Chemnitzer FC vs. VSG Altglienicke: Übertriebener Sicherheitsaufwand in Falkenberg

Chemnitzer FC vs. VSG Altglienicke: Übertriebener Sicherheitsaufwand in Falkenberg

Nur noch knapp eine Woche bis zum Start in die Regionalligasaison im Nordosten des Landes. Die meisten Vereine nehmen dies nochmal zum Anlass für saftige Generalproben. Während die BSG Chemie den FC Erzgebirge Aue einlud, reiste der 1.FC Lok Leipzig ins Trainingslager des MSV Duisburg und gewann dort mit 1:0. Der SV Babelsberg verwöhnte die eigenen Fans und organisierte eine internationale Reise nach Wien, und der FC Rot-Weiß Erfurt durfte gegen Borussia Dortmund ein nahezu ausverkauftes Steigerwaldstadion verkünden. 

Wir begannen das Wochenende allerdings im brandenburgischen Falkenberg an der Elster und wohnten der internen Regionalligapartie zwischen dem Chemnitzer FC und der VSG Altglienicke bei. Eine eher ungewöhnliche Angelegenheit, dass man sich kurz vor Beginn der Saison mit einem direkten Konkurrenten duelliert, allerdings ist bei beiden Vereinen noch wirklich nicht abzusehen, wohin die Reise gehen wird und daher waren wir als neutrale Zuschauer gleich doppelt gespannt.

Die Situation vor Ort war auch ziemlich unklar, weil völlig übertrieben. Bereits am Hauptbahnhof in Falkenberg beäugten uns mehrere Streifenwagen, und auf dem kurzen Weg zur Sportanlage kamen uns umso mehr davon entgegen. Auch die Einlasskontrollen der stabilen Security glich einem Hochsicherheitsspiel in Polen. Da durfte auch ein Kniff ins männliche Gemächt nicht fehlen. Wir hatten zwar nichts zu verbergen, aber etwas seltsam wirkte die ganze Szenerie schon. 

Das kleine Örtchen Falkenberg ist mit seinen knapp 8.000 Einwohnern wohl eher für rote Backsteingebäude und als guter Umstiegspunkt für die Deutsche Bahn bekannt, aber nicht als Hotspot für heftige Ultraszenen oder Ausschreitungen. Auch die Tatsache, dass man sich unmittelbar in der Mitte der drei Großstädte Leipzig, Dresden und Cottbus und dennoch weit genug entfernt befindet, um jetzt mit einem der dort ansässigen Vereine in Verbindung gebracht zu werden, ließ uns ein wenig verwundert zurückblicken. 

Nun ja, knapp 350 zahlende Zuschauer und ungefähr zwanzig Polizisten im Inneren des Stadions kamen in den Genuss von reinem Regionalligafußball in der Stadt. Ich lehne mich weit aus dem Fenster und behaupte - das gab's noch nie. Zwar lud der Gastgeber, der ESV Lok Falkenberg, in den vergangenen Jahren immer wieder Vereine wie eben Lok Leipzig und Energie Cottbus ein, allerdings sind die Gastgeber selber eben weit von der Viertklassigkeit entfernt. Genauer gesagt ist man in der gerade abgelaufenen Saison aus der Landesklasse Süd abgestiegen und geht nun in der achten Liga an den Start.

Als größter Erfolg der Vereinsgeschichte stehen immer noch die Gaumeisterschaft in der Spielzeit 1927/1927 und zwei Vizemeisterschaften zu Buche. Und dennoch hat der Verein vor fast exakt 38 Jahren ein wenig internationales Flair in der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportanlage erleben dürfen. Der ESV Lok Falkenberg sollte im Jahr 1985 nämlich Ausrichter der 13. Ausgabe USIC-Fußball-Meisterschaft sein. Dort duellierten sich innerhalb von drei Tagen die Nationalmannschaften der DDR, Belgiens und Luxemburgs. Die Auswahl der DDR lief damals fast ausschließlich mit Spielern des 1. FC Lok und der BSG Chemie Leipzig auf und konnte beide Duelle für sich entscheiden. 

Wollen wir aber mal zu den aktuellen Ereignissen kommen und die gestrige Partie Revue passieren lassen. Die Randberliner dürften aufgrund ihrer soliden Stammformation wieder auf einigen Zetteln für die oberen Plätze in der Regionalliga liegen und machten zumindest in der ersten Halbzeit einen guten Eindruck. Über die individuelle Klasse von Spielern wie Abu-Alfa oder Cigerci müssen wir sicherlich nicht reden, beide rissen das Spiel mehr oder weniger an sich und spielten die Chemnitzer Defensive ein ums andere Mal etwas schwindlig. 

Bei den Sachsen machten sich die Verletzungen von Abwehrchef Robert Zickert und Dauerläufer Robert Berger bemerkbar. Schuld am ersten Gegentreffer hatte am gemütlichen Freitagabend aber leider ein anderer - und zwar David Wunsch, seinerseits neuer Stammkeeper der Chemnitzer. Der 20-jährige rutschte weit vor dem Tor aus und spielte einem Offensivspieler der VSG den Ball unkontrolliert in den Fuß, dieser hatte wenig Mühe den Ball aus 30 Metern ins leere Tor zu lupfen. Tolgay Cigerci legte nur wenige Minuten mit einem schönen Schlenzer das zweite Tor des Tages nach. 

In der zweiten Halbzeit wirkten die weiß spielenden Berliner etwas platt und auch die Wechsel machten sich qualitativ negativ bemerkbar. Chemnitz kam besser in die Partie und überstand auch die einzige kleinere Druckphase der Gegner unbeschadet. Nach einem schön herausgespielten Angriff war es Sommerneuzugang Leon Ampadu der den Chemnitzer Anschlusstreffer markierte. Zum Ausgleich sollte es allerdings nicht mehr kommen. 

Zusammenfassend ein schöner Abend, mit zwei Mannschaften die gewillt waren Fußball zu spielen. Die Gastgeber aus Falkenberg hatten mit den "Zuschauermassen" nur wenige Probleme und wirkten stets gut organisiert. Wir bedanken uns beim Verein und vor allem bei Frau Kaiser für die Einladung. Wir kommen gerne wieder.

Bericht & Fotos: "schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)

Artikel wurde veröffentlicht am
23 Juli 2023
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
350

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