Alle Masken auf! So, liebe Freunde, es könnte mal wieder losgehen mit Fußball!

Nachdem ich am gestrigen Nachmittag die Berliner S-Bahn mit hochgezogenem Seidenschal geentert hatte, fühlte sich ein anderer Fahrgast ermutigt, seinen locker um den Hals gelegten Old-School-Jaquard-Schal über Mund und Nase zu ziehen. Na, geht doch! Hoch das Teil! Nun war der Geißbock des 1. FC Köln gut zu sehen. Großartig stören würde sich dieser Tage niemand dran. Hauptsache Farbe ins Spiel bringen! Es wurde doch gesagt, hat man keine professionelle Atemmaske zur Hand, tut es auch ein hochgezogener Schal oder ein normales Stück Stoff. Hauptsache Mund und Nase sind vermummt. Wie hoch man sich den Stoff ins Gesicht zieht, spielt derzeit keine Mandoline. Hauptsache, der Schutz ist vorhanden. Also nicht für den Träger des Stoffes, sondern für die anderen. Es könnte ja sein, dass man spontan feucht auswürfelt oder beim Niesen schleimige Fetzen in der Umgebung verteilt. Von daher sollte, wenn man / frau die Nase zu hat, nicht unbedingt der Lieblingsschal genutzt werden. Zumindest sollte in jedem Fall das gute Stück alle ein, zwei Tage gewaschen werden.

Nun ist die Zeit gekommen, in der das getan werden darf, was sonst nicht erlaubt ist! Es ist so ziemlich alles legitim, was Nase und Mund bedeckt. In Polen war man bereits besonders fix und ließ Stoffmasken mit den jeweiligen Vereinswappen herstellen. Selbst kleinere Vereine wie der KS Karkonosze Jelenia Góra zeigten sich im Netz bereits 1a aufgestellt. Mit dem markanten Hirsch vor Mund und Nase wurde in einer örtlichen Klinik posiert. Dazu zwei Krankenschwestern mit lächelndem Gesicht. Die Jungs, die sonst eher für das Grobe zu haben sind, packen derzeit an und helfen dabei, Lebensmittel und andere Waren an bedürftige Mitbürger auszufahren.

Jedoch nimmt auch hier das Ganze langsam Fahrt auf. Farben zeigen, ist angesagt. Nachdem bundesweit in öffentlichen Verkehrsmitteln - und teils auch in Geschäften und Supermärkten - eine Maskenpflicht besteht, läuft die Produktion auf Hochtouren. So auch unter anderen beim F.C. Hansa Rostock, der aufgrund zahlreicher Nachfragen nun auch Masken in den Farben Blau-Weiß-Rot zum Preis von 9,65 Euro anbietet. Dezent aufgedruckt sind der Schriftzug „UNSINKBAR“ und das Wappen des Vereins. Nachdem am gestrigen Tag bundesweit in zahlreichen Medien ein Foto von einem Schüler mit blau-weiß-roter Maske und Hansa-Shirt publiziert wurde, dürfte der Run erst richtig losgehen.

Ganz klar, auf weiße und mattgrüne Atemmasken, die teils arg gruselig erscheinen, dürften die meisten jüngeren Leute keinen Bock haben, doch mit solch einem schmucken Stück lässt sich der eine oder andere Skeptiker dann doch ganz gern in Bus und Bahn sehen. Betont werden sollte jedoch noch einmal, dass es sich hierbei um keine medizinischen Produkte handelt. Ein Seidenschal oder eine Stoffmaske schützen den Träger keinesfalls sicher vor einer Corona-Infektion, doch verhindern diese, dass beim Husten und Niesen gleich ein ganz Schwall Tröpfchen sich in Bus und Bahn verteilt. Dies hätte ganz klar von Beginn an besser artikuliert werden müssen, um den Akzeptanzgrad in der Bevölkerung zu erhöhen.

Sei es drum, mit einer Stoffmaske in den Vereinsfarben des Lieblingsvereins oder einem hochgezogenen Seidenschal lässt es sich leben. Logisch, dass man nicht gleich einen Mottoschal einer Fanszene nutzen sollte. Schließlich sollten diese nicht unbedingt in fremde Hände geraten. Jedoch wird fast jeder in seiner Sammlung etwas Feines finden, das in diesen Tagen mal fröhlich ausgeführt werden möchte. Manchmal ergibt sich auch was Feines, wenn die Mitte des jeweiligen Schals vor Mund und Nase gebunden wird. So zum Beispiel ein „Freiheit“ bei einem Schal des FC Winterthur, auf dem es in ganzer Länge „Friede. Freiheit. Fußball.“ heißt. Oder auch einfach „Soul“ bei einem Schal von von Heart of Midlothian. Und wie bereit erwähnt, in Polen wird man derzeit richtig gut fündig. Hat man einen Faible für einen dortigen Verein, so lässt sich ganz gewiss etwas auf dem Onlineweg organisieren. 

Gibt man aktuell bei Google „Maske Fußballverein“ ein, so stößt man auf Anhieb auf die Meldungen, die Eintracht Frankfurt betreffen. Für die weiße Maske mit schwarzem Aufdruck gibt es bereits weit über 10.000 Vorbestellungen. Diese Masken seien bei 60 Grad waschbar und bis zu 100 Mal wiederverwendbar, wird erklärt. Vermutlich werden sich manche gleich mit mehreren Masken eindecken, denn irgendwann wird es schließlich wieder losgehen mit Fußball! Und sollte es an einem Tag X möglich sein, in begrenzter Anzahl ein Fußballstadion bzw. einen Sportplatz zu betreten, so sollte das Tragen einer Maske zum guten Ton gehören. Gegen Corona - für den Verein! 

Was sonst sofort mit einer Anzeige enden würde, könnte nun auch beim Fußball völlig legal oder sogar Pflicht sein! Sonnenbrille und Maske auf - und schon würde sich ein überaus beeindruckender Anblick ergeben. Allein deshalb wird es wohl leider noch ein Weilchen dauern, bis die Stadiontore wieder geöffnet werden. Schade eigentlich, denn der Anblick der fußballschaltragenden Fahrgäste in U- und S-Bahn weckt richtig die Lust an Fußball. Leider werden wir alle jedoch noch ein ganzes Weilchen warten müssen, bis wir alle wieder gemeinsam zum Stadion oder zum nächsten Sportplatz pilgern dürfen. Ein bisschen Mut in dieser eher trostlosen Zeit machen all die auf den Markt kommenden Vereinsmasken jedoch schon. Sie bringen einfach Farbe und Frische in die teils beklemmend wirkenden Waggons der öffentlichen Verkehrsmittel. Wenn man hinter hochgezogenen Seidenschals frech lächelnde Augen erblickt, weiß man, es wird weitergehen und es ist noch nicht alles verloren...

Fotos: Marco Bertram