CFC Hertha 06 vs. Rostocker FC: Knackiges Spitzenspiel in der Sömmeringstraße

CFC Hertha 06 vs. Rostocker FC: Knackiges Spitzenspiel in der Sömmeringstraße

Lang, lang ist’s her, als ich vor gut 15 bis 20 Jahren im Winter bei den Hallenturnieren in der Sömmeringhalle vorbeigeschaut hatte. War mächtig was los auf den Rängen! Auf dem benachbarten Sportplatz in der Sömmeringstraße war ich indes noch nie zu Gast. Am gestrigen Abend bot das Spitzenspiel der NOFV-Oberliga eine prima Gelegenheit, dieser Spielstätte auch endlich mal einen Besuch abzustatten. Zumal wollte ich unbedingt einmal ein Ligaspiel des Rostocker FC 1895 sehen, um das sportliche Potential dieser Truppe ein wenig einschätzen zu können.

Mein größerer Sohnemann war sogleich mit von der Partie und Feuer und Flamme. Gleiche Farben und auch einen Greif im Wappen - haben die irgendwas mit Hansa zu tun? Nee! Egal, Rostock ist Rostock. Zwei kleine blau-weiß-rote Fähnchen wurden in den Rucksack gepackt und später an einer Ecke fleißig gewedelt. 

„War dat früher TSG Bau?“, wurde ich auf den flachen, mit Gras bewachsenen Rängen von einem interessierten Zuschauer gefragt. „Oder doch Schiffahrt Rostock?“ TSG war schon richtig. Den Namen Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Bau Rostock erhielt der Verein im Jahre 1969, nachdem der VEB Wohnungsbaukombinat Rostock die Trägerschaft übernommen hatte. Und was die Historie betrifft, übernehme ich einfach mal das entsprechende Kapitel aus meinem Buch „Fußballheimat Mecklenburg-Vorpommern“, das im Frühjahr 2020 im arete Verlag erschienen ist:

Es hätte bei einem einjährigen Abenteuer in der DDR-Liga bleiben können, doch am Ende der Saison 1973/74 sorgte das bessere Torverhältnis dafür, dass die TSG Bau Rostock die Klasse halten und in der Folge nonstop bis 1985/86 in dieser Spielklasse durchspielen konnte. Immerhin 975 Zuschauer fanden damals im Schnitt den Weg zu den Heimspielen. Sieben Jahre später waren es 845. Auch in der Saison 1980/81 sorgte das Torverhältnis dafür, dass es in der zweiten Liga weiterging. Zuvor wurde die TSG Bau Rostock am Ende der Spielzeit 1978/79 Staffelmeister, scheiterte jedoch in der Aufstiegsrunde an Vorwärts Frankfurt und Chemie Leipzig.

1986 war als Tabellenletzter Schluss mit lustig. 1990 war die TSG Bau Rostock noch einmal als Bezirksmeister mit einem Bein zweitklassig, scheiterte aber in der Aufstiegsrunde. Am 18. Juli 1990 wurde der Verein in TSV Grün-Weiß Rostock umbenannt und spielte bis 1996 in der Verbandsliga. Im Oktober 1996 lösten sich die Fußballer vom TSV Grün-Weiß und gründeten den Rostocker FC von 1895 e.V. 

Der Bogen zu den Anfängen konnte wieder geschlossen werden, bereits am 20. Juni 1895 gründeten die vier Gymnasiasten Michael Beyer, Paul Buchholtz, Wilhelm Metzenthin und Werner Ahrens den Rostocker Fußball-Club (RFC). Vier Jahre später ging das erste Spiel gegen den Internationalen Fußball-Club (IFC) Rostock über die Bühne, welches mit 1:0 gewonnen werden konnte. Nach dem Zusammenschluss mit dem Rostocker Fußballclub Greif von 1916 und dem Rostocker Schwimm-Club hieß der Verein bis 1938 Rostocker Sport-Club (RSC) von 1895. Bis Kriegsende ging es weiter als verordnete Großgemeinschaft TSG Rostock. Nach dem Krieg erhielt der Verein nach einigen Umstrukturierungen im Jahr 1969 den eingangs erwähnten Namen TSG Bau Rostock.

Aktuell spielt der Rostocker FC in der Verbandsliga, die Heimspiele werden am Damerower Weg ausgetragen. Die größte Erfolge in neuer Zeit: Das Erreichen des Landespokalfinales 2010 - gegen den Torgelower SV Greif mussten sich die Rostocker jedoch mit 1:2 geschlagen geben - und der Aufstieg in die NOFV-Oberliga.

