber überaus bestimmt wurde einem vor dem Spiel ein Rundgang mit der Fotokamera verwehrt. „Bardzo prosze!“ Bitte zurück! Tribüne oder Innenraum. Ein zaghaftes Schnuppern am Gelände vor dem Gästeblock war nicht erwünscht. 

PolenUnruhig wurde es, als aus der Ferne die Blaulicht-Sirenen der begleitenden Fahrzeuge zu vernehmen waren. Die beiden Stilon-Fanbusse trafen ein. Etliche behelmte Polizisten trabten nach draußen. Bereits im Stadion befindliche Fans telefonierten, diskutierten und rannten ebenfalls in Richtung Straße. Mit einem Affenzahn bogen die beiden Gästebusse ein und fuhren direkt auf die Brachfläche vor dem Gästekäfig. Rund 70 Stilon-Fans hatten den Weg auf sich genommen. Sie erklommen die Krone der Gegengerade und warfen einen ersten zaghaften Blick ins Rund. Der eigentliche enge Käfig musste nicht genommen werden, die Gäste durften im Bereich daneben stehen und ihre drei mitgebrachten Zaunfahnen befestigen. Da genügend polizeiliche Einsatzkräfte vorhanden waren, sollte dies auch kein Problem darstellen. 

StilonWährend die Reisegesellschaft aus Gorzów Wielkopolski langsam warm wurde und den Gesang anstimmte, wollte sich der heimische Fansektor nicht richtig füllen. Die riesige bereit gelegte Blockfahne mit dem markanten Vereinsemblem konnte an diesem Tag nicht zum Einsatz kommen. Irgendetwas stimmt nicht. Nur nach und nach füllte sich der seitliche Bereich der Haupttribüne recht passabel, doch ergab sich bei weitem nicht der Anblick wie beim Oktober-Spiel gegen Polonia Stal Swidnica. Ein Großteil der kernigen Fraktion musste bei dieser Partie draußen bleiben. Ob Gefährdungsansprache, eintägiges Platzverbot oder generelles Stadionverbot - das konnte im Detail nicht in Erfahrung gebracht werden. Fakt ist, dass in der ersten Halbzeit die Stimmung bei weitem unter den Erwartungen blieb.

KSKDas sollte sich jedoch im zweiten Spielabschnitt ändern. Zuvor hatte in der 43. Minute Maciej Firlej die Hausherren etwas überraschend in Führung gebracht. Auf dem Rasen waren die Gäste dem Aufsteiger deutlich überlegen - und das sollte sich in der zweiten Halbzeit auch in Tore ummünzen. Stilon Gorzów drehte das Spiel. Zum einen sorgte diese Tatsache für Emotionen, zum anderen hatten die Fans des KS Karkonosze noch etwas parat. Etliche bemalte Pappen wurden sorgfältig verteilt und später mit einem Schlag in die Höhe gehoben. Dazu ein paar Blinker und etliche Böller. Für die anwesenden Fotografen war der empfindlich kühle Abend gerettet. Im zentralen Bereich ergaben die Pappen ein „ULTRAS“.

KSKRingsherum durften diverse Abkürzungen und Motive bestaunt werden. „UF 13“, „ACAB“, „1312“, „1953“, „KS“, ein „PDW“ für die Kumpels hinter den Gittern, das Logo mit dem Hirsch der Stadt Jelenia Góra und des Vereins KS Karkonosze, drei Hooligan-Motive, eine Faust auf blau-weißem Untergrund, ein durchgestrichenes Sowjetzeichen, ein schlichtes Keltenkreuz und nicht zu vergessen der polnischer Anker (Kotwica) - das Symbol der polnischen Widerstandsbewegung im zweiten Weltkrieg. Die Kotwica stellt die Buchstaben P und W dar und steht als Abkürzung für Polska Walcząca („Kämpfendes Polen“). In der oberen Ecke des Fanblocks war zudem ein „Bóg wybacza, Karkonosze nigdy“ (Gott vergibt, Karkonosze niemals) zu lesen. 

StlonDie Stimmung wurde nun passabel. Beide Fanblöcke hatten sich nun einiges zu sagen. Immer wieder wurde der verbale Ball hin und her gespielt. Eine Provokation folgte der nächsten. War diese gut gelungen, lächelte sogar der Gegner kurz und holte zum Gegenschlag aus. Währenddessen machten sich zwei vermummte Gestalten in aller Seelenruhe an einem Tor zu schaffen. Einer griff durch die Streben und konnte sogar die Verriegelung lösen. Für Aufsehen sorgte diese Aktion nicht, Ordner sicherten Minuten später dieses Tor ab, die polizeilichen Einsatzkräfte rückten gemächlich weiter auf. Auch ein lichterloh brennender Schal lockte Gegner und Ordnungskräfte nicht aus Reserve. Zwar standen auf Heimseite etliche KSK-Anhänger bereit, doch zu einem Platzsturm kam es an diesem Abend nicht. 

PoliciaWährend die Gäste das 2:1 über die Zeit brachten, kreiste über dem Stadion eine mit Kamera bestückte Drohne. Mit einem leisen fiesen Geräusch bewegte sie sich durch die einbrechende Dunkelheit und nahm sämtliche Ecken der Zuschauerbereiche ins Visier. Stilon gewann das Spiel und feierte gemeinsam am Zaun mit einigen Schlachtrufen, die KSK-Fans packten indes ihre Sachen und verließen recht fix das Stadiongelände. Die Polizei war bereits postiert. Die Gewehre mit den Gummischrot-Patronen waren im Anschlag, nicht wenige maskierte Polizisten klopften mit den Schlagstöcken gegen ihre Schilder und die Lederstiefel. Kein angenehmer Anblick. Mehr Präsenz brauchte es an diesem Abend nicht. Die Einsatzkräfte marschierten einmal die Straße vor dem Stadion auf und ab, doch von den Fans war keine Spur mehr zu sehen. Und auch die beiden Fanbusse des KS Stilon verließen schon bald die Stadt. 

Zu absolvieren sind in der laufenden Saison noch drei Partien. Als Aufsteiger hat sich KS Karkonosze unter dem Strich äußerst gut geschlagen. Rang zehn ist in der III Liga grupa dolnośląsko-lubuska der Stand der Dinge. Bereits am morgigen Samstag folgt das nächste Heimspiel. Der Gegner: Bielawianka Bielawa. Mit Gästefans ist eher nicht zu rechnen. Das letzte Heimspiel erfolgt am 06. Juni gegen MKS Oława. 

Fotos: Marco Bertram, Basti O. (Spiel gegen Swidnica)

> zur turus-Fotostrecke: KS Karkonosze Jelenia Góra vs. KS Stilon Gorzów Wielkopolski

Artikel wurde veröffentlicht am
29 Mai 2015
Spielergebnis:
0:1
Zuschauerzahl:
400
Gästefans
70

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