„Stralau ist der geilste Klub der Welt! Und alle! Stralau ist der geilste Klub der Welt! - Hurra, hurra, die Stralauer sind da!“ Wie im Vorfeld angekündigt gab es vor dem gestrigen Landespokalspiel gegen den BFC Dynamo ein Stelldichein vor einer Kiezkneipe in Sichtweite zum Laskersportplatz. Nach ein, zwei Bierchen wurden rot-weiße Luftballons und Fähnchen verteilt. Im Anschluss gab es einen Mini-Marsch zum Stadioneingang. Zwar gab es auf dem Stadiongelände selbst keine Fantrennung, doch legte man auf separate Zugänge, die direkt nebeneinander lagen, großen Wert. Die Kontrollen sollten wohl auf unterschiedliche Art und Weise durchgeführt werden. Erkennbar war dieser Unterschied allerdings nicht.
FSV Berolina Stralau vs. BFC Dynamo: Die pure Lust auf Stralau trotz 0:5-Niederlage
Hinein in die gute Stube! Bei herrlichem Sonnenschein wollten 657 zahlende Zuschauer dabei sein, BFCer und Stralauer nahmen ihre Plätze auf den langgezogenen Traversen ein, und an den Bierständen entstanden sogleich lange Schlangen. Es lief nicht ganz so aus den Hähnen wie es laufen müsste, und somit gab es in der Schlange die ersten muffigen Gesichter. Aber sei es drum, heute würde es ja weniger darum gehen, konzentriert 90 Minuten lang Fußball zu gucken. Der Spaß stünde an erster Stelle. Wetter genießen, mit Kumpels quatschen, mit einem Auge kieken, was die Mannschaften auf dem Rasen auf die Beine stellen.
Nach einer Gedenkminute für ein verstorbenes Stralauer Urgestein gab der Capo hinter dem „FSV Ultras“-Banner 90 Minuten lang Vollgas. Man wolle schließlich zeigen, wer Herr des Hauses sei. Das war trotz der Unterzahl - geschätzte 450 Zuschauer drückten dem BFC die Daumen - gar nicht so schwer, da die Gästefans es eher ruhig angingen und auf Support verzichteten. Während es für den Regionalligisten halt eine nette Abwechslung zum Ligaalltag war, wurde auf Heimseite das Ganze logischerweise zum Spiel des Jahres erklärt.
Und siehe an, auf dem Rasen hielt der Landesligist anfangs prima mit. Zur Pause stand es nur 0:1, allein Ronny Garbuschewski traf in der siebten Minute ins Schwarze. Einen direkten Freistoß schlenzte er rechts unten ins Gehäuse. Zum ersten Mal ertönte das „Dynamo!“ auf den Rängen. Tiefes Männergelächter ertönte indes, als etwas später der Stralauer Spieler Tom Jonach auf der rechten Seite prima angespielt wurde, dieser den Ball scharf reinbringen wollte, jedoch stolpernd über den Ball trat. Nun denn, das kann schon mal passieren. Ein wütender Klopfer auf den Rasen, Mund abputzen und weiter ging´s!
Und wie! Nach einem lang hereingebrachten Freistoß köpfte Berolina-Mannschaftskapitän Jan Koch den Ball an den linken Pfosten. Auch wenn es knappes Abseits war, die Situation hatte bewiesen, unter Umständen könnte der Landesligist dem Favoriten wehtun. Um dies vorzubeugen, drückte der BFC nun aufs Tempo und erzielte nach einer Ecke noch vor der Pause das 2:0, doch wurde dieser Treffer wegen Abseitsstellung nicht gegeben.
Somit musste bis zur 53. Minute gewartet werden, bis das 2:0 endgültige Sicherheit für die Weinroten brachte. Ein Tritt gegen ein Bein - Elfmeter für den BFC Dynamo. Ronny Garbuschewski trat an und haute den Ball links rein. Der Berolina-Keeper Tobias Walter-Born ahnte zwar die Ecke, doch war der Schuss zu platziert. Hängende Köpfe bei den Stralauer Fans? Denkste! Nun gab der Capo mit dem Ultras-Shirt und dem Megaphon in der Hand richtig Dampf. Es kam zum Highlight des gestrigen Nachmittags! „Eins kann mir keiner! Eins kann mir keiner nehmen - und das ist die pure Lust auf Stralau!“ Mit der Flüstertüte in der Hand eilte der Vorsänger vor den Gästebereich und sorgte dort für einen ersten dynamischen Gesang. Mit lachendem Gesicht kehrte er wenig später zu seinen Fans zurück und animierte diese dazu, bis Spielschluss gesangtechnisch am Ball zu bleiben.
Auf dem Rasen indes sorgte der BFC Dynamo letztendlich für klare Verhältnisse. In der 72. Minute erhöhte Lucas Brumme auf 3:0, drei Minuten später machte Garbuschewski seine dritte Bude des Tages. Den letzten Treffer des Tages erzielte schließlich Andor Jozsef Bolyki in der 76. Minute. Am Ende hieß es 0:5 aus Sicht des Gastgebers, der sicherlich stolz auf seine Leistung sein durfte. Dementsprechend wurden die Stralauer Spieler nach Abpfiff gebührend gefeiert. Auf den Rängen wurde noch ein Weilchen in der Sonne geschwatzt und das eine oder andere Bierchen geschlürft. Im späteren Verlauf gab es noch ein kleines gemeinsames feuchtfröhliches Stelldichein vor der eingangs erwähnten Kiezkneipe.
Fotos: Marco Bertram
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