BAK 07 vs. Hertha BSC II: Überaus nervige Begleiterscheinungen im Poststadion

BAK 07 vs. Hertha BSC II: Überaus nervige Begleiterscheinungen im Poststadion

Am Mittwoch hieß es für mich auch aus nach wie vor vorhandenen Sympathien für die blau-weiße Hertha diese mal wieder auswärts zu unterstützen - auch wenn es auch nur die zweite Mannschaft ist. Und klar, ich bleibe natürlich im Herzen eisern durch und durch, doch war doch Hertha BSC Mitte bis Ende der Neunziger als Teenager mein erster wirklicher Kontakt zum Berliner Fußball und somit auch mit der Startpunkt für meine heutige Leidenschaft zum runden Leder. Insofern hat dieser Verein trotz der großen Rivalität zu meinen Eisernen und der der ganzen letzten bzw. aktuellen Eskapaden immer noch einen festen Platz bei mir, sodass ich doch nach wie vor gerne Spiele der alten Dame mitnehme.

So nutzte ich am vergangenen Mittwoch die besagte Chance, die U23 von Hertha BSC auswärts zu sehen. Ziel war mit dem altehrwürdigen Poststadion Berlin eines der legendärsten und meiner Meinung nach auch schönsten Stadien Berlins, wo am frühen Abend das Nachholspiel der Regionalliga Nordost zwischen dem Berliner AK 07 und besagter U23 von Hertha BSC auf dem Programm stand.

Eine Stunde vor dem Spiel blieb noch genügend Zeit für eine kleine Fotorunde bzw. ein entspanntes Genießen des schönen Wetters, bevor sich die Tribüne doch ordentlich füllte und das Spiel auch endlich losgehen konnte. Aber beim Thema Zuschauer waren wir da schon beim ersten leichten Thema, dass mich vorgestern zumindest etwas gestört hat. Ich weiß nicht, ob es an der „frühen“ Anstoßzeit von 19 Uhr lag und ja, ich bin es gewohnt, dass einige Leute erst nach Spielbeginn kommen. 

Das Geschehen war schon etwas extrem. Zumindest gefühlt ein Viertel der Leute in dem Bereich, wo ich saß, trudelte teilweise erst rund eine halbe Stunde nach Spielbeginn ein und kollidierte dann somit schon fast mit den Leuten, die wie in anderen Stadien auch schon eher ihre Plätze verlassen, um in die Halbzeit zu kommen. Ein wirklich entspanntes Fußballschauen war bei diesem Kommen und Gehen damit nicht wirklich gegeben und dies war dann doch zumindest ein kleiner Wermutstropfen. Wie ich später in Erfahrung bringen konnte - ich war ja überpünktlich im Stadion -, lag das Ganze auch an der katastrophalen Einlasssituation. Es war wohl nur eine Kasse geöffnet, und manch einer wartete eine halbe Stunde in der Schlange.

Aber zurück zum Spiel. Und da konnten die Vorzeichen gegensätzlicher nicht sein. Da hatten wir zum einen die Gastgeber vom Berliner AK 07, welche die letzten Jahre immer irgendwie zum erweiterten Kreis der Favoriten gezählten wurden. Doch da muss man dabei jetzt in der Vergangenheit reden, denn vom möglichen Aufstieg spricht nun keiner mehr. Stattdessen brach zur neuen Saison das absolute Chaos aus. Hauptsponsor und Präsident weg, 20 Spieler verließen den Verein - sprich, es war unklar, ob es überhaupt in der Regionalliga weitergehen würde. 

Nun hat man zwar einen Kader zusammen, doch von den alten Zielen ist man doch meilenweit entfernt und stattdessen heißt es Abstiegskampf pur. Dies zeigte auch der Saisonstart mit einem 0:6 in Luckenwalde, einem achtbaren torlosen Unentschieden und im letzten Spiel zuhause einem 0:4 gegen den damit aktuellen Tabellenführer FC Rot-Weiß Erfurt. Einzig im Berlin-Pokal steht mit dem 3:0 beim achtklassigen Bezirksligisten Fortuna Pankow ein Sieg zubuche, sodass man in der Liga vor diesem Spiel mit demnach mit nur einem Punkt aus drei Spielen und 0:10 Toren auf dem 17. und somit vorletzten Tabellenplatz lag. Das hieß aber auch, dass Punkte trotz des frühen Saisonzeitpunktes mehr als dringend benötigt werden, wollte man nicht jetzt schon im Tabellenkeller festsitzen.

