Es gibt einen Fußballgott? Dann meinte er es am vergangenen Donnerstag wahrlich gut mit Slovan Bratislava! Mein lieber Scholli! Das muss man sich mal vorstellen! Hinspiel in den playoffs der Europa League. Geschätzte 17.000 (offiziell 20.233) Zuschauer auf den Rängen des Národný Futbalový Štadión. Wann gab es das zuletzt? Arg erhitzte Atmosphäre. Eine Slovan-Fankurve, die man so seit langem nicht mehr gesehen hat. Bis zur 90.+3. Spielminute steht es 0:0. Ein Ergebnis, mit dem sogar Slovan halbwegs hätte leben können. Immerhin hatte PAOK Saloniki keinen Auswärtstreffer erzielt, der im blöden Fall halt doppelt zählen würde. Aber dann! Dann kam es aus Sicht der Slowaken noch viel besser! Der in Surinam geborene Myenty Abena, der zu Beginn der Saison von Spartak Trnava nach Bