Hansa Rostock: Sieg der Amateure - nicht gegebene Abseitstreffer der Profis

Hansa Rostock: Sieg der Amateure - nicht gegebene Abseitstreffer der Profis

Erfreulicherweise konnte das Spitzenspiel der NOFV-Oberliga Nord am Samstag über die Bühne gehen, sodass etliche Hansa-Fans die Gelegenheit wahrnehmen konnten, die Amateure „auswärts“ auf der Sportanlage des Rostocker FC am Damerower Weg zu unterstützen. Insgesamt schauten rund 700 Zuschauer bei der Partie vorbei - und das Duell des Tabellenersten gegen den Tabellenzweiten hielt, was es versprach. Wie bereits beim Hinspiel, das die Hansa Amateure mit zwei Last-Minute-Treffern für sich entscheiden konnten, gab es am vergangenen Samstagnachmittag eine überaus unterhaltsame Partie zu sehen.

Bereits in der achten Minute konnte der Rostocker FC mit 1:0 in Führung gehen, Brian Petnga hatte einfach mal aus der Distanz draufgehalten. Ein Schock für die zweite Mannschaft des F.C. Hansa Rostock? Nö! Nur vier Minuten nach dem Rückstand hatte Hansa II die passende Antwort parat. Am zweiten Pfosten konnte Till Kozelnik aus kurzer Distanz den Ball im Gehäuse unterbringen. In der Folge gab es ein ausgeglichenes Spiel zu sehen, mit dem Spielstand von 1:1 ging es später zum Halbzeittee.

 

Weitere Tore gab es im zweiten Abschnitt zu sehen. Hansa Rostock II legte nun noch ein ordentliches Schippchen drauf und kontrollierte erstaunlich deutlich die Partie. In der 55. Minute brachte Benno Johannes Dietze die Hansa-Jungs mit 2:1 in Führung, in der Folge ließ Hansa Rostock nix mehr anbrennen. Eine Viertelstunde vor Schluss konnte Sascha Schünemann vom Elfmeterpunkt aus auf 3:1 erhöhen, in der 82. Minute war es Alessandro Schulz, der mit seinem schmucken Treffer den 4:1-Endstand herstellen konnte. Nun wurde nicht nur nach Punkten gleichgezogen, sondern Dank des nun besseren Torverhältnisses auch am Rostocker FC vorbeigezogen. Schönes Ding! Mit 39 Punkten aus 18 Spielen ist der F.C. Hansa Rostock II nun an der Tabellenspitze zu finden.

 

Ein Aufstieg in die Regionalliga Nordost - man denke nur an Chemie Leipzig und Lokomotive Leipzig - wäre eine feine Sache, doch müssten in jedem Fall die Profis des F.C. Hansa in der 2. Bundesliga die Klasse halten. Noch befinden sich die Rostocker über der roten Linie, doch müssen langsam aber sicher weitere Punkte her, um nicht aus dem unteren Mittelfeld in die Abstiegszone zu fallen. Nachdem beim Tabellendritten 1. FC Heidenheim nichts zu holen war, ging es am gestrigen Sonntag im heimischen Ostseestadion gegen den Tabellenzweiten Hamburger SV ran. Eine schwere, aber nicht unlösbare Aufgabe, konnte man schließlich das Hinspiel im Volksparkstadion Dank eines Last-Minute-Treffers gewinnen.

 

Los jetzt hier! Dass die Ränge ausverkauft waren, versteht sich von selbst. Der Hamburger SV will endlich wieder nach mehreren vergeblichen Anläufen ins Fußballoberhaus zurückkehren, und im Gästeblock zeigten die Fans gleich zu Beginn eine große Pyro-Show. Ganz klassisch wurden im gesamten Block rote Fackeln gezündet. Im späteren Verlauf des Spiels gab es immer wieder Pyro, ziemlich sinnfrei wurden in der Halbzeitpause rund 10 Leuchtkugeln abgefeuert, die größtenteils in den Fangnetzen hängenblieben, aber halt auch auf der Tribüne landeten. Erstaunlich, dass ein paar HSV-Fans einen auf St. Pauli machen wollten. Aber nun denn, gute Beziehungen pflegten einst eher die inzwischen älteren Hansa-Fans. Vor dem Fall des Eisernen Vorhangs drückten nicht wenige an der Ostseeküste neben ihrem F.C. Hansa Rostock auch dem HSV die Däumchen. Somit war das Verhältnis zu Beginn der 90er Jahre durchaus entspannt. 

 

Apropos ältere Fans. Ein Spruchband wurde auf der Süd den „Viecher Rostock“ gewidmet, die im Januar dieses Jahres ihren 30. Geburtstag gefeiert hatten. „Prost und alles Gute!“ hieß es auf der Südtribüne, in der Ecke angebracht wurde auch ein passender neuer Stoff. „VIECHER ROSTOCK 1993 - 2023. FUSSBALL ACTION HANSA ROSTOCK“. Auf die nächsten 30 Jahre! Und wenn wir schon bei Geburtstagen und Jahrestagen sind: „17 JAHRE STENDAL“ war auf einer Zaunfahne zu lesen. Ey Kinder, wie die Zeit vergeht! 17 Jahre! Kaum zu glauben! Man schrieb den 5. Februar 2006, als es auf dem Bahnhof Stendal zu wüsten Auseinandersetzungen zwischen aufgebrachten Hansa-Fans und der Polizei kam. Die Bilder von den brennenden Polizeifahrzeugen machten die große Runde - der Name Stendal wurde der Inbegriff für schwere Bambule.

