SV Babelsberg 03 vs. FC Carl Zeiss Jena: Zwei Platzverweise, dramatische Schlussphase

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MB Updated 13 September 2014
SV Babelsberg 03 vs. FC Carl Zeiss Jena: Zwei Platzverweise, dramatische Schlussphase

03Was für ein Fußballabend im Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion! Was eher öde und stimmungsarm begann, mündete am Ende des zweiten Spielabschnitts in hektische Szenen sowohl auf dem Rasen als auch auf den Rängen. Da der Bus der Horda Azzuro und weitere Fans in einem fetten Stau standen, wurde das Spiel zwischen den Filmstädtern und den Kickern aus dem Paradies 15 Minuten später angepfiffen. Zwar waren zu jenem Zeitpunkt die Ultras aus Jena noch immer nicht eingetroffen, doch der Verband genehmigte keine weiteren Verzögerungen. Um 19:15 erfolgte der Anpfiff. So oder so war es im Gästeblock ziemlich still. Seit Monaten befindet sich ein Großteil der Anhängerschaft im Stimmungsboykott. Allein ein paar angereiste Jungs der recht neuen Kernberg Bande waren mit ihrer mitgebrachten Trommel zu vernehmen. Ab und an stimmten zudem ein paar ältere Allesfahrer ein „F-C-C“ an.

jenaDer Beginn der Regionalligapartie war recht flott. Nach nur wenigen Sekunden kam Jena über die rechte Seite und sorgte für Gefahr. In der dritten Minute prüfte auf der Gegenseite Severin Mihm nach einem Freistoß mit dem Kopf den FCC-Keeper Tino Berbig. Als nach knapp zehn Minuten Dominik Bock mit einem Fernschuss aufs Babelsberger Gehäuse zielte, hätte man meinen können, das Spiel würde ansehnlich werden. Wurde es jedoch zunächst nicht. Zumindest nicht, was das Spiel der Gäste betraf. Jena wurde immer schlechter, immer ängstlicher, immer passiver. Folgerichtig ging Babelsberg nach 23 Minuten in Führung. Joaquim Makangu netzte ein, jegliche Abwehrversuche scheiterten kläglich. Das kurz zuvor ertönte „Los jetzt hier!“ aus der Babelsberger Nordkurve hatte somit Wirkung gezeigt.

jenaJena nun wachgerüttelt? Keine Spur! Babelsberg machte das Spiel, Jena zeigte eine extrem schwache Vorstellung. Nach einer halben Stunde hatten die Hausherren gleich zweimal die dicke Chance auf 2:0 zu erhöhen. In der 38. Minute war es nochmals Makangu, der das 2:0 auf dem Fuß hatte, doch Jena-Keeper zeigte eine Parade und verhinderte einen weiteren Gegentreffer. Inzwischen war auch der Bus mit den Carl-Zeiss-Ultras eingetroffen. Die Fahne wurde am Zaun befestigt, für Stimmung wurde aufgrund des Boykotts (Protest gegen den belgischen Investor) nicht gesorgt. Was die Ankömmlinge mit ansehen mussten, wird auch kaum ihre Herzen erwärmt haben. Ein Grauen. Beispielhaft ein Einwurf auf Höhe des Torraums. Der Ball flog weit hinein, doch gerade mal zwei Jena-Spieler standen irgendwo zwischen neun Babelsbergern. Nur zu klar, dass der Ball spielend leicht geklärt werden konnte.

