Rapid vs. Austria: Scheißegal? Lords präsentieren geklaute Choreo

Rapid vs. Austria: Scheißegal? Lords präsentieren geklaute Choreo

Es gibt das „Derby (Dörbi) of Love“. Und es gibt das Wiener Derby zwischen dem SK Rapid (1897 gegründet) und dem FK Austria (1911 gegründet), welches nach dem Old Firm das am zweithäufigsten gespielte Fußballderby Europas ist. Die ersten beiden Stadtduelle konnte Rapid in der Saison 1911/12 mit 4:1 und 3:0 für sich entscheiden, erst sechs Jahre später konnte die Austria das erste Derby mit 1:0 gewinnen. Die längste Derbyserie von Rapid ohne Niederlage gab es vom 25. Mai 1996 bis zum 9. Mai 2000 (11 Siege, 6 Unentschieden) zu bestaunen, es folgte vom 12. August 2001 bis zum 6. August 2005 die längste Derbyserie von Austria ohne Niederlage (7 Siege, 10 Unentschieden).

Am vergangenen Sonntag fand in Hütteldorf das 339. Wiener Derby statt, und es sollte auf dem Rasen und auf den Rängen ein echtes Highlight werden. Unser Fotograf Dominik war bislang bei 12 Wiener Derbys vor Ort, und für ihn war jenes am vergangenen Wochenende das Beste. Rein sportlich betrachtet sind Rapid und Austria derzeit nicht das Nonplusultra in Österreich, da die Rivalen hinter Red Bull Salzburg, Sturm Graz und LASK Linz auf den Plätzen vier und fünf zu finden sind. Was die Brisanz anbelangt, so war das zurückliegende Duell allerdings eine Nummer für sich.

Der Grund: Die älteste Ultragruppe der Austria - die „Viola Fanatics“ - löste sich vor wenigen Tagen auf, nachdem die Jubiläumschoreographie deren Jugendsektion „Junge Legion“ von den „Lords Rapid“ geklaut wurde. Man durfte gespannt sein, wie die Reaktionen in beiden Fanlagern ausfallen würden. 

Rapid startete mit einer schlichten, aber sehr schönen Fahnen-Choreographie unter dem Motto „Alles für unsere Farben“, danach gab es ordentlich grün-weißen Rauch zu sehen. Auch die rund 2.800 Austria-Fans im ausverkauften Gästeblock starteten mit Rauch in ihren Vereinsfarben in ein Spiel, welches an Dramatik kaum zu überbieten war und genau das lieferte, was man sich als neutraler Beobachter bei solch einem Derby wünscht: Kampf, Leidenschaft, etliche Tore und auch ein paar Schiedsrichter-Fehlentscheidungen, die für Gesprächsstoff sorgten.

Die erste gute Möglichkeit des Spiels hatten nach fünf Minuten die Gäste, das erste Tor des Tages schoss allerdings Rapid. Nach 15 Minuten köpfte Burgstaller nach einer langen Hereingabe völlig unbedrängt zum 1:0 den Ball in die Maschen. Wiederum eine Viertelstunde später brachte Gruber mit seinem Treffer zum 1:1 den Gästeblock zum freudigen Ausrasten. Da wurden doch mal gleich ein paar weitere Fackeln angerissen. Dem nicht genug konnte nur drei Minuten später Tabakovic zum 2:1 für den FK Austria nachlegen. 

Kurz vor der Pause waren es dann wieder die Rapid-Fans, die jubeln durften. Aus der Distanz konnte Kerschbaum mit einem satten Schuss zum 2:2 abschließen. Pausentee? Noch nicht ganz! Elfmeter für Austria! Oder doch nicht! Das Foul fand knapp vor dem Strafraum statt, und nach kurzem Blick auf den Monitor gab es dann doch nur Freistoß an der Linie. Dieser ging knapp am linken Gehäuse vorbei - besser gesagt, streifte der Ball sogar das Aluminium. Nun aber ab zum Pausengetränk!

Ab in die zweite Spielhälfte! Während auf dem Spielfeld Rapid-Spieler Kasius die rote Karte zu sehen bekam, loderte und rauchte es hinter dem Banner der „Lords Rapid“. Rund 30 bis 40 Vermummte bereiteten alles vor, und nach der Botschaft „Can‘t stop Fanatics?“ wurde in der 55. Minute das zentrale Element der geklauten Choreographie präsentiert. Die „Ultras Rapid“ zeigten daraufhin ein „Ciao, Ciao Austrianer“-Spruchband, wenig später fielen die Vermummten wie Hyänen über die Blockfahne her, zerrissen diese und verbrannten die einzelnen Stofffetzen. Erstaunlich war die Reaktion im Gästeblock, aus diesem ertönte ein lautstarker „Scheißegal, scheißegal, scheißegal“-Gesang.

Hinein in die berühmte Rapid-Viertelstunde, die es in sich hatte. In beiden Blöcken wurde nochmals Pyrotechnik gezündet, auf dem Rasen machte Tabakovic in der 78. Minute seinen zweiten Treffer des Tages. 3:2 für Austria! Aber noch war lange nicht Schluss! In der 83. Minute zirkelte Grüll einen Freistoß in den rechten Winkel. Ausgleich für Rapid - das Weststadion (Allianz Stadion) stand Kopf! Feines Ding - das gab es nix zu halten! 

In der 86. Minute musste der Doppeltorschütze Tabakovic mit Gelb-Rot vom Platz, sodass die Partie mit jeweils zehn Mann beendet wurde. Rapid hatte noch eine fette Chance zum 4:3, doch kam Austria-Keeper Früchtl weit hinaus gelaufen und konnte das Ganze gerade noch so klären. Das 339. Wiener Derby endete schließlich 3:3 - es wurde ganz klar ein Spiel, das man nicht so schnell vergessen wird!

> weitere Impressionen vom Wiener Derby

Artikel wurde veröffentlicht am
18 April 2023
Spielergebnis:
3:3
Zuschauerzahl:
26.000
Gästefans
2800

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