BFC Dynamo vs. BSG Chemie Leipzig: Alte Liebe rostet nicht!

BFC Dynamo vs. BSG Chemie Leipzig: Alte Liebe rostet nicht!

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An einem Sonntag kann man mit den Kids in den Tierpark gehen, man kann entspannen oder man geht ins Sportforum, um den BFC Dynamo weiterhin siegen zu sehen. So, oder so ähnlich könnte die Überschrift für den Aufmacher des heutigen Spiels lauten. Ein Blick auf den großen Parkplatz genügte, um zu sehen, wer gestern als Gegner auftauchte. Der reisefreudige Chemie-Anhang aus Leipzig Leutzsch war zu Gast. Mit großer Polizei-Eskorte wurden die sechs Fanbusse gen Sportforum geleitet.

Dort angekommen wusste man gleich: "Chemie hat Bock" und will kein Punktelieferant sein. Bis dato schlug man sich ja auswärts recht passabel und blieb ungeschlagen. Aber wie gesagt, bis dato…

Kommen wir zunächst zum Sportlichen. Zu Spielbeginn überzeugte der bunt geschmückte Gästeblock mit netten Gesangseinlagen, während der BFC an "die goldenen Zeiten" erinnerte und Konfetti-Shooter mit goldenem Inhalt verballerte. Auf ins Spiel! 

Der BFC war von Beginn an der Herr im Haus und kam zur ersten Torchance nach drei Minuten. Breitfeld setzte sich über rechts gegen zwei Spieler durch und fand den Kopf von Beck. Dessen Kopfball konnte Chemie-Keeper Benjamin Bellot gerade so gegen die Latte lenken. Puuuh, was für ein Auftakt! Stark von allen genannten Akteuren. 

In der sechsten Minute probierte es auch mal Chemie, aber der Schuss verfehlte sein Ziel deutlich. Zwei Minuten darauf trat wieder das Duo Breitfeld & Beck in Erscheinung. Ähnliche Situation wie Minuten zuvor, doch dieses Mal gab es zu viel Rücklage seitens Christian Beck. Es wurde ein leichter Fang für Gästetorhüter Bellot. 

Nach 15 Minuten Ruhepause und mehr Spielanteilen des BFC probierte es noch mal Chemie, aber die Ecke endete ohne Ertrag. Es war durchaus ein munteres Auf und Ab, jedoch ohne nennenswerte Torchancen. In der 26. Minute probierte es Breitfeld mit einem Spaziergang über den ganzen Platz, aber sein Schuss war zu unplatziert. 

Nach 36 Minuten sollte der torlose Spuk ein Ende haben, BFC-Torhüter Stajila mit einem immer länger werdenden Abschlag, Christian Beck verlängerte, Chemie-Spieler Stefan Karau verlängerte ebenfalls unglücklich in den Lauf von Max Klump, der sagte Danke und hob den Ball über Bellot und traf zum 1:0. Beide Spieler prasselten bei dieser Situation zusammen. Klump blieb vorerst schmerzverzehrt liegen, konnte sich dann aber wieder aufraffen. Drei Minuten später gab es fast das 2:0 für die Weinroten, aber Beck rauschte denkbar knapp an der Vorlage von Michael Blum vorbei. Mit dem 1:0 ging es schließlich es auch in die Pause. 

Nach dem Pausentee ging es erst einmal entspannt weiter, in den ersten 15 Minuten des zweiten Abschnitt plätscherte die Partie ohne Tormöglichkeiten dahin. Es wurde recht leise auf den Rängen, zu hören waren nur die Chemie-Fans, die in einer Tour ihre Gesangkünste zum Besten gaben. Nach 65 Minuten segelte Stajila an einer Flanke von dem eingewechselten Manuel Wajer vorbei, ebenso wie der ebenso zuvor eingewechselte Benjamin Luis. Das hätte auch schlimmer enden können. Stajila sollte aber später die Gelegenheit bekommen sich auszuzeichnen...

In der 70. Minute kam der BFC mit einem hohen Ball, dieser wurde (mal wieder) unfreiwillig von einem Chemiker verlängert. Andor Bolyki fand seinen Meister in Benjamin Bellot. Der Ball kullerte unter ihm durch, aber noch vor der Linie schnappte er sich das Leder. Das hätte die Vorentscheidung sein können. Das Spiel war nun völlig offen, sowohl der BFC als auch die BSG Chemie nun mit Chancen und Ballbesitzwechseln im Minutentakt. 

