Fußball auf der Insel Werder: Sonne, gute Laune, aber leider kein Bier…

Fußball auf der Insel Werder: Sonne, gute Laune, aber leider kein Bier…

W wie Waldesruh. W wie Werder. Am 5. März sah ich live vor Ort mein letztes Fußballspiel, bevor Corona allen weiteren Planungen einen fetten Strich durch die Rechnung gemacht hatte. Bei kühler Witterung hatte ich abends unter der Woche in meinem Heimatort beim B-Junioren-Pokalspiel FSV Blau-Weiß Mahlsdorf/Waldesruh vs. Hertha BSC vorbeigeschaut, das mit 1:2 denkbar knapp ausging und einige Zuschauer angelockt hatte. Damals war bereits große Vorfreude auf das Berliner Derby im Olympiastadion spürbar, und ein paar Jugendliche hatten ein paar Spruchbänder aus Papier ans Geländer geklebt. Wenige Tage vor der Partie auf dem Sportplatz Waldesruh hatte ich in der Stadt Werder den auf der Insel befindlichen Sportplatz abgelichtet, da der Werderaner FC Viktoria 1920 im aktuellen Buch „Fußballheimat Brandenburg“ einen eigenen Eintrag erhalten sollte. An jenem Nachmittag erfreute ich mich an der dortigen Gastronomie der Insel und an der überaus idyllisch gelegenen Sportanlage. Hätte ich damals ahnen können, dass die Insel Werder mein erster Fußballausflug nach der Corona-Krise sein wird? Wohl kaum…

Über vier Monate lang war fußballerische Dürre angesagt. Während andere sofort auf den Balkan fuhren, um dort die ersten Spiele mit Publikum mitzunehmen, ließ ich es ruhig angehen. Nach den in guter Gesellschaft im TV gesehenen Drittligapartien des F.C. Hansa Rostock widmete ich mich weiter den Arbeiten an zwei neuen Büchern und machte zahlreiche Ausflüge mal ganz ohne Fußball. Nun aber war die Zeit reif für ein erstes Fußballspiel. Nach kurzer Überlegung entschieden ein Freund und ich uns für das Testspiel Werderaner FC Viktoria 1920 vs. FSV Spandauer Kickers. Ausschlaggebend dafür waren die guten Auslaufmöglichkeiten. Mit zwei Kindern im Schlepptau sollten diese vorhanden sein. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die beiden Jungs nach über vier Monaten Fußballpause genügend Sitzfleisch haben würden. 

Das Ganze begann hervorragend, endete jedoch noch vor Anpfiff fast mit einem Desaster. Eine Übung der Jugend-Feuerwehr am Ufer der Havel sorgte für große Begeisterung, doch eine Viertelstunde später bekamen sich die Kids in die Haare. Wir trafen überpünktlich auf dem Arno-Franz-Sportplatz ein, und den Beiden fiel vor Langeweile nichts besseres ein, als sich gegenseitig in den Hintern zu treten. So lange, bis der Kleine heulte und der Große muffig davonrannte und sich sage und schreibe 30 Minuten lang nicht mehr sehen ließ. 

Ich bereute es bereits, beide Jungs mitgenommen zu haben (mit einem an der Seite klappte bislang immer alles bestens) und sah für die kommenden zwei Stunden völlig schwarz. Zumal es bei diesem Testspiel nichts zu futtern und zu trinken gab. Vielleicht hatte man nicht damit gerechnet, dass rund 60 Zuschauer bei dieser Partie zur Mittagsstunde eintreffen würden. Ein Bier- und Limoverkauf hätte sich in jedem Fall gelohnt. Somit blieb uns nichts anderes übrig, als die Kinder zu vertrösten. Nach Abpfiff würde es auf direktem Wege zum Ostufer der Insel gehen. 

Nachdem sich der größere Sohnemann wieder eingefunden hatte, gestaltete sich das Ganze dann doch überraschend entspannt. Glücklicherweise befindet sich die kleine Stahlrohrtribüne im Schatten der Bäume, bei mitgebrachtem Pfefferminztee und Butterkeksen ließen es die beiden Kinder erstaunlich ruhig angehen, fertigten ein paar Fotos an und machten bis Abpfiff keine Probleme. So blieb mir sogar die Freiheit, fast eine Stunde lang auf der Wiese mit einem Neubrandenburger Kumpel zu quatschen. 

Auf dem Rasen gab es eine ausgeglichene Partie zu sehen. Die ganz in Grün gekleideten Werderaner spielen aktuell in der Brandenburg-Liga, die ganz in Orange gekleideten Spandauer Kickers sind derzeit in der Berlin-Liga zu finden. Gleiches Level auf dem Papier - und auch ähnliches Level auf dem grünen Rasen. In der ersten halben Stunde gab es wenig Tormöglichkeiten zu sehen, im Mittelfeld neutralisierten sich schlichtweg beide Mannschaften. Torlos ging es jedoch nicht in die Halbzeitpause. Der SpaKi-Torhüter riss bei einer Flanke einen gegnerischen Spieler um, und folgerichtig zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt. Präzise wurde der fällige Elfmeter verwandelt - 1:0 der Pausenstand.

Mehr Schwung war im zweiten Spielabschnitt drin. Allerdings zeigte sich, dass noch nicht alles rund läuft. So wurde auf Heimseite der Ball aus zwei Metern am Gehäuse vorbeigesemmelt. Das hätte das 2:0 sein können, ja müssen. Auf der Gegenseite machte es ein Kickers-Spieler besser und schloss nach einem Solo zum 1:1 ab. Am Ende der Partie roch es nach einer erneuten Führung des Gastgebers, doch fehlte am Ende die nötige Konsequenz zum erfolgreichen Abschluss. Am Ende trennten sich beide Kontrahenten mit einem unter dem Strich verdienten Unentschieden.

Nun aber! Eine Bratwurst wurde im Vorfeld den Kindern versprochen, daraus wurden am Ostufer eine leckere Portion Pommes und ein Fischbrötchen. Auf das verdiente Bierchen verzichteten Jan und ich vorerst. Die Preise für ein Frischgezapftes lagen mit fünf Euro doch ein stückweit zu hoch. Zu zweit hätten wir uns sicherlich mit einem Bierchen am Wasser ganz in Ruhe niedergelassen, doch mit zwei Energiebündeln im Schlepptau wäre es einfach nur verschenktes Geld gewesen.

Allerdings kamen wir alle noch auf unsere Kosten! Nach einer Runde auf der Insel Werder ging es zu Fuß zurück in Richtung Bahnhof. Und was erspähten meine Augen? Einen Getränkestützpunkt, der einen auf angenehme Art und Weise an die frühen 1990er erinnerte. Rein da! Bier für die Erwachsenen - Eis für die Kinder. Auf dem Hof konnte man tiefenentspannt sitzen und den arg spielfreudigen Hunden zuschauen. Ohne Kinder hätte man dort glatt versacken können…

Fotos: Marco Bertram

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Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
21 Juli 2020
Spielergebnis:
1:1
Zuschauerzahl:
60

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Testspiel

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