Das würde bei dem Gegner aber schwer genug, denn anders als bei den Profis läuft es gerade bei der U23 von Hertha BSC richtig gut. Man startete mit einem 3:0 gegen die BSG Chemie Leipzig in die Spielzeit, ehe man durch ein Tor in der Schlussphase mit 4:3 gegen den FSV Zwickau gewann und im letzten Spiel den Spitzenklub VSG Altglienicke gar mit 6:2 aus dem Jahn-Sportpark schoss. 

In der bisherigen Endsumme machte das die makellose Bilanz von neun Punkten aus drei Spielen, einer Tordifferenz von 13:5 Toren und Platz drei in der Tabelle, wobei man bei nur einem Punkt Rückstand auf den Tabellenführer aus Erfurt und einem Spiel weniger als diese mit einem Dreier heute an diesen vorbeiziehen konnte. Dies hieß also auch böse gesagt: Torfabrik gegen Schießbude. Die Favoritenrolle klar verteilt.

Zum Spiel: Doch sah das erstmal gar nicht schlecht aus, was die Heimelf da fabrizierte, denn man startete überraschend engagiert, auch wenn vorerst nichts erfolgsversprechendes heraussprang und die erste dicke Chance des Spiels dann doch den Gästen gehörte. Es lief die fünfte Minute, als eine Ecke der Hertha-Elf in den Strafraum segelte und dort zu einer dicken Doppelchance aus Nahdistanz führte, die Abwehr aber noch gerade so klären konnte. Jedoch zeigte sich auch die Abwehr des Favoriten heute teils nicht unbedingt sattelfest, was wiederum zu teils sehr guten Konterchancen für den Gastgeber führte, als diese nach etwas mehr als einer Viertelstunde bzw. nach einem schweren Hertha-Abspielfehler in der eigenen Hälfte plötzlich im eins gegen eins vor dem gegnerischen Keeper auftauchten, dieser aber noch gerade so aus fünf Metern den Ball klären konnte. Der Ball blieb dennoch brandheiß im Strafraum der Auswärts-Elf, der BAK kam zum Nachschuss und donnerte den Ball aus Nahdistanz an die Latte, bevor die Abwehr den Ball endgültig zur Seite klären konnte.

So entwickelte sich auch in der Folge eine Partie, bei welcher der blau-weiße Favorit zwar weiter das eigentlich leicht bessere und engagiertere Team war, die Heimelf aber gut mithielt und vor allem in der Abwehr gut stand und auf weitere Konterchancen wartete. Diese sollten auch kommen, so wie jene Möglichkeit nach rund einer halben Stunde, als sich erneut nach einem katastrophalen Schnitzer in der U23-Hintermannschaft zwei Spieler des BAK im Rücken der Abwehr davonschlichen, dann aber in der folgenden zwei gegen eins Situation den Ball freistehend aus fünf Metern weit neben das Tor schossen. Das Problem bei solch ausgelassenen Chancen ist nur, dass sich das irgendwann einmal rächen könnte - und so kam es dann beinahe fünf Minuten später auch, doch auch hier versuchte der Hertha-Angreifer im eins gegen eins beim Ausspielen des Keepers ein, zwei Tricks zu viel, so dass der Torwart den Ball schließlich festhielt.

Dann ging es auch erstmal mit diesem torlosen Remis in die Pause, und ehrlich gesagt, solch ein Klassenunterschied wie vielleicht im Vorfeld zu erwarten, war hier absolut nicht zu sehen, da beide Teams doch recht gleichwertig agierten. Dabei konnten die Hausherren bis hierhin doch gut damit leben, aber ich denke, dass die Gäste sich doch etwas mehr ausgerechnet hatten. So begann die zweite Hälfte und auch wenn die Auswärtself nun etwas offensiver agierte, blieben die Angriffe meist zu durchschaubar und ideenlos und stellten die gut sortierte BAK-Abwehr vor nicht allzu große Schwierigkeiten. 

