Städtepartnerschaft zwischen Rostock und Bremen: Ein Blick zurück auf alte Zeiten

Seit 1987 gibt es eine deutsch-deutsche Städtepartnerschaft zwischen der Warnowstadt Rostock und der Weserstadt Bremen. Hatte Rostock vorher schon Städtepartnerschaften Beispielsweise mit Riga, Rijeka oder Stettin gepflegt, wurden im Rahmen verschiedener Besuche von Honecker bei Schmidt, zur  Annäherung der deutschen Staaten, auch verschiedene Städtepartnerschaften beschlossen. Bis Ende 1989 hauptsächlich auf dem Papier bestehend, sollte die Partnerschaft mit Leben erweckt werden. Andere Städte machten schon früher Fußballspiele gegeneinander, aber Hansa spielte erst im Februar 1990 gegen den SV Werder Bremen.

Am 11.11.1989 besuchte ich mein "Mauerfallspiel" im Berliner Olympiastadion zwischen Hertha BSC und der SG Wattenscheid 09, aber nur 2.Bundesliga. Ein Spiel der 1. Bundesliga sah ich erst im Dezember 1989. Im Rahmen der Städtepartnerschaft fuhr kurz vor Weihnachten 1989 sogar ein Sonderzug von Rostock nach Bremen. Die westliche Partnerstadt hatte Rostocker Bürger nach Bremen eingeladen. Ich fuhr mit einer Gruppe Hansafans. Die Bremer Wohlfahrt vermittelte Familien zum Übernachten an DDR-Bürger. Mit meinem Kumpel Samson schliefen wir das Wochenende bei einem Bremer Lehrerehepaar in einem Einfamilienhaus. 

In Erinnerung geblieben sind mir ein langer Gesprächsabend und eine kühle Wohnung (im Gegensatz zur Neubauwohnung in Evershagen, hier kühlte man die Fernwärme durch Öffnen des Fensters runter, wurde in Bremen auf die Heizkosten geachtet). Am Sonnabend ging's zur Stadtbesichtigung und zum Bremer Weihnachtsmarkt. Am Nachmittag durfte ich mein erstes Bundesligaspiel sehen, nur 11.000 Zuschauer sahen ein 4:0 von Werder gegen den Club aus Nürnberg. Der Kontakt zu unseren Gastgebern blieb noch länger erhalten, so schliefen wir bei einem Hallenfußballturnier, mit Beteiligung von Hansa, nochmals dort. Wo gibt es das heute noch, dass fremde Leute ihre Tür zum Übernachten öffnen oder jemand zum Trampen mitgenommen wird? Auch das Bremer Ehepaar hatte seinen Anteil, dass ich nie einen Menschen als "Ossi" oder "Wessi" betitele.

Im Februar 1990 gewann Werder Bremen mit 6:2 vor 27000 Zuschauer im Ostseestadion gegen Hansa. Der damalige Werder-Manager Willi Lemke vermarktete natürlich dieses Spiel. Vom LKW wurden die Rostocker mit  Milka-Schokolade beworfen, Uwe Reinders wurde neuer Trainer und Werder hatte ein Vorkaufsrecht für alle Hansaspieler (den Vertrag hat Kische später zerrissen). In Bremen zog ich die bevorstehende Währungsunion etwas vor. Ich verkaufte vor der Bremer Geschäftsstelle 100 Eintrittskarten für das Freundschaftsspiel, welche ich in Rostock für DDR Mark gekauft hatte. Nach dem Spiel fand in der Sport- und Kongreßhalle noch eine "Fanfete" statt. Bei Beck's-Bier und dem Spieltagsmotto "Kommt zusammen" wurden nicht die großen Verbrüderungen gesichtet, aber Unterhaltungen und Gesänge konnte man schon vernehmen. Am schlimmsten war die Band "Rudolf Rock und die Schocker", welche von der Bühne vertrieben wurde.

32 Jahre später spielte Werder Bremen am Freitagabend wieder im Ostseestadion. Unser 4:1-Sieg in Dresden vor fünf Tagen (wie wäre es mit einem Shirt "Dresden 6,10,13,18") weckte gewisse Hoffnungen. Die erste Halbzeit dominierten die Abwehrreihen, sodass keine zwingenden Torchanchen hier Erwähnung finden. In der 52.Minute überlief Fröling den Bremer Jung, aber scheiterte am Bremer Torwart. Im Gegenzug fiel dann das 1:0 durch Duksch. 500 Werder-Fans feierten das folgende 2:0 durch Füllkrug mit "Spitzenreiter"-Gesängen. 

Direkt davor hatte Hansas Malone mit einem Dropkick fast das 1:1 erzielt. Dieses schaffte in der 83.Minute Hansas Neuzugang Meißner. In den noch verbliebenen 11 Minuten (inclusive vier Minuten Nachspielzeit) versuchte Hansa alles, aber das 2:2 gelang auch unserem Danylo Sikan nicht mehr. Bei dem Neuzugang aus der Ukraine habe ich eine Spielfreude und fußballerische Klasse gesehen, sodass wir vom kommenden Spiel in Darmstadt nicht ohne Punkte heimkehren werden.

Bericht: Heiko Neubert (Autor der beiden Bücher "Fankogge", Mitarbeit am Buch "Kaperfahrten")

Fotos: Heiko Neubert 

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