Moin! Nach doppelter Quarantäne-Zeit durfte es wieder mal ein Spiel der Hansa Rostock Amateure sein. Eine Fahrt zur Berliner Waldsiedlung ‚Onkel Toms Hütte‘ hat doch immer was. Mit der U3 vom Schlesischen Tor aus einmal quer durch die Stadt. Genug Zeit, um sich gründlich auszutauschen. Die Abstände zwischen den Sitzreihen machen es in dieser schmalen U-Bahn recht kuschelig, und nicht in Berlin gebürtige Exil-Fans durften staunen, an welchen Stationen mal so vorbeifährt. Da wären beispielsweise der kathedralenähnliche Bahnhof Heidelberger Platz und die gemütlichen Bahnhöfe Podbielskiallee und Dahlem-Dorf.
Auch beim Amateure-Spiel in Zehlendorf wusste man den Rostocker Punktgewinn in Darmstadt zu feiern
Allerdings hatte der Sturm Antonia in der Nacht ein wenig gewütet, sodass es auf manch einer Bahnverbindung noch Probleme gab und einige Hansa-Fans die Fahrt zum Auswärtsspiel der Hansa Amateure absagen mussten. Ähnlich mussten auch einige Hansa-Fans bangen, die zeitgleich zum Auswärtsspiel der Profis beim SV Darmstadt 98 fuhren. Wer aus dem Raum Leipzig / Halle kam, durfte sich erst einmal über eine 60-minütige Verspätung des FlixTrains „freuen“. Allerdings konnte dieser Zug zirka 30 Minuten herausholen.
Leider trug der FC Hertha 03 Zehlendorf sein Oberliga-Heimspiel nicht im Stadion, sondern auf einem Kunstrasenplatz des Ernst-Reuter-Sportfelds aus. Auf der Hinfahrt einsetzender Regen ließ zudem die Laune etwas vermiesen. Keine dolle Vorstellung, im Februar am Rande eines Kunstrasenplatzes im Regen zu stehen. Allerdings durften die rund 40 angereisten Hansa-Fans einen großen Schirm öffnen und einen Tisch drunter stellen. Platz genug, für die Hälfte der Truppe. Die anderen tummelten sich am Spielfeldrand, im später geöffneten Vereinsheim und auch mal kurz im mollig warmen Klo herum.
Wohl denn, der Grill wurde angeworfen, und Bratwurst und Bulette sowie die am Imbiss erhältliche XXL-Portion Pommes wussten zu munden. Da es Probleme mit der Zapfanlage gab - eine böse Sache, wenn Hansa zu Gast ist - musste auf Weizenbier und Glühwein sowie mitgebrachten grünen, pfeffrigen Zaubersaft zurückgegriffen werden. Der Eintritt für die Partie wurde nicht am Zugang zur Sportanlage, wo ein Ordner mit Babelsberg 03-Mütze stand, sondern später vor Ort von einer netten Dame abkassiert. Die verlangten drei Euro fanden bei den meisten volle Zustimmung. Ein überaus fairer Preis für ein Oberligaspiel. Manch ein Berliner Landesligist greift schon mal tiefer in die Geldbörse.
Am aufgestellten Tisch unter dem Schirm wurde ein Handy hingestellt, auf dem die parallel laufenden Zweitligapartie SV Darmstadt 98 vs. F.C. Hansa Rostock mit einem Auge geschaut werden konnte. Da das Spiel im Stadion am Böllenfalltor eine halbe Stunde früher angepfiffen wurde, gestaltete sich das Ganze in Zehlendorf recht kurzweilig. Kurz bevor die Partie der Amas bei dem echten Schietwetter angepfiffen wurde, fiel in der Ferne das 1:0 für die Darmstädter Lilien. Ganz überraschend kam die Führung jedoch nicht. Bereits nach wenigen Minuten versuchte Tobias Kempe eine Ecke direkt unterzubringen, doch war Hansas Schlussmann Markus Kolke auf dem Posten. Allerdings hatte Robin Maximilian Meißner kurz darauf die Rostocker Führung auf dem Fuß, der einst in Rostock spielende Darmstadt-Torwart Marcel Schuhen war ebenso achtsam und verhinderte das Tor. Apropos, bei Hansa standen gleich zwei Meißners in der Startelf, auch Thomas Meißner war mit von der Partie.
