Irre! Lok Leipzig dreht beim BAK das Spiel in der Nachspielzeit!

Irre! Lok Leipzig dreht beim BAK das Spiel in der Nachspielzeit!

Der Drops schien gelutscht. Nach einer nicht wirklich allzu aufregenden Partie schien der Berliner AK 07 am gestrigen Abend bei empfindlicher Kälte die knappe 1:0-Führung über die Zeit und somit die Rückeroberung der Tabellenspitze in trockene Tücher zu bringen. Zwar hatte der 1. FC Lok Leipzig in der Schlussphase - vor allem über die rechte Seite - ein wenig Druck aufbauen können, doch rechnete ich nicht wirklich mit einer Wende zugunsten der Messestädter. In der zweiten Halbzeit auf der Tribüne sitzend plante ich bereits mit der kleinen Scharr BAK-Fans ein anschließendes Bierchen ein. Nicht dass ich den Sieg gefeiert hätte. Vielmehr durfte ich davon ausgehen, dass nach der Partie am Fanartikelstand bei „harter tobak“ & Co. gut Laune herrschen würde. 

Aber dann! Die Uhr zeigte die 90.+1. Minute an, als plötzlich der Pfiff des Schiedsrichters ertönte. Sascha Pfeffer fiel, nachdem er sich ein Stück vorgearbeitet hatte, an der Strafraumgrenze nach hinten um. „Und jetzt gibt’s tatsächlich Elfmeter!“, brüllte der Kommentator des MDR überrascht in sein Mikrofon. Allerdings durfte bei der Zeitlupe durchaus später erkannt werden, dass BAK-Spieler Lang ihn am Fuß getroffen hatte. Farid Abderrahmane übernahm Verantwortung und verwandelte den Strafstoß in souveräner Manier.

Zwei, drei Lok-Spieler stürmten anschließend zum Ball, um einen raschen Anstoß zu erzwingen. Da ging noch was! Das spürte man! Das hatte man im Urin. Ich hielt meine „Kanone“ bereit und rechnete gemeinsam mit Fußball-Kumpel Jan mit einem erneuten Treffer der Loksche. Und tatsächlich! Lok Leipzig bekam in der 90.+4. Spielminute noch eine Ecke! Mit dem Kopf! Das wird das 2:1 für die Leipziger! Vermutete ich. Ahnte ich. Hoch kam der Ball in den Strafraum, Atilgan kam mit dem Kopf ran und köpfte in Richtung BAK-Gehäuse, im Nachsetzen bugsierte der eingewechselte Mike Eglseder mit dem Knie das Spielgerät in die Maschen. 

Verrückte Sache! Die Spieler feierten gemeinsam mit den knapp 100 angereisten Lok-Fans frenetisch den Sieg - auf der Tribüne herrschte blankes Entsetzen. Ja, mir tat der Berliner AK sogar ein wenig leid, und ich ermahnte meinen Kumpel, bitte nicht ganz so sehr abzufeiern. Aber klar, aus neutraler Sicht war das Ganze für einen Berichterstatter goldwert. Aus einem fahlen 1:0-Sieg im frostigen Poststadion vor 513 Zuschauern wurde mit einem Schlag ein sensationeller Auswärtssieg der Loksche. 

Gut, dass Bierchen am Fanartikelstand konnte ich mir beim Anblick der arg verkniffenen Gesichter dann wirklich knicken. Zumal bei Jan und mir sicherlich ein leichtes freches Grinsen nicht zu verleugnen war. Aber sagen wir es mal so: Es gab Zeiten, in denen hatte ich den Berliner AK fast gehasst. Provozierende Balljungen, eine schlechte Infrastruktur, ein unsympathisches Erscheinungsbild.

Dies alles hat sich allerdings in den vergangenen Jahren ein wenig geändert. Die PR-Arbeit ist weitaus professioneller geworden, im Stadion herrscht eine angenehme, unaufgeregte Atmosphäre und ein paar Leute von der Insel haben sich inzwischen zusammengefunden und gehen gemeinsam mit ein paar Berlinern zum Spiel und unterstützen die Mannschaft. Nix Dickes, aber ist mir dies allemal lieber als der Anblick vor einigen Jahren, als der eigene Nachwuchs auf die Tribüne geschickt wurde, um zu krakeelen und für eine Retorten-Atmosphäre zu sorgen.

Das Poststadion ist vom Hauptbahnhof aus gut erreichbar, Dank des Flutlichtes sind nun auch Abendspiele möglich, und auf der Haupttribüne war es vergleichsweise angenehm, da komplett windgeschützt. Saß man vor zehn Jahren bei einem x-beliebigen Spiel quasi fast allein auf der Tribüne - angegeben wurden allerdings ganz andere, teils abstruse Zuschauerzahlen -, so waren es gestern immerhin reale 513 Zuschauer, die unter der Woche den Weg zum Poststadion fanden. Inmitten der Konkurrenz in der Berlin musste / muss der BAK nun mal sein Plätzchen finden. Die Spielstätte ist allerdings ein echtes Argument, dort einmal vorbeizuschauen und eine RL-Partie mitzunehmen. Da gibt es in der Stadt weiß Gott Schlechteres.

Was das Sportliche betrifft, so holte der 1. FC Lok Leipzig gestern die viel zitierten big points. In der Tabelle der Regionalliga Nordost rückte alles noch dichter zusammen. Wie gehabt führt der Aufsteiger FC Rot-Weiß Erfurt mit 30 Punkten das Ganze an, gefolgt vom FC Energie Cottbus, der bislang einen Punkt weniger einfahren konnte. Es folgen der Berliner AK 07, der Chemnitzer FC, die BSG Chemie Leipzig, der 1. FC Lok Leipzig und der SV Babelsberg 03, der jüngst in Erfurt mit 2:6 unter die Räder kam.

Am kommenden Wochenende wird es richtig interessant, denn dann empfangen die Erfurter die Jungs aus der Lausitz (nach Möglichkeit wollen 1.000 plus X Fans anreisen) und die Loksche spielt daheim gegen den Himmelblauen aus dem einstigen Karl-Marx-Stadt. Der Berliner AK 07 muss indes bei Hertha BSC II antreten und versuchen, die sportliche Kehrtwende zu packen. 2:4 gegen Chemnitz, 0:3 in Jena, 2:4 im Berliner Pokal bei Sparta Lichtenberg und nun das unglückliche 1:2 gegen Lok Leipzig. 

Rein spielerisch betrachtet schien das Ganze bereits gestern Abend wieder ins Lot zu kommen, hatte doch Jamal Mantatu Rogero in der 24. Minute aus kurzer Distanz das 1:0 erzielt und hatte der BAK in der Folgezeit die Gelegenheit recht gut im Griff. Bis zur 90. Minute. Aber so ist Fußball. Solche Überraschungsmomente machen den Fußball nun mal aus. Was kann es Schöneres geben als eine Liga, in der nach 14 Spieltagen noch gut und gern sieben Vereine im Aufstiegsrennen sind?!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Lokomotive Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
01 Dezember 2022
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
513
Gästefans
100

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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Gegen Rauchverbot bei Freiluftsport!

Seltsanes Ding, dieses BAK
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