Nun denn, werfen wir auch einen kurzen Blick auf den gestrigen Gastgeber. Als Charlottenburger FC Vorwärts wurde der Verein am 5. März 1906 ins Leben gerufen. Jedoch erfolgte die Umbenennung in CFC Hertha 06 bereits vier Monate später. 1920 schloss sich die Mannschaft des Charlottenburger SC Stern 1916 an, 1933 erfolgte ein Zusammenschluss mit dem FC Brandenburg 03 Berlin zum FC Brandenburg-Hertha 06, doch bereits im Jahr darauf konnte dies Fusion wieder aufgelöst werden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nach der Auflösung des Vereins im Jahr 1949 der CFC Hertha 06 wieder neu gegründet, und dieser hatte zwischen 1965 und 1970 eine Hochphase, in welcher in der Amateurliga Berlin gespielt wurde. In der Folgezeit ging es derb abwärts, und der Club fand sich phasenweise in der Kreisliga B wieder. Der erneute Aufschwung erfolgte ab 2004, zehn Jahre später konnte der Aufstieg in die Berlin-Liga gefeiert werden, im Jahr darauf durften nach dem Durchmarsch in die NOFV-Oberliga nochmals die Sektflaschen geöffnet werden. 

Nach den zweistelligen Tabellenplätzen in den Jahren zuvor spielt der CFC Hertha 06 in der laufenden Saison um den Aufstieg mit. Ebenso in Richtung Regionalliga schielen jedoch auch die Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin, der FC Hertha 06 Zehlendorf, der Greifswalder FC und der Rostocker FC. Nach kurzzeitigem Leistungseinbruch spielte der Rostocker FC zuletzt wieder volle Pulle und konnte unter anderen mit 3:0 bei den Amateuren des F.C. Hansa Rostock gewinnen.

 

Aus Sicht des aktuellen Tabellenführers Blau-Weiß 90 Berlin schien ein Unentschieden die optimale Sache am gestrigen Abend. Auf Sieg spielten indes beide Teams. Ein Abtasten gab es vor den 133 zahlenden Zuschauern nicht. Sogleich mit offnem Visier ging es zur Sache, und der Rostocker Angreifer Djibril N Diaye zeigte nach einer Ecke mal gleich, wo der Hammer hängt. Mit Schmackes klatschte der Ball an die Latte. Rostock machte weiter Druck, doch die Charlottenburger ließen sich nicht lumpen, und Hassan Oumari machte nach einer Ecke das 1:0 für den Gastgeber klar. 

 

Der Rostocker FC zeigte sich nicht geschockt. Ganz im Gegenteil. Nun wurde gezeigt, was in der Mannschaft steckt! Rackzack wurde sich durch den Strafraum kombiniert, in der 26. Minute schloss Obinna Johnson Iloka zum 1:1 ab. In der Folge ließ keine Seite locker. Nach einer halben Stunde blieb der Rostocker Kevin Mbengani angeschlagen liegen, doch die Partie ging weiter. Kemal Atici schnappte sich den Ball, stürmte nach vorn und machte fast das 2:1 für den CFC Hertha 06. In der 39. Minute gab es dann das nächste Tor des Abends zu sehen, doch wurde dieses von Obinna Johnson Iloka geschossen. Jubel, Trubel, Heiterkeit - und ein doppelter Salto. 2:1 für Rostock!

 

Wiederum die passende Antwort hatten die Charlottenburger in der 50. Minute parat. Nach einer Ecke köpfte Rifat Gelici zum 2:2 ein. Nur zwei Minuten klingelte es wieder fast im Rostocker Gehäuse. Ein Freistoß aus zentraler Position klatschte an den Querbalken, in der Folgesituation konnte die Rostocker Abwehr vor der Linie klären.

In der Folge hatten die Gäste noch eine 1a Möglichkeit nach einem Konter, in der Schlussphase hatten die Charlottenburger etwas mehr von der Partie, konnten aber keine weitere Bude machen. Am Ende der fairen und sehr ansehenswerten Partie ging das 2:2 sicherlich unter dem Strich in Ordnung. Erleichtert zeigte man sich beim Tabellenführer Blau-Weiß 90, der in anderthalb Wochen den Rostocker FC bei sich im Volkspark Mariendorf zu Gast haben wird. 

 

Infos und Bestellmöglichkeit zum erwähnten Buch „Fußballheimat Mecklenburg-Vorpommern“ gibt es hier: www.marco-bertram.de

Fotos: Marco Bertram, Ulf Lange (Fußballfotografie)

> zur turus-Fotostrecke: Rostocker FC 1895

Artikel wurde veröffentlicht am
28 April 2022
Spielergebnis:
2:2
Zuschauerzahl:
133
Gästefans
20

Ligen

Inhalt über Liga
Oberliga

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