Stattdessen musste der Favorit bei allem Offensivdrang zu offensiv zu werden, denn auch die Heimelf fuhr weiterhin ihre gut getimten Konter, so dass es auch immer wieder mal kurz im Strafraum der Blau-Weißen brannte. Es verging die Zeit und letztlich wäre dieser Punkt für die Hausherren sogar verdient gewesen. Aber wenn das Wörtchen wenn nicht wäre und du gerade unten drinstehst, kommt es dann meistens doch knüppeldick. So lief die vorletzte Minute der regulären Spielzeit und es hieß Ecke für die Hertha. Dies segelte in den Strafraum, konnte dort nicht wirklich geklärt werden, fand so auf der rechten Seite des Strafraums den passenden Spieler, der aus sieben Metern den Ball letztlich zur späten 1:0-Gästeführung unter die Latte nagelte. War dies die Entscheidung? Naja, nicht ganz, denn nun drängten wiederum die Gastgeber verständlicherweise auf den Ausgleich, während die Auswärtself sich zu befreien versuchte, doch es sollte nicht mehr sein und stattdessen hatte die U23 in der Nachspielzeit gar noch den zweiten Treffer auf den Fuß, doch verpasste diese mit dem Schlusspfiff im eins gegen eins die endgültige Entscheidung.

Somit endete dieses Spiel dann doch mit einem eigentlich erwarteten Sieg des Favoriten, der sich jedoch heute richtig schwer tat und sich auch über eine Punkteteilung nicht hätte beschweren können, so aber neuer Tabellenführer ist. Die Heimelf, die damit weiterhin sieglos auf dem vorletzten Platz liegt, zeigte eine wirklich couragierte Leistung und steht doch mit leeren Händen da, kann aber auf diese Leistung aufbauen. Insofern sollte diese den Kopf nicht hängen lassen und wenn sie so spielt wie heute, dürften auch bald die ersten Punkte eingefahren werden. 

Ein paar Worte zu den Fans / Zuschauern: Erstmal sind über 2.000 Zuschauer für ein solches Spiel schon eine mehr als ordentliche Kulisse, wobei aber sowohl von den Heim- als auch von den Gästefans nicht wirklich viel Stimmung kam. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit - und da kommen wir zu einem Punkt, der mir ehrlich gesagt richtig auf die Ketten geht und der Wiederrum dazu führt, dass ich zum Beispiel meine Probleme mit Vereinen wie Delay Sports habe. 

Dieser Grund spielt bei der U23 von Hertha BSC, heißt Nadar El-Jindaoui und ist neben dem Fußball auch ein einflussreicher Influencer mit 1,5 bis 2 Millionen Followern. Alles schön und gut, und ich weiß auch durch meine Hertha-Kumpeline Vicky, dass er ein super Typ sein soll, doch die „Nebenwirkungen“ dieser Beliebtheit sorgen nun mal für Erscheinungen, mit denen ich zumindest absolut nichts anfangen kann. 

So waren von den Zuschauern ein leider nicht kleiner Teil kleine Kiddies, die in bester Kiddie-Teenie-Schrei-Manier hier teilweise für eine Stimmung der „besonderen“ Art sorgten und für mich jegliche Fußballatmosphäre im Keim erstickten, da ich weder mit solchem Personenkult etwas anfangen kann und das Ganze auch sonst nichts mit Fußball zu tun hat. Sorry, aber da kann man mich gern altmodisch oder Traditionalist nennen, bei so etwas bin ich normalerweise weg!   

Zum Stadion/Umfeld: Das 1929 erbaute und laut DFB zirka 12.000 Zuschauer fassende Poststadion ist eines der ältesten und wohl zugleich berühmtesten Stadien Berlins, das aber leider schon seine besten (sportlichen) Tage hinter sich hat. Ohne Frage hat es absolut Flair! Die im alten Stil erbaute Haupttribüne und die Stehränge erinnern sehr an alte Tage und strahlen pure Nostalgie aus. Daher ist das Poststadion ein absolut lohnenswerter Ground.

Mein persönliches Fazit: Das Poststadion war wie immer sehr lohnend und es gab ein spannendes Spiel plus eine ordentliche Kulisse zu sehen - das machte schon Spaß. Es gab halt nur die beiden erwähnten Punkte mit dem regen Kommen und Gehen plus der Influencer-Problematik. Dies fiel aus meiner Sicht recht mächtig ins Gewicht. Davon mal abgesehen war es am Mittwoch wieder einmal ein schöner Fußballabend.

Bericht: Groundhopping Berlin und Co. (überarbeitet von Marco Bertram)

Fotos: Groundhopping Berlin und Co. (Externer Link zu Facebook)

Stadionname:
  • Poststadion
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
25 August 2023
Spielergebnis:
0:1
Zuschauerzahl:
2.078
Gästefans
1000

Ligen

Inhalt über Liga
Regionalliga

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