125 Jahre BSC Young Boys: Basel schießt mit Witz quer und stiehlt die Show

125 Jahre BSC Young Boys: Basel schießt mit Witz quer und stiehlt die Show

„Wer uns aber besser kennt, weiss genau: Wir können auch anders! Luchar y vencer!“ Das Ganze schwarz auf gelb: Kämpfe und gewinne! Oha! Na dann man tau! Als frühere Errungenschaften gibt es unter anderen zu lesen: „2001/2002 Gründung Inferno Bern“ und „2010 Wir erlangen nationale Bekanntheit durch ein Video im Internet mit flotten Sprüchen wie «Holet Steine», «Stieflet die Wixxers». Wo das Ganze zu finden ist? Unter „Über uns“ auf der Webseite www.choreohalle.ch. Ein Blick auf die Webseite - so sehr es auch aus Sicht der Jungs aus Bern schmerzen dürfte - lohnt in jedem Fall. Vorgestellt werden nämlich die Räumlichkeiten, in welcher die Choreographien, Spruchbänder und Blockfahnen der Fanszene des BSC Young Boys gemalt werden.

Bis ins letzte Detail werden anhand von Fotos und Texten und sogar eines virtuellen Rundgangs die Räumlichkeiten der „Choreohalle“ den interessierten Usern gezeigt und erläutert. Wer bis jetzt gedacht hatte, diese Webseite sei tatsächlich ernst gemeint und dass man die Räume für eigene kreative Ideen mieten könne, müsste spätestens bei folgenden Worten stutzen: „Über uns Berner und Bernerinnen wird immer wieder gesagt, dass wir Dinge etwas langsamer angehen als andere. In diesem Raum kannst du diesem Vorurteil gerecht werden: Er verfügt über ein Sofa und bietet so die optimale Gelegenheit, sich während der vielen Arbeit auch mal eine Pause zu gönnen. Hier entstehen tolle Gespräche, neue Ideen und ab und an werden die Spraydosen durch Bierdosen ersetzt.“ Zur Ausstattung gehören kaputte Nähmaschinen und eine radioaktive Kiste.

Nun denn, liebe Leser, eigentlich sollte es ein turus-Bericht über die Historie des am 14. März 1898 ins Leben gerufenen Berner Sport Club Young Boys samt Infos zur Geburtstags-Choreo und zum Spielgeschehen gegen den FC Basel geben, doch stahl die Basler Fanszene der heimischen Geburtstagsparty ganz klar die Show. Im Vorfeld der großen Party verschafften sich Mitglieder der Basler Muttenzerkurve Zutritt zu den Räumlichkeiten, fertigten Fotos und Videos an, stahlen Elemente der Berner Jubiläumschoreo und erstellten im Nachgang eigens die oben bereits erwähnte Webseite www.choreohalle.ch

Die Basler Eindringlinge hätten auch die gesamte Choreo vernichten und die Räume verwüsten können, doch beließ man es dabei, Teile zu stehlen und das Ganze in der Folge mit Witz und Humor anzugehen. So hieß es beim mit Spannung erwarteten Duell BSC Young Boys vs. FC Basel im Gästeblock auf einem Banner: „Gspannt uff d YB-Jubiläums-Choreo?“ Verwiesen wurde dann per Spruchband auf die mit viel Detailliebe angefertigte Webseite. Bei der Beschreibung der Räumlichkeiten heißt es unter anderen: „Über den breit gebauten Gang können sowohl der Lagerraum als auch der Entspannungsraum erreicht werden. Letztgenannter besticht durch sein Interieur im Hedonisten-Stil und wird mit einer kühlen Dose Flüssiggold zur hauseigenen Wohlfühloase.“ Auf so was muss man erst einmal kommen. Kein Wunder, dass ein User in einem sozialen Netzwerk erklärte: „Als Zürcher muss ich sagen: brutale Aktion.“

Der Clou des Ganzen: Unter FAQ heißt es zur Frage „Können sich andere Fanszenen Zugang zu der Choreohalle verschaffen?“ ganz einfach: „Bezüglich gegnerischer Fanszenen haben wir keine Bedenken. Da müsste schon einiges schiefgehen…“ Verständlich, dass es für die Fanszene des BSC Young Boys ein „Schlag ins Gesicht“ war. Allerdings wollte man am vergangenen Wochenende nicht auf die vorbereitete Choreo verzichten. Es war nun mal alles angerichtet. Das Stadion war bereits eine Woche zuvor restlos ausverkauft und in der Altstadt wurden die gelb-schwarzen Fahnen gehisst. 

Während auf Heimseite die (restliche) Choreo präsentiert wurde, hieß es im Gästeblock, in dem ganz dreist sogar gestohlene Choreo-Elemente zur Schau gestellt wurden: „Die alten Propheten sagen euren Untergang mit fehlenden Bahnen voraus“. Weshalb trotz der fehlenden Elemente die Berner Fanszene trotzdem die Choreo umsetzte, bleibt ungeklärt. Ebenso offen bleibt, ob aufgrund der Schmach nun ganz bewusst auf den Einsatz von Pyrotechnik - es blieb bei vier Bengalos - verzichtet wurde. Irgendwie verständlich ist, dass die Stimmung in der Heimkurve trotz deutlichem Heimsieg nicht gerade bombig war. Gut aufgestellt zeigte sich indes der ausverkaufte Gästeblock (2.500 Basler), in dem im Laufe der Partie etliche Spruchbänder gezeigt und 36 Fackeln angezündet wurden. 

Immerhin lief es in sportlicher Hinsicht zum 125. Geburtstag des Berner Sport Club Young Boys rund. 15-mal konnte der BSC Young Boys bislang den Schweizer Meistertitel holen. Nach einer langen Durststrecke von 1986 bis 2018, in welcher zuletzt der FC Basel absolut dominant war, konnte viermal in Folge 2017/18, 2018/19, 2019/20, 2020/21 der Titel gesichert werden. Nachdem in der vergangenen Saison der FC Zürich ganz oben zu finden war, ist in der laufenden Saison dem BSC Young Boys der Meistertitel quasi nicht mehr zu nehmen. Gerade mal ein einziges Mal mussten sich die Berner bislang geschlagen geben, der Vorsprung auf den Tabellenzweiten Servette beträgt stolze 18 (!) Punkte.

Nix anbrennen ließen die Berner auch gegen den FC Basel. Allerdings mussten sich die Heimzuschauer bis zur 76. Minute gedulden, bis der Knoten platzte. Cedric Jan Itten machte in der 76. Minute das 1:0 klar. Und weil es so schön war, legte er gleich noch zwei Treffer in der 80. Minute (Strafstoß) und in der 89. Minute nach. 3:0 der Endstand. Schade, dachte der neutrale Beobachter. Ein-, zweimal hätte man die gut aufgelegten Gästefans auch jubeln sehen wollen. Aber gut, für reichlich Gesprächsstoff hatten diese so oder so gesorgt. Und ach ja, eine Botschaft gab es noch: „Hey Ostkurve, me redt nid im erschte Tram“. Es wird vermutet, dass sich YB-Fans in der Straßenbahn zu laut über die Choreo-Vorbereitungen und die besagten Räumlichkeiten unterhalten haben und zufällig anwesende Basler ganz Ohr waren…

> weitere Impressionen vom Duell BSC Young Boys vs.  FC Basel 

Stadionname:
  • Wankdorfstadion
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
22 März 2023
Spielergebnis:
3:0
Zuschauerzahl:
31.500
Gästefans
2500

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