Die Wiege des Erfolgs von Lech Poznań - Stadionruine Dębiec

Die Wiege des Erfolgs von Lech Poznań - Stadionruine Dębiec

"Sie denken, diese Geschichte ist wahr? Dann müssen wir Sie enttäuschen, denn sie ist frei erfunden." Na klar! Das ist der Satz von Jonathan Frakes aus der Sendung X-Factor! Umgemünzt auf Lech Poznań könnte dieser Satz wie folgt heißen: "Sie meinen, dass die Heimat von Lech Poznań an der ulica Bułgarska liegt? Nein, dem ist nicht so. Weit gefehlt." Die Wiege von Lech befand sich an der ulica Grzybowa. An ein Stadion an diesem Ort im Stadtteil Dębiec erinnert heute gar nichts mehr. Dort stehen lediglich ein paar Häuser mit Gärten. 

Bis in den September 1934 hinein spielten hier Lechs Vorgänger ehe der Umzug in das Stadion nahe der ulica Traugutta folgte. Eher ist es die Straße des 28. Juni 1956. Der Name geht auf einen Arbeiterstreik zurück. Schlechte Bezahlung, schlechte Bedingungen. Am Ende wurden die Werkzeuge abgelegt und sich auf die Straße begeben. 250 Arbeiter wurden verhaftet, viele erschossen. Lech kommt jedenfalls aus einem Arbeiter-Viertel. Die Seite von Lech bietet eine grandiose Chronik über alle Heimatstadien. Dort kann man auch die Info darüber finden, dass dieses Stadion in Dębiec anlässlich der 3. Olympischen Eisenbahner-Spiele errichtet wurde. Zunächst fanden 1200 Leute einen Platz, später mehrere Tausend. 

Das Stadion bekam im Laufe der Zeit eine Holztribüne, eine Uhr, eine elektronische Anzeige und eine Laufbahn. Eröffnet wurde die Arena mit dem A- Klasa-Spiel gegen die Reserve von Warta Poznań am 23.9.1934. Weitere Highlights waren die Spiele gegen Lok Sofia (1955) und Śląsk Wrocław (1960). Gegen Sofia wurde einmalig unter Flutlicht gespielt. Ähnlich wie damals Unions "Alte Försterei" gab es massive Stehwälle, aber keine überdachten Sitzplätze, da die Tribüne schon abgebrannt war. 

Über 24.000 Zuschauer sahen das Spiel gegen Wrocław und bildeten den ewigen Rekord der Anlage. Das erste Europa-Cup-Heimspiel 1978 gegen Duisburg ging 2-5 verloren, wurde aber im alten Stadion von Warta Poznań ausgetragen. Wie locker der Umgang der Vereine miteinander war, ist auch daran erkennbar, dass Warta grüne Trikots zur Verfügung stellte, da Lech ja nun auch wie Duisburg die Vereinsfarben Blau und Weiß führt. Eine schöne Story ist's, die Größen wie Rolf Schafstall und Bernhard Dietz live erlebten, sie hat aber leider nichts mit dem Stadion Dębiec zu tun. 

1981 wechselte Lech dann an die Bułgarska. 1996 gab es noch einmal ein kurzes Gastspiel, da es gegen Legia Warszawa auf den Rängen krachte und nun gegen Stomil Olsztyn ohne Zuschauer gespielt werden musste. Dafür reichte das Stadion noch einmal. Dębiec konnte den gewachsenen Ansprüchen einfach nicht mehr gerecht werden. Ohne Mühe sieht man das bis heute. Es gibt nur ganz wenige Parkplätze in der Umgebung und auch ein Zugang für Gästefans kann nicht angeboten werden. Bei stürmischem Wetter warf ich nun mal einen Blick auf das Stadion, jedenfalls so weit, wie man herankommt. Sogar Fußball-Feeling kam auf, als ich eine Gruppe finsterer Gestalten passierte. Ob das nun Lech-Leute waren? 

Das Stadiongelände gehört weiterhin der PKP, also der polnischen Bahn. Aktive Gleise begrenzen das Stadion von drei Seiten. Die vierte Seite wird von einem Parkplatz begrenzt, dennoch gibt es eine Zufahrt und mit einem Tor. Die Kassen wurden 2014 abgerissen. Zu erkennen sind von außen noch Wälle, der Sprecherturm und eine Mauer. Im Sommer sieht man praktisch nichts von dieser traditionsreichen Anlage. Pläne für eine Reaktivierung gab es, aber bis hier etwas passiert, wird noch viel Wasser der Warta durch Poznań geflossen sein.

Fotos: Michael

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Artikel wurde veröffentlicht am
18 Januar 2021

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3 Kommentare
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G
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Cool.
Ich habe das gefunden, u.a. alte Bilder:
https://www.poznanskieklimaty.pl/stadiony-lecha-poznan/

https://pl.wikipedia.org/wiki/Stadion_na_D%C4%99bcu
DT
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G
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