03Das muss aber eine Ansprache gegeben haben beim Pausentee! Im zweiten Spielabschnitt zeigte Jena ein anderes Gesicht. Was zu zeigen hatten auch die Babelsberger Ultras, nämlich eine goldglänzende Choreo mit der Aufschrift „Refugees Welcome!“ Dazu eine ordentliche Portion Pyrotechnik, die das Ganze zum Leuchten brachte. Der Rauch war noch nicht ganz verzogen, da hatten sich die Spieler in den Haaren. Oh ja, nun war Dampf in der Partie! Bissig und giftig ging es zu Werke. Auf den Rängen zeigte die Babelsberger noch rasch ein Soli-Spruchband mit der Aufschrift „Du (Chatelet) machst unseren Sport kaputt!!!“

KarliHitzig ging es auf dem Platz weiter. Rudelbildungen, Diskussionen. In der 64. Minute musste Leon Hellweg nach seiner zweiten gelben Karte vom Platz. 13 Minuten später erfolgte schließlich der Ausgleich. Tino Schmidt brachte den Ball rein, der eingewechselte Maxim Banaskiewicz machte das 1:1 klar. Jubel im Gästeblock. Nur zwei Minuten später der nächste Platzverweis. Zwei gelbe Karten innerhalb weniger Sekunden für Andreas Löser. Erst gefoult, dann den Ball weggeschlagen. Einen Bärendienst für seine Mannschaft geleistet. Mit Haken und Ösen ging es in die Schlussminuten. Und diese sollten es in sich haben! Drei Minuten vor Schluss köpfte Velimir Jovanovic an den linken Pfosten. Die Filmstädter bekamen den Ball nicht aus der Gefahrenzone, Maxim Banaskiewicz war zur Stelle und drosch die Kugel unhaltbar unter die Latte. 2:1 für Jena. Die Gästefans sprangen vor Freude im Dreieck und hingen am Zaun.

03Doch noch war die Partie nicht vorbei! Da ging noch was! Babelsberg griff noch einmal wütend an. In letzter Minute lag plötzlich Julian Prochnow im Strafraum auf dem Boden. Der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Punkte. Wütende Proteste bei den Thüringern. Das schnupperte doch ganz klar nach einer Schwalbe. Einige Zeit verging, bis Bilal Cubukcu zum Punkt treten konnte. Die Jena-Fans rüttelten scheppernd am Zaun. Es nutzte nichts. Sicher wurde eingelocht. Ausgleich in allerletzter Minute. Wenig später war Schluss. Der Pfiff ging unter, auch nach Spielende bildeten sich auf dem Rasen Spielertrauben. Es gab reichlich Diskussionsbedarf.

jenaKeine Frage, die Gäste waren bedient. Eine Party feierten indes die „sportlich Eleganten“ auf der Haupttribüne. Hämischer Gesang brachte das Thüringer Fass zum Überlaufen. Etliche Fans kletterten über den ersten Zaun und suchten den möglichen Kontakt zu den sportlich Orientierten, die gewiss etwas anders ticken als die Babelsberger aus der Nordkurve. Wären Ordner und Polizisten nicht sofort zur Stelle gewesen, hätte es am Zaun durchaus gescherbelt. So aber blieb es beim wütenden verbalen Austausch. Nach einiger Zeit drängten behelmte Polizisten die „sportlich Eleganten“ zurück. Unruhe kam nun am anderen Ende des Gästeblocks auf. Als dort einige Übereifrige Streit mit der Nordkurve suchten, wurden diese von Leuten aus den eigenen Reihen „zurückgepfiffen“. Inzwischen waren auch die polizeilichen Einsatzkräfte in den Gästeblock gestürmt, um endgültig für Ruhe zu sorgen.

Sportlich haben beide Teams vorerst in der Tabelle der Regionalliga Nordost ein Plätzchen gutgemacht. Gespannt sein darf man auf den kommenden Spieltag. Während Jena den VFC Plauen empfängt, reisen die Babelsberger zum Aufsteiger BFC Dynamo in den Jahn-Sportpark. 1.000 plus X – so lautet das Ziel der Fanszene von Nulldrei. So viele Filmstädter sollen nach Möglichkeit ihr Team in einer Woche auswärts unterstützen.

Fotos: Marco Bertram

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Artikel wurde veröffentlicht am
13 September 2014
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
3.000
Gästefans
400

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Regionalliga

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