 

Die große Bambule gab es im Rahmen des gestrigen Duells zwar nicht, doch kam es im Umfeld des Stadions und am Bahnhof zu der einen oder anderen Rangelei, wie im Polizei-Ticker nachzulesen war. Mich persönlich interessierte jedoch vielmehr der Live-Ticker auf der Hansa-App. Persönlich anreisen konnte ich aus privaten Gründen (Geburtstag des jüngeren Sprosses) nicht, und somit blieb mir bei Kaffee und Kuchen nur der stete (meist bange) Blick aufs Handy. Eigentlich hätte Heiko Neubert auch das Schreiben dieses Berichtes übernehmen dürfen, doch war dieser direkt nach dem Spiel in den wohlverdienten Urlaub gefahren. So bleibt mir die Auswertung der Partie aus der Ferne.

 

Während ich mir in trauter Runde vor den Toren Berlins ein Stück Torte reinschob, wurde um 13:30 Uhr im Ostseestadion die überaus klangvolle Partie angepfiffen. Und was soll man sagen? Fast hätte die Hansa-App einen wohlklingenden Ton abgegeben. Aber eben nur fast. Nach drei Minuten schoss Verhoek aus vielversprechender Position den Ball über den Kasten. In der Folgezeit ergriff jedoch zunächst der HSV die Initiative. Einen Schuss von Dompé konnte Hansa-Schlussmann Kolke etwas kurios mit der Schulter zur Ecke klären. Wenig später sauste ein satter Distanzschuss von Moritz Heyer am linken Pfosten vorbei.

Vom Erfolg gekrönt wurden die Hamburger Angriffsbemühungen in der 40. Minute. Der Ball rollte in Ping-Pong-Manier durch den Strafraum, Ludovit Reis schnappte sich das Spielgerät und schob dieses vorbei an Kolke in den Kasten. 1:0 für den HSV. Dolle Wurst. Ganz klar ein richtig dummes Gegentor. Kurz vor der Pause wollte der HSV gleich mal nachlegen, doch letztendlich ging es mit dem 0:1 aus Sicht der Rostocker zu den Kabinenansprachen.

 

Gefruchtet? Jein. Zunächst hatte Reis aus spitzem Winkel das 2:0 für die Gäste auf dem Fuß. Aber gut, der Treffer hätte aufgrund der Abseitsstellung eh nicht gegolten. Stichwort Abseits. Nachdem Hansa-Keeper Kolke einen weiteren Gegentreffer - teils in grandioser Manier - verhindern konnte, klingelte es in der 68. und 70. Minute gleich zweimal im HSV-Gehäuse. Beide Treffer wurden jedoch wegen Abseits nicht gegeben. Zum Haareraufen für Ingelsson, Verhoek und die rund 24.000 Hansa-Fans im Stadion. Verdammte Axt! Ingelsson lief so wunderbar auf das HSV-Tor zu und ließ Sekunden später das Stadion beben. Aber gut, korrekt war die Entscheidung in jedem Fall.

Zwei Minuten später kam der Ball etwas überraschend zum im Abseits stehenden Verhoek, und dieser reagierte sofort und brachte die Kugel in perfekter Manier unter. Die Sache schien etwas kniffliger als jene zwei Minuten zuvor. Zwar wurde der Ball von einem Gegenspieler berührt, doch erfolgte das eigentliche Zuspiel halt von einem Mitspieler. Der Ball touchierte beim Flug quasi nur den erhobenen Fuß des HSV-Spielers. Ärgerlich. Als neue Spielsituation wurde das Ganze nicht gewertet, und somit wurde auch dieser Treffer wegen Abseits nicht gegeben. 

 

Nun war Feuer drin. Ingelsson hatte nochmals den Ausgleich auf den Fuß, doch HSV-Keeper Daniel Heuer Fernandes konnte den Ball über die Latte lenken. Es sollte allerdings nicht sein. In der 80. Minute musste Roßbach wegen einem Rempler mit Gelb-Rot vom Platz, in der 90.+4. Spielminute konnte András Németh den Sack zu machen. 2:0 für den Hamburger SV, der somit Rang zwei festigen konnte. Hansa Rostock konnte indes froh sein, dass in der unteren Tabellenregion die Konkurrenten ebenso die Punkte liegen ließen. Am kommenden Freitag geht es nach Bielefeld. Dort müssen beim Tabellennachbarn unbedingt drei Punkte her! Ohne Wenn und Aber!

Fotos: Fußballfotografie, Heiko Neubert

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock 

Stadionname:
  • Ostseestadion
Artikel wurde veröffentlicht am
06 Februar 2023

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  • Oberliga

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