Rot-Weiss Essen für ganz Harte: 70 Minuten kalter Frust, 20 Minuten Ekstase plus

Rot-Weiss Essen für ganz Harte: 70 Minuten nasskalter Frust, 20 Minuten Ekstase plus

Die Sonne lacht bei frühlingshaften zehn Grad über Essen am Morgen danach. Auch die Fußballfans in Essen strahlen, jedenfalls diejenigen die es mit dem größten Fußball-Klub der Stadt halten. Eine besondere Saison biegt langsam auf die Zielgerade und anders als in den letzten Jahren ist Rot-Weiss Essen immer noch mit in der Verlosung für den Aufstieg in die dritte Liga. Die Lizenzunterlagen hat der Klub bereits fristgerecht beim DFB eingereicht, ein Prozess den der Klub in den letzten Spielzeiten aufgrund der sportlichen Ergebnisse kaum anstoßen brauchte. Anders in der Regionalliga-Saison 2019/2020.

Gestern wurde das Punktekonto auf beachtliche 47 Zähler (es wären sogar drei mehr mit den abgezogenen Wattenscheid Punkten) hochgeschraubt. Zum Vergleich: In der vergangenen Spielzeit kam RWE nach 34 Spielen gerade einmal auf 46 Punkte (Platz 8). Eine starke Saison von Rot-Weiss Essen und die Fans dankten mit ihrem Besuch. Trotz wirklichem „Schietwetter“ bei drei Grad und pünktlich zum Anpfiff einsetzenden Dauerregen kamen 8.695 Fans an die Essener Hafenstraße.

Der Gast aus Lippstadt, hätte sich gerne ein paar mehr Zuschauer gewünscht, immerhin spielte der Verein noch nie vor einer fünfstelligen Kulisse und Essen ist in dieser Saison immerhin Zuchauerkrösus aller Regionalligen mit einem beachtlichen Schnitt von 10.934 Zuschauern. Nur gegen die U23 des 1. FC Köln, gegen Lotte und Homberg kamen weniger als 10.000 Zuschauer, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat, auch nicht bei der unnötigen Heimniederlage gegen den Abstiegskandidaten VfB Homberg.



Ein Spiel das die Fans immer noch nervt und die Erinnerungen daran gestern in den ersten 70. Minuten immer wieder aufpoppte. Eigentlich sollte der SV Lippstadt (wie eigentlich auch das Team vom Duisburger Rheindeich) aus dem Stadion geschossen werden, so dass das Spiel gegen die Mannen von Felix Bechtold aus der ältesten Gründungsstadt Westfalens bei vielen Fans nicht unbedingt im Vordergrund stand. Hauptgesprächsthema war der Showdown drei Spieltage weiter in Ostwestfalen am 21. März gegen den SC Verl und die angespannte Ticketsituation. Da es einen Online Verkauf gab haben sich zahlreiche rot-weisse Fans schon mit Karten (auch für den Heimbereich) eingedeckt, so dass die Verler den Verkauf nun stoppten.

Aber zwischen heute und Verl liegen noch Spiele gegen den TuS Haltern, den Bonner SC und der zweiten Mannschaft von Schalke 04 und kein Gegner ist zu unterschätzen, da wie gehabt es für viele Teams immer noch etwas Besonderes ist gegen Rot-Weiss Essen zu kicken. Zu unterschätzen ist keiner, wie man am gestrigen Abend gesehen hat. Bei freier Sicht für die Fans von der „West“ (das Fangnetz befand sich aufgrund von Sturmschäden in Reparatur) begann Essen zwar forsch und hatte von Beginn an mehr vom Spiel, aber ungenaue Pässe und vor allem Abschlüsse sind immer noch ein gravierendes Problem des Teams von Christian Titz, aber auch sicherlich ein Resultat der guten Abwehrleistung des Gegners, den gut 75 Fans begleiteten.



