„Wer will fleißige Handwerker seh’n?“ oder das Spitzenspiel Duszniki vs. Kwilcz

Duszniki steht aktuell in der Posener Kreisliga an der Spitze. Da hat man dann etwas Hoffnung, dass da auch etwas auf den Rängen wenigstens wieder ein bisschen Aktivität sein könnte. Gemessen an der gesamten Zahl an Vereinen ist die Anzahl der aktiven Fangruppen in Wielkopolska relativ gering.

Duszniki hat immerhin 2.000 Einwohner und eine nette Umgebung zu bieten, die zum Wandern einlädt. Jedenfalls die, die flaches Land, Felder und Wälder mögen. Außer der katholischen Kirche gibt es hier noch eine alte evangelische, die zwar unter Denkmalschutz steht, aber laut Recherche als Lagerort genutzt wird. Gleich auf der anderen Straßenseite befindet sich der Sportplatz von Sokół Duszniki. Drei Stufen und ein Dach reichen derzeit vollkommen aus. 

Mit 40 Zuschauern blieb die Zahl bei diesem schönen Oktoberwetter deutlich unter meinen Erwartungen, zumal sich noch ein paar Spielerangehörige der Gästemannschaft einfanden. Kwilcz liegt übrigens nur ca. 28 km entfernt westlich von Duszniki. Wahrscheinlich wird das handwerkliche Geschick der Tischlerkunst im Dorf der ausschlaggebende Punkt bei der Namensfindung gewesen sein. Der Verein heißt GKS Rzemieślnik (Handwerker) Kwilcz. Auf dem Platz hatten sie weniger Geschick. Zwar hielten sie gut mit, doch Zählbares gab es nicht. Auch Duszniki tat sich ziemlich schwer. Es gab in der ersten Hälfte kaum Chancen, echte schon gar nicht.

Versorgungstechnisch sind die Amateurligen in Polen eine Wüste. Eintritt wurde mal wieder nicht verlangt, weshalb ich eigentlich gerne in eine Wurst investieren hätte wollen. Was tun bei Hunger? Hinter der Kirche gibt es gleich eine Chata Polska (polnische Hütte). Wie der Name es schon sagt, ist dies eine polnische Supermarktkette. Da ich bei mir in der Umgebung keine dieser Filialen habe, kann ich schwer einschätzen, ob das Sortiment immer so aussieht. Viele kleine und vor allem regionale Anbieter scheinen hier Verträge mit der Chata Polska zu haben. Geradezu entzückt war ich von den Brötchen. 

Für je 1,15 Złoty das Stück bekam man noch echte Backkunst. Kein Brötchen sah wie das andere aus. Echtes Handwerk also. Bei uns steigen die Preise auch. Tankte ich in der Vorwoche noch für weit unter 7 zl (95er), so hätte ich an diesem Wochenende mehr als 7 zl pro Liter zahlen müssen. Tomaten kosteten je Kilo 13 zl. Wenn das Brot keins aus der Massenware sein soll, dann beginnen die Preise bei knapp 6 zl. Für über 6 zl pro Flasche waren auch die drei Sorten Kwas chlebowy zu haben. Das sind auch schon derbe Preise. Wenn dort mal eine Preisvergleich Deutschland-Polen angestellt werden soll, dann einfach nur Bescheid geben. 

Mit dem Einkauf konnte ich die langweilige Halbzeitpause dann gut überbrücken. Ziemlich selten ist in diesen niederen Ligen auch eine Beschallung mit Musik. In Duszniki funktionieren die Lautsprecher, wie man hören konnte, ziemlich prächtig. In der Vorwoche war ich bei der Reserve von Polonia środa. Dort wurde das Publikum für Polen eher untypisch mit ACDC und Techno unterhalten.

In der zweiten Hälfte ging bei Kwilcz nach vorne gar nichts. Handwerkliches Geschick ließen sie dann auch in der Abwehr vermissen. Duszniki drückte und drückte, bis dann doch das erste Tor fiel. Zwei wurden dann noch nachgelegt. Das sind dann solche Spiele, in denen du weißt, dass das erste Tor entscheidend sein wird. Die Zuschauer gingen absolut gar nicht mit. Alt war anwesend, Jung war anwesend. Einfach nichts. Der Schiedsrichter pfeift das Spiel ab und wirklich fast alle verlassen den Sportplatz und verteilen sich in alle Himmelsrichtungen. Was blieb Duszniki da übrig: Da feiert man halt allein. Mal sehen, ob, falls der Aufstieg näher rückt, auch mehr gehen wird.

Fotos: Michael