In der Folge hatte Darmstadt 98 mehr vom Spiel und ging in der 24. Minute mit 1:0 in Führung. Nach einem Fehler von Ryan Malone schnappte sich Tobias Kempe den Ball und brachte diesen von schräg links routiniert unter. 1:0 für Darmstadt. Lange Gesichter im Gästeblock, ebenso lange Gesichter vor dem aufgestellten Smartphone in Zehlendorf. Es war nun an der Zeit, die herauskommenden Spieler der Hansa Amateure anzufeuern. „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“, „Ihr macht das heute, und wehe nicht!“, „Jawoll! Auf geht’s Hansa, kämpfen und siegen!“
Viel zu holen war allerdings nicht. Der Tabellensechste aus Berlin-Zehlendorf machte eine gute Partie und ging bereits nach 18 Minuten durch einen Treffer von Louis-Nathan Stüwe mit 1:0 in Führung. Zweimal lagen die Rostocker mit 0:1 zurück. Das schmeckte nicht wirklich. Allerdings schmeckte den Hansa-Fans in Zehlendorf das Bier recht gut, sodass in der zweiten Halbzeit sogar der Weizenbier-Vorrat zur Neige ging. Tasmania ließ grüßen.
Die Freude hellte sich dennoch auf. Ich war gerade auf dem Klo, als draußen der Jubel ertönte. Im fernen Hessen konnte der zwei (!) Minuten zuvor eingewechselte Neuzugang Danylo Sikan in der 65 (!) Minute den Ausgleich klarmachen. Nico Neidhart hatte die Ecke hereingebracht, Sikan war zur Stelle und klopfte sich anschließend auf das Hansa-Wappen. Welch ein sympathischer Kerl! Vermutlich fast jeder Hansa-Fan hatte ein gutes Gefühl, als der junge ukrainische Nationalspieler kürzlich nach Rostock geholt wurde. Und bähm! Nun hatte er zugeschlagen!
Auch in Zehlendorf konnte der Ausgleich zum 1:1 kurz gefeiert werden, doch wurde der Treffer von Julian Hahnel nicht gegeben. Ärgerlich! Dafür gab es nun ein paar Portionen Rauch. Zuerst Blau, dann Weiß und dann Rot. In Darmstadt konnte Hansa Rostock das 1:1 über die Runden bringen, und in Zehlendorf zeigten sich sämtliche Hansa-Fans zufrieden über den einen Punkt. Nimmt man mit. Zumal somit verhindert wurde, dass auf den Relegationsplatz abgerutscht wurde. In Zehlendorf lief es weniger gut aus Sicht der Rostocker. In der 71. Minute konnte Lenny Stein auf 2:0 für Zehlendorf erhöhen. Sei es drum. Gefeiert wurde die Mannschaft trotzdem, und nach Abpfiff gab es eine weitere Portion weißen Rauch.
Unter dem Strich durfte trotz der Niederlage der Amateure von einem gelungenen Tag gesprochen werden. Fröhliche Gesichter in der U-Bahn. Vorfreude auf die kommenden Partien gegen Nürnberg und auf Schalke. Bereits im Gespräch war zudem das Auswärtsspiel der Hansa Amateure in Stendal. Stendal ist immer eine Reise wert, zumal bis dahin das Wetter deutlich angenehmer sein wird.
Einer hatte mich nach dem Spiel in Zehlendorf noch nach dem Buch „Kaperfahrten - Mit der Kogge durch stürmische See“ gefragt. Ich hatte keins mehr in der Tasche. Hier gibt es die Infos: www.marco-bertram.de.
Fotos: Marco Bertram, Heiko Baumann, Aumi
Ligen
- 2. Bundesliga
- Oberliga
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Gruß Kalif