Zu Gast bei Union Klosterfelde - dieses Mal aber ohne Party bis der Arzt kommt

Zu Gast bei Union Klosterfelde - dieses Mal aber ohne Party bis der Arzt kommt

Rheinmetall Sömmerda vs. Aktivist Steinkohle Zwickau. Wenn das nicht brachial klingt! Okay, bei „Rheinmetall“ fallen einem aktuell (Ukraine) ganz andere Dinge ein, doch wollen wir beim Fußball bleiben. Am 5. August 1950 wurde in der noch jungen DDR die erste Runde des FDGB-Pokals ausgespielt, und neben der eingangs genannten Partie gab es noch andere klangvolle Partien zu bestaunen. So traf „Alfred Kempe“ Stollberg auf Hydrierwerk Zeitz, und Fischlandschmuck Ribnitz empfing die ZSG Burg. Und um zum Thema zu kommen: Aufbau Klosterfelde hatte es daheim mit der SG Voran Friedrichshain zu tun. Nach großer Schlacht musste sich Klosterfelde mit 3:5 geschlagen geben.

Klosterfelde? Wo das liegt? Klosterfelde ist ein Ortsteil der Gemeinde Wandlitz, wurde im 13. Jahrhundert erstmals urkundlich erwähnt und liegt nördlich von Berlin. Mittendrin im Dreieck Oranienburg, Bernau und Eberswalde. Der dort ansässige Fußballverein wurde im September 1919 als Union Klosterfelde ins Leben gerufen. Zu DDR-Zeiten war das Holzverarbeitungswerk Klosterfelde der Trägerbetrieb, und der Verein konnte sich als BSG Aufbau Klosterfelde immerhin ein paar Jahre in der Bezirksliga Frankfurt festbeißen. Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wurde das „Aufbau“ abgelegt - stattdessen lässt man wieder fortan als SG Union Klosterfelde das runde Leder rollen.

Nachdem der Verein in den Niederungen des Brandenburgischen Ligensystems abgetaucht war, ging es ab 2010 wieder aufwärts. Mit 29 Siegen in 30 Spielen wurde Union Klosterfelde souveräner Meister in der Barnimliga. Einen Partymarathon, eine Bierdusche und Freibier in Strömen gab es 2014, als der nächste Aufstieg gefeiert wurde. Der Stamm blieb beisammen, zwei Jahre später konnte die nächste Party steigen. Gemeinsam mit Einheit Bernau ging es nun hoch in die Brandenburgliga. Vor 684 Zuschauern wurde das entscheidende „6-Punkte-Spiel“ beim FSV Bernau mit 3:0 gewonnen. Wieder wurde mit Bier und Sekt geduscht, die Haare des Klosterfelder Trainers wurden klitschnass.


„Wir sind Union“, heißt es auf einer CD im Fanshop. „Feiern bis der Arzt kommt!“, lautet häufig das Motto auf dem Sportplatz an der Mühlenstraße. Und in der Tat wirkt das gesamte Ambiente durchaus geselliger als auf manch anderen Sportplätzen der Region. Das Brandenburg-Liga-Duell gegen den FV Preussen Eberswalde - schade, dass das „Motor“ abgelegt wurde - bot am vergangenen Freitag die Möglichkeit, endlich einmal wieder bei einem Heimspiel der Klosterfelder vorbeizuschauen. 

Da es Schienenersatzverkehr gab, zogen wir es vor, als kleine Truppe von Strausberg aus mit dem Auto gen Klosterfelde zu düsen. Felder, Wälder, Kopfsteinpflaster-Abschnitte in den Ortschaften und desaströser Handy-Empfang. In Klosterfelde schlug die Anzeige jedoch wieder auf 4G - und am Bierstand kam ich wenig später gleich ins Gespräch. Der F.C. Hansa Rostock, der einstige FC Vorwärts Frankfurt (Oder) und selbstverständlich die SG Union Klosterfelde waren das Thema beim leckeren Hacksteak und bei frisch Gezapftem. Noch gemütlicher soll es in Zukunft werden. So soll die Holzhacker-Tribüne eine Überdachung erhalten. Wir dürfen feststellen: Auch heute spielt die Holzverarbeitung im Ort noch eine große Rolle. Auf dem Schild der Holzhacker-Tribüne wird die Axt leger über die Schulter gelegt.

Nicht auf die Schulter geworfen werden konnten an diesem Abend die Gäste aus Eberswalde. Und dabei sah es anfangs vor 308 zahlenden Zuschauern recht passabel aus. Florian Schulte konnte Klosterfelde in der 25. Minute in Führung bringen. Kurz vor dem Pausentee glich jedoch Dimitar Milushev zum 1:1 für Motor, äh Preußen Eberwalde aus. So richtig rocken wollte das Spiel nicht - und für Union Klosterfelde wurde es dann doch Freitag, der 13. In der 84. Minute ließ Nick Lange die Eberwalder jubeln. In der Dämmerung erfolgte unter Flutlicht noch ein letztes Aufbäumen von Union Klosterfelde, doch nachdem in letzter Sekunde ein strammer Schuss knapp am Eberswalder Gehäuse vorbei zischte, war der Drops gelutscht. Die Gäste hatten mit 2:1 gewonnen und sangen inbrünstig das „Derbysieger! Derbysieger!“ 

Was bleibt? Die Hoffnung, dass wir in Klosterfelde mal gemeinsam eine Lesung veranstalten und dann feiern, bis der Arzt kommt. Die Jungs von Rheinmetall Sömmerda laden wir zu dieser Veranstaltung jedoch lieber nicht ein. *Zwinkersmilie*

Anmerkung: Über Union Klosterfelde gibt es in meinem Buch „Fußballheimat Brandenburg“ (arete verlag) einen eigenen Beitrag zu lesen. Weitere Infos zu diesem Buch sind auf meiner privaten Webseitewww.marco-bertram.dezu finden.

Fotos: Marco Bertram

Artikel wurde veröffentlicht am
19 Mai 2022
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
308

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