FC Basel vs. Trabzonspor: Was für ein verrückter Europapokalabend!

FC Basel vs. Trabzonspor: Was für ein verrückter Europapokalabend!

Europa Conference League. Schauplatz St. Jakob Park in Basel. Welch ein grandioser Europapokalabend liegt hinter uns! Nachdem am 16. Februar der FC Basel das Hinspiel bei Trabzonspor mit 0:1 verloren hatte - den Treffer des Tages erzielte Stryger Larsen im Stadion Şenol Güneş Spor Kompleksi in der 65. Minute -, galt es nun das Ding nach Möglichkeit zu drehen. Und was soll man sagen?! Der FC Basel bezwingt die türkische Mannschaft von der Schwarzmeerküste in einem Spiel, das alles zu bieten hatte, was man sich als neutraler Zuschauer wünscht, nach einer couragierten, kämpferischen Leistung mit 2:0 und zieht damit ins Achtelfinale ein.

Kommen wir zu den Details. Bereits am frühen Nachmittag wurden unzählige türkische Fußballfreunde in der Basler Innenstadt gesichtet, und es war klar, dass es deutlich mehr als die 600 im Pokalspiel 2019 werden sollten. Aufgrund die Erdbeben-Katastrophe in Syrien und der Türkei sahen sich auch viele Fans anderer türkischen Vereine genötigt dort aufzuschlagen - und dies sogar in Vereinsfarben. Ein Trend, dem der harte Kern der Fanszene von Trabzonspor allerdings missfällt. 

So waren erkennbar Fans von Galatasaray, Fenerbahce, Besiktas, Basaksehir und Adana anwesend. Aus dem Oberrang des Gästesektors wurden diese verwiesen, doch der Großteil dieser Leute versammelte sich auf der Haupttribüne, der Gegengerade und der Hintertortribüne. Insgesamt dürften also nur rund die Hälfte der türkischen Fußballfreunde auch Fans von Trabzonspor gewesen sein. 

Bereits vor dem Stadion wurde einiges an Pyro-Material abgebrannt und sich warm gesungen. Optische Stilmittel wurden verboten, jedoch schaffte es eine große Landesflagge mit in den Gästesektor. Von der organisierten Ultraszene aus der Türkei waren rund 20 Leute mitgereist. Der Rest des Supporter-Kerns setzte sich hauptsächlich aus den beiden europäischen Gruppen Vira Avrupa und der Gurbetci Gencler Avrupa zusammen. Die ersten 4:17 Minuten wurde nicht supportet und geschwiegen, denn das Erdbeben fand seinerzeit um 4:17 Uhr statt. 

Die Muttenzerkurve startete erneut mit einer schönen Choreographie ins Spiel: "ROT BLAU GIT DR TAGGT AA". Untermalt wurde das Ganze mit Schwenkfahnen, Luftballons und Wurfrollen. 

Zu Beginn war Trabzonspor auf dem Feld die klar dominierende Mannschaft, bis zur 13. Minute, in der Basel mit der ersten Chance auf 1:0 stellte. Michael Rico Lang schickte mir einem genialen Pass seinen Mitspieler Mohamed Zeki Amdouni, und dieser verwandelte souverän mit einem flachen Schuss.

Frenetischer Jubel und zur Feier gab es standesgemäß ein paar Bengalos auf der Heimseite. Kurz zuvor wurde von Basel das 2019 geklaute Banner der „Gurbetci Gencler Avrupa“ präsentiert, die sich allerdings nicht auflösten und beim gestrigen Spiel hinter dem „our way is Trabzonspor“-Banner positionierten. 

Richtig laut wurde es in der 27. Minute, als den Gästen ein Elfmeter zugesprochen wurde. „Türkiye!“ hallte es von allen Seiten des Stadions. Bakasetas rutschte jedoch beim Anlauf leicht weg und schoss kläglich links neben das Tor. Das trieb die eh schon bestens aufgelegte Muttenzerkurve zu Höchstleistungen an, die sich auch dauerhaft über die 90 Minuten behauptete und trotz tausender Gäste für Heimspielatmosphäre sorgte.  

Was in Folge dessen passierte, war nichts für schwache Nerven: Wieder ein Elfmeter für die Gäste, der nach Video-Überprüfung durch den Schiri zurückgenommen wurde. In der 59. Minute kam es zu Bewegung im Gästeblock und der Pyro-Liebhaber rieb sich bereits die Hände, denn die ersten Fackeln wurden aus den Taschen gezogen. Standesgemäß sollte es zur 61. Minute brennen. Warum die 61. Minute? Weil in der Türkei die Autokennzeichen nach Zahlen nummeriert sind. Die Provinzen angefangen mit A, Adana hat 01, Istanbul 34 und Trabzon hat die besagte 61. 

Just in dem Moment, als die Uhr umsprang, schoss Trabzonspor den Ausgleich, die Spieler liefen in die nun brennende Kurve, in der rund 50 Bengalos angerissen wurden. Etliche davon flogen auch nach vorne auf den Platz, dazu einige Böller, die gut durchs weite Rund hallten. Nach rund zweiminütigem Jubel dann allerdings die Ernüchterung: Erneut zu früh gefreut - der Video-Schiri spielte ein zweites Mal den Spielverderber. Das Tor wurde wegen einer Abseitsposition des Torschützen, die sich im kleinen Zentimeter-Bereich bewegte, zurückgenommen. Es blieb beim 1:0 für den FC Basel.

Wenige Minuten später gab es dann kein Halten mehr, als der FC Basel tatsächlich das 2:0 erzielte. Im Nachschuss konnte Andi Avdi Zeqiri den Ball im Gehäuse unterbringen. Dies bedeutete nach dem 0:1 im Hinspiel das Weiterkommen. Daraufhin wurden acht Bengalos im Heimsektor gezündet und es gab ein kollektives Ausrasten. Beim 2:0 blieb es dann letztlich auch, was für den FC Basel nicht nur das Achtelfinale bedeutet, sondern auch den lang ersehnten Befreiungsschlag. Der Trainerwechsel scheint jedenfalls zu fruchten. Rundum ein toller Abend mit allem, was dazu gehört: Spannung, Dramatik, Stimmung, Pyro und Choreographie! 

> weitere Impressionen vom Duell FC Basel vs. Trabzonspor in der turus-Fotostrecke

 

Stadionname:
  • St. Jakob Park
Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
25 Februar 2023
Spielergebnis:
2:0

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Europapokal

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