Goldener Oktober und Pyro beim Derby Einheit Pankow vs. Fortuna Pankow

Vor etwas über einem Jahr war das Kreisligaduell VfB Einheit zu Pankow vs. FC Polonia Berlin eines meiner ersten Fußballspiele nach meinem Beinbruch beim Turnier im polnischen Leszno. Mit Krücken humpelte ich zum altehrwürdigen Paul-Zobel-Sportplatz, suchte mir bei einsetzendem Regen ein Plätzchen unter einem großen Sonnenschirm, schob mir die Bocki rein und versuchte mir vorzustellen, wie es wohl wahr, als Einheit Pankow (VfB Pankow / BSG Einheit Nordost Berlin) Dank der Eingliederung von 1951 bis 1953 in der DDR-Oberliga spielen durfte und im Schnitt 2.400 Zuschauer auf den Sportplatz pilgerten. Wie hieß es damals in der Zeit vor Dynamo und Vorwärts in einem Kommuniqué? „Das Präsidium der Sektion Fußball ließ sich davon leiten, dass Berlin als politisches, wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der DDR in der Oberliga vertreten sein muß.“ Apropos Vorwärts Berlin. Vor seiner Zeit beim ASK stand Karl-Heinz Spickenagel unter anderen in Pankow im Tor.

Wohl denn, am vergangenen Sonntag lautete tatsächlich die Frage: FC Polonia Berlin oder VfB Einheit zu Pankow? Entweder der Auftritt des FC Polonia Berlin beim FC Viktoria 1889 Berlin oder das Pankower Derby. Da die Tauben und Schwalben es von den Dächern trällerten, dass es auf Seiten der Gäste einen hübschen Support geben würde, wurde bei bestem Oktoberwetter die S-Bahn gen Schönholz genommen. 

Eine halbe Stunde vor Spielbeginn bildete sich am Einlass sogar eine kleine Schlange, für vier Euro durften die Erwachsenen beim Bezirksliga-Duell dabei sein. Nach dem Aufstieg aus der Berliner Kreisliga A in die Bezirksliga will der VfB Einheit zu Pankow anscheinend weiter durchziehen und womöglich den Durchmarsch in die Landesliga packen. Ein Beinchen stellen wollten am Sonntag nach Möglichkeit die Spieler des FSV Fortuna Pankow.

1945 wurden die Schwarz-Gelben als SG Pankow-Süd ins Leben gerufen, von 1946 bis 1955 wurde als SG Fortuna Pankow der Ball rollen gelassen. In DDR-Liga oder gar DDR-Oberliga war dieser Verein nie anzutreffen, doch wurde als BSG Motor Pankow 1959 und 1960 immerhin in der Ost-Berliner Bezirksliga gespielt. Nach dem Fall der Mauer wurde die „Fortuna“ wieder angenommen, und von 1999 bis 2004 war man immerhin in der Landesliga mit am Start.

Also dann! Schön, dass in der Bezirksliga nun mal wieder die Klingen zwischen Einheit und Fortuna gekreuzt werden konnten. „Hier regiert der VfB!“, ertönte es vom Hügel. Ein Stück weiter wurden im Gästebereich zwei Fackeln und ein paar gelbe Zettel hochgehalten. Mit Schwung ging es in die Partie, und just in dem Moment, als ich am Bierstand wartete, machte Eni Mani in der 24. Minute das 1:0 für Fortuna Pankow und die gesamte Mannschaft rannte zu ihren Fans und ließ sich feiern.

Die Sonne schien, das Weizen schmeckte, das mitgebrachte Kind hatte auch seinen Spaß, ein paar Meter weiter wuselte die E-Jugend des 1. FC Frankfurt (Oder), die nach Pankow eingeladen wurde, und auf einer Bank bildeten eine paar „ältere Herrschaften“ eine Art Pufferzone zwischen Einheit und Fortuna Pankow. Mit einem Lächeln betrachtete ein Vater das Treiben seines Sohnes im kleinen, aber feinen Fortuna-Fanblock. Fein, dass das „Support your local team“ in Pankow so hübsch mit Herzblut ausgelebt wird. 

Richtig hitzig wurde es in der zweiten Halbzeit. Zuerst flog in der 54. Minute der Einheit-Spieler Dario Hammond mit glatt Rot vom Platz, nur sieben Minuten später gab es einen Elfmeter für Einheit Pankow. Maximilian Boritzki übernahm Verantwortung und machte den Ausgleich zum 1:1 klar. Das Spiel blieb ruppig und hart umkämpft. Der Tabellenführer erhöhte den Druck, und trotz Unterzahl machte eine Viertelstunde vor Abpfiff Maximilian Boritzki seinen zweiten Treffer des Tages.

Fortuna Pankow stemmte sich mit aller Macht gegen die Niederlage, doch konnte Einheit Pankow die knappe Führung über die Zeit bringen. Die Laune ließen sich die Fortuna-Fans nicht vermiesen. Gab es bereits nach der Pause eine hübsche Pyro-Aktion, so wurde nach Abpfiff noch einmal mächtig nachgelegt. Das Ganze darf gern auf unserem YouTube-Video bewundert werden.

Fotos: Marco Bertram

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