Der ebenso eingewechselte Chemie-Spieler Tom Müller setzte sich in der 87. Minute über rechts durch und schob den Ball nach innen, Stajila rauschte abermals am Ball vorbei, aber Manuel Wajer haute das Ding über den Kasten. Ei, Ei, Ei…, wat ne Suppe aus Sicht der Berliner. Der Chemie-Anhang hatte den Torjubel bereits auf den Lippen, und der Mann vom chemischen Fanradio biss fast in sein Mikro.

Auf den Rängen - auf Heim- und Gästeseite - war es jetzt richtig laut. Hier war jetzt richtig Feuer drin in der Partie, Chemie warf alles nach vorne und wurde fast noch belohnt. In der 89. Minute spielt Benjamin Luis einen Ball auf Manuel Wajer, doch dessen Schuss parierte Stajila mit einer schönen Parade. Na bitte, geht doch!

Als sich alle bereits mit dem knappen Sieg zufrieden geben wollten, kam der BFC Dynamo noch einmal über rechts. Die Flanke wurde eher halbhoch in die Mitte gebracht, Benjamin Boltze schlug über den Ball, Andor Bolyki sagte Danke und schob das Ding zum 2:0 über die Linie. Das war die Entscheidung. In Richtung Gästebock wurde der Zeigefinger auf die Lippen gelegt, die BFC-Fans rissen die Arme hoch und sendeten gen Gästekurve ein paar fröhliche Grüße. Der neunte Sieg im zehnten Spiel war unter Dach und Fach. Unter dem Strich war es ein verdienter Sieg des BFC, wenngleich es zwischenzeitlich arg brenzlig wurde und die wacker kämpfenden Chemiker dicht dran waren am Punktgewinn.

Was die Stimmung betraf, hätte man die ersten 75 Minuten denken können, dass die alte Rivalität zwischen dem BFC Dynamo und der BSG Chemie Leipzig nicht mehr richtig gelebt wird und das Duell ein normales Ligaspiel wie gegen Germania Halberstadt geworden ist. Denkt man an die Aufeinandertreffen Mitte und Ende der 90er Jahre zurück, so läuft ein Schauer über den Rücken. Vor allem die Spiele im Alfred-Kunze-Sportpark hatten es wahrlich in sich, und beide Fanlager machten mehr als deutlich klar, wie sehr sie die andere Seite hassten. 

Nachdem bis zur 75. Minute kaum Schmähgesänge zu hören und auch keine provokativen Spruchbänder zu sehen waren, nahm das Ganze zum Ende der Partie hin deutlich Fahrt auf. Zahlreiche ältere BFCer erhoben sich auf der Haupttribüne und stimmten Gesänge an, aufgrund der Chancen der Chemiker nahm die Nervosität zu. Der Treffer zum 2:0 brachte schließlich die heimischen Ränge zum Brodeln, es war halt doch nicht nur ein Sieg gegen einen 0815-Gegner. Es war ein Sieg gegen die Leutzscher! Alte „Liebe“ rostet nicht. 

Nach Abpfiff schien es zunächst, als würde der Nachmittag eher normal ausklingen. Die Chemie-Mannschaft lief zum Gästeblock und bedankte sich für die Unterstützung, auf Heimseite erhob sich roter Rauch und die BFC-Spieler feierten ausgiebig die eingefahrenen drei Punkte. Als wenig später ein paar Chemie-Spieler ihre auf der Bank verbliebenen Utensilien abholen wollten, kam es zum verbalen Schlagabtausch mit einigen BFC-Fans der Gegengerade. Mitten drin der Chemie-Trainer Miroslav Jagatic, der richtig in Wallung kam und zurückgehalten werden musste. Später entschuldigte er sich für sein Verhalten, betonte jedoch, dass er aufs Übelste beleidigt worden sei. 

Die Lunte war nun gelegt, die Emotionen kochten hoch. Diverse Gegenstände wurde aufs Spielfeld geworfen, im Gegenzug wurde manch ein Gegenstand wieder postwendend in den Block zurückgeworfen. Nun ebenfalls in Wallung kamen etliche Gästefans. Ein paar machten sich auf den Weg in Richtung Pufferzone, im Gegenzug marschierten auch einige BFC-Anhänger in Richtung Zaun. Ordner und herbeigeeilte Polizisten verhinderten jedoch ein Aufeinandertreffen. 

