Sieg gegen Altlüdersdorf! Endlich mal wieder ein großes Spiel in Frankfurt (Oder)?

Sieg gegen Altlüdersdorf! Endlich mal wieder ein großes Spiel in Frankfurt (Oder)?

Wieder einmal schweifen die Blicke über das weite Rund. Mit dem Bierbecher in der Hand - das alkoholfreie Bier war erstaunlich schmackhaft - schwelgen wir in Erinnerungen. „Dort war einst der Block Q, dort war in den 80ern meistens mein Plätzchen…“, höre ich neben mir. „Drüben auf der Gegengerade saßen die Dauerkartenbesitzer, und daneben in Richtung Kurve waren die aktiven FCV-Fans anzutreffen.“ Wahnsinn! Die Vorstellung, dass hier einst der FC Vorwärts Frankfurt am 18. September 1974 gegen Juventus Turin gespielt und sogar mit 2:1 gewonnen hatte, wirkt surreal. Zu unseren Füßen sind in den bröckligen Betonstufen die eingelassenen Metallplatten zu sehen, in deren Löcher einst die Sitzbänke befestigt waren. „In den 80ern bei den Europapokalspielen gegen Werder Bremen und Eindhoven wurde hier oben am Geländer sogar eine zusätzliche Sitzreihe angebracht, um die Kapazität zu erhöhen…“, wird mir erklärt.

Ich schaue ins Rund und versuche mir die Atmosphäre bei den großen Spielen vorzustellen. Als noch die Flutlichter die gleißenden Lichtkegel auf den Rasen warfen. Am 24. Juni 1969 - also noch bevor der FC Vorwärts von Ost-Berlin nach Frankfurt (Oder) umzog - wurde einst mit einem Freundschaftsspiel des Oberliga-Aufsteigers BSG Stahl Eisenhüttenstadt gegen den ungarischen Vertreter BTC Salgotarjan die Flutlichtanlage eingeweiht. Das Stadion als solches wurde am 12. Juli 1953 mit der Partie SV Dynamo Frankfurt vs. Gwardia Kraków eröffnet. Errichtet wurde das Stadion der Freundschaft auf Trümmerschutt am alten Carthausplatz, und es diente regelmäßig auch für Wettkämpfe der Leichtathleten.

Über den Niedergang des Fußballs in der Oderstadt nach der Wende wurde bereits allzu oft geschrieben. Bekanntlich werden im Stadion der Freundschaft, das nur noch einen einzigen ehemaligen Flutlichtmast hat, aktuell kleine Brötchen gebacken. Immerhin, der Aufstieg in die NOFV-Oberliga wird angepeilt. Zu Gast wären dann mal wieder die Amateure des F.C. Hansa Rostock und auch die SpVgg Blau-Weiß 90 Berlin. Keine Frage, die Spielstätte des 1. FC Frankfurt ist bei Auswärtsfans und Groundhoppern überaus beliebt. Für Freude sorgte bereits das Freundschaftsspiel gegen den FC Energie Cottbus vor Saisonbeginn. Nun wäre es doch klasse, wenn die Lausitzer mal im Rahmen des Landespokals nach Frankfurt (Oder) kommen würden!

Bevor es dazu kommen könnte, mussten jedoch am Samstag erst einmal gegen den Ligakonkurrenten SV Altlüdersdorf die Hausaufgaben erledigt werden. In der Brandenburgliga wurde recht locker flockig gegen diese Mannschaft gewonnen. Doch was heißt das schon? Der Pokal hat schließlich seine eigenen Gesetze. Und ab mit dem Fünfer ins Phrasenschwein. Ich saß mit dem jüngeren Sohnemann noch im Regionalexpress, als ich eine Nachricht und ein Foto auf dem Handy zu sehen bekam. Konrad Cudny, der vor Saisonbeginn vom Kreisligisten FC Polonia Berlin nach Altlüdersdorf gewechselt war, schrieb mir eine Nachricht und meinte im Spaß, dass der Bierwagen bereits auf mich warten würde. Yow, gegen Cottbus hatte ich es mit ein paar Kumpels gut laufen gelassen. Vor Ort musste ich jedoch am Samstag feststellen, dass die Stadt Frankfurt dem Verkauf von alkoholischen Getränken einen Riegel vorgeschoben hatte. Aber wie gesagt, das Gezapfte ohne Prozente mundete erstaunlich gut. 

Auf dem Rasen gab es eine umkämpfte Pokalpartie zu sehen, in der Steven Frühauf bereits in der zweiten Minute eine erste prima Möglichkeit hatte, später in der 36. Minute verfehlte er knapp den Winkel. Die Abwehrkette umbauen musste der Frankfurter Trainer Jan Mutschler, der in Kürze aus privaten Gründen den Verein leider verlassen wird. Frankfurt stand hinten nicht wirklich stabil, die Gäste kamen zu Chancen, doch mit Courage, Einsatz und der nötigen Portion Glück konnte hinten die Null gehalten werden. Verrückt: Nach der Pause hatten die Altlüdersdorfer gerade eine starke Phase, als prompt die Frankfurter den Treffer des Tages erzielten. Nach exakt einer Stunde bediente Steven Frühauf seinen Mitspieler Robin Grothe, der den Ball zum 1:0 einschieben konnte. 

In der Folge musste Altlüdersdorf hinten öffnen, und es ergaben sich reihenweise gute Chancen für den 1. FC Frankfurt, die jedoch allesamt liegen gelassen wurden. In der Schlussphase kam bei den Gästen für Dublin Schonig der bereits erwähnte Konrad Cudny ins Spiel. Somit durfte er die letzten hitzigen Minuten auf dem Rasen selbst miterleben. Er selber drängte nach vorn und kam sogar zu einer Möglichkeit, an andere Stelle gab es für beide Seiten jeweils einen Platzverweis. Am Ende konnten die Frankfurter die knappe Führung über die Runden bringen und zogen zum ersten Mal nach 2010 wieder ins Viertelfinale ein. Ebenfalls noch mit dabei sind unter anderen der SV Babelsberg 03, der Ludwigsfelder FC, der FSV 63 Luckenwalde, der FSV Union Fürstenwalde und der FC Energie Cottbus, der im Nachbarschaftsduell beim VfB 1921 Krieschow denkbar knapp mit 3:2 die Oberhand behalten wollte. Also dann! Was wünsche ich mir? Sportlich sind einige harte Brocken dabei, von daher gehen wir doch mal aufs Ganze und sehnen uns Energie Cottbus herbei. Hoffen wir in diesem angenommenen Fall, dass Corona keinen Strich durch die Rechnung machen wird…

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Frankfurt (Oder)

Artikel wurde veröffentlicht am
12 Oktober 2020
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
205

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