Diese konnten sich auch direkt in der 14. Spielminute freuen, als ihre Nummer 28 Gerrit Kaiser nach einer Unachtsamkeit im Essener Abwehrspiel und einer folgenden erfolgreichen Flanke nur den Fuß hinhalten musste und erfolgreich einnetzte. Déjà-vu bei den Essenern Fans: Der VfB Homberg ging auch früh (16. Spielminute) in Führung und ermauerte sich dann einen 2:0 Auswärtssieg. Das es gestern anders kam lag sicherlich auch mit an dem Wechselgeschick des Essener Trainerteams. So brachten die Halbzeit-Einwechselung von Jan Neuwirt und Essens Nummer 28 (Ayodele Adetula) mehr Tempo, mehr Kreativität und mehr Frische in das bis dahin nicht gerade inspirierende Spiel in der ersten Hälfte, was die Fans zum Pausentee mit Pfiffen quittierten.



Geduld war gefragt bei den Heimfans und es ging immer wieder der bange Blick auf die Uhr auf der Anzeigentafel. Zähne knirschen, Haare raufen und Fingernägel kauen, aber der eigentlich hochverdiente Ausgleich wollte nicht fallen. Auf dem Platz spielte inzwischen auch Maximilian Pronichev (erst im Winter an die Hafenstraße gewechselt) im Sturm, aber treffen sollte ein Essener Sturm-Urgestein: Marcel Platzek. Erst der 13. Eckball für Essen saß richtig und ließ die RWE Fans freudetaumelnd zurück. Da ging noch was. Ja und wie. RWE zog seine letzte Wechseloption und brachte Hamdi Dahmani für den Torschützen. Manch einer schaute sich aufgrund dieses Wechsels fragend an, glänzte Dahmani im Laufe der Saison nicht durchweg mit Qualität, obwohl sein Wechsel vom Ligakonkurrenten Fortuna Köln mit als Königstransfer galt.



Aber was gibt es besseres als alle Kritiker direkt zu überzeugen. Sprach es und traf und vor allem wie: In der 74. Spielminute nahm Hamdi Dahmani Maß und zimmerte den Ball per direkten Fernschuss (Marke Tor des Monats) in den Winkel. Auf den Rängen gab es kein Halten mehr, der Sieg war nah und trotzdem mussten die Fans noch zittern. So verletzte sich David Sauerland, aber das Wechselkontingent war erschöpft. Der Trainer ließ ihn wie eine „statische Barriere“ auf dem Feld und der SV Lippstadt witterte seine Chance. Die bekam der engagiert und fair aufspielende Klub (der übrigens nicht wie viele Klubs vorher dem Zeitspiel und schauspielern frönte), in Janik Steringer der den Ausgleich in der Nachspielzeit auf dem Fuß hatte, dieser aber sensationell am Essener Torhüter Jakob Golz verhindert wurde. Entsprechend wurde Golz von den eigenen Fans mit Sprechchören gefeiert. Den Schlußpunkt des Spiels setzte Maximilian Pronichev der kurz vor dem Abpfiff des sehr gut agierenden Schiedsrichtergespanns völlig frei zusammen mit Hamdi Dahmani auf den Lippstädter Torhüter zulief, diesen umrundete und sein erstes Tor für Rot-Weiss Essen erzielte.



3:1 der Endstand in einem wieder einmal sehr aufregenden Spiel an der Hafenstraße. Die nächste Möglichkeit zu punkten haben die Essener in Wattenscheid am 4. März, wenn es im Nachholspiel gegen den TUS Haltern geht. Für den SV Lippstadt wird der Klassenerhalt immer schwerer, das weiß auch Trainer Bechtold, der vor allen den Essener endlich den Aufstieg gönnt. So sagte er in der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er zwar gerne gegen RWE spiele, aber diese es nun endlich verdient hätten die Liga nach oben zu verlassen.

Dem ist nichts hinzuzufügen!

> zu den Rot-Weiss Essen Fotos

> zu den SV Lippstadt 08 Fotos

Stadionname:
  • Stadion an der Hafenstraße
Artikel wurde veröffentlicht am
29 Februar 2020
Spielergebnis:
3:1
Zuschauerzahl:
8.695
Gästefans
100

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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