In der unübersichtlichen Gesamtsituation gab es auch einen weinroten Flitzer, der später wieder den Weg zurück auf die Ränge fand. Quer über den Rasen rannten ein paar behelmte Einsatzkräfte, im Gästeblock selbst hatten sich inzwischen auch zahlreiche Polizisten eingefunden und verteilten unten am Zaun (nicht an der Pufferzone) reichlich Pfefferspray. Dieser Einsatz von Reizgas erschien mehr als diskussionswürdig, da der Großteil der Chemie-Fans keine Anstalten machte, den Innenraum zu entern oder die Gegengerade zu stürmen. In der aufgeheizten Situation geriet ein Chemie-Spieler mit einem Zivilpolizisten aneinander, zuvor soll er die BFC-Fans provoziert haben. Nach Angaben des BFC Dynamo stellte die Polizei nach seinem Kenntnisstand Strafanzeige gegen den Spieler.

Zunächst der Polizei übergeben wurde zudem ein BFC-Fan, der während der Partie vermeintlich den Hitlergruß gezeigt hatte. Nach Auswertung der Videoaufnahmen durch die Polizei konnte der Straftatverdacht allerdings nicht bestätigt werden. Ein weiterer BFC-Fan, der kurz vor Ende der Partie Affenlaute von sich gegeben und den Chemie-Spieler Benjamin Luis rassistisch beleidigt hatte, wurde nach Angaben des Vereins von umstehenden BFC-Anhängern ruhig gestellt. Hierbei muss betont werden, dass es einzelne Zuschauer waren, die in dieser Form auffällig wurden. Dass indes das „Chemie-Schweine raus!“ laut durch das Sportforum hallte, ist unbestritten. Allerdings dürfte dies zum eher normalen Repertoire eines brisanten Fußballspiels gehören. Genauso wie im Gästeblock ein knackiges „Wir hassen den BFC …“ dazugehören sollte.

In einer heutigen Pressemitteilung betonte der BFC Dynamo, dass der Chemie-Trainer mit seinem Verhalten die Situation vor der Gegengerade weiter angeheizt hatte. Zudem wurde mitgeteilt, dass die Zäune zum Pufferblock hin von Seiten der Gästefans bereits während des Spiels mit entsprechenden Materialien präpariert wurden, um ein mögliches späteres Übersteigen zu erleichtern. 

Fazit: Am gestrigen Abend schwangen manche Medien sehr arg mit der Rassismus-Keule. Der Pfefferspray-Einsatz im Gästeblock war mehr als diskussionswürdig. Der BFC Dynamo baute seine Tabellenführung aus und darf nun mit stolzer Brust zum Spitzenspiel nach Luckenwalde fahren. Und ja, wie bereits betont, alte „Liebe“ rostet nicht. Das Duell BFC Dynamo vs. BSG Chemie Leipzig ist definitiv kein 0815-Spiel geworden… 

Fotos: Marco Bertram

Text: Andi „Kämpfer“ Utzki & Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: BFC Dynamo

> zur turus-Fotostrecke: BSG Chemie Leipzig

 

Artikel wurde veröffentlicht am
13 September 2021
Spielergebnis:
2:0
Zuschauerzahl:
2.000
Gästefans
500

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Inhalt über Liga
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Kommentare
Bla bla
Warum hauen die "harten Jungs" nicht mal die Arschlöcher aus dem Stadion? Warum werden Rassisten , Faschisten und Antisemiten nicht geachtet bei einem Verein mit dieser Historie?
Sonst sind die Jungs doch auch nicht so zimperlich. Man muss nicht jeden Arsch tolerieren, der doof und rassistisch ist.
O
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G
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Die Hotten aus Leipzig, die in Richtung Haupttribüne stürmten, waren das auch nur Einzelfälle? Frage für einen Freund.
F
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Immer die gleiche Leier von Chemie. Nazis, Nazis, alles Nazis...
LK
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Warten wir mal ab, was bei den Untersuchungen rauskommen wird. Der ABV hat das Wort. Amen.
KA
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die alte mär
... von dein einzeltätern
gesteht euch doch wenigstens ein, dass ihr zumindest auf einem gebiet zur creme de la creme gehört!!
G
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Hmm
Eigentlich auf den Punkt gebracht, muss man als grün weißer eingestehen. Vorbildliche Arbeit!
L
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Rassismus ist beim BFC eben nichts erwähnenswertes...das war schon immer so...
G
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Halten wir fest. Die Spieler hätten ihr Zeug greifen und in die Kabine marschieren können. Egal, ob da einer pöbelt oder nicht. Normal beim Fußball. Aber nein, es musste ja voll eingestiegen werden. Der Trainer ratzfatz auf die BFC Fans zu. Das Resultat? War danach zu sehen. Bekommen, was gewollt? Und was suchten Chemiefans im Pufferblock? Pilze sammeln?
NS
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Ja die BSG ist mal wieder das Opfer. Sieht man ja auch gut auf den Videoaufnahmen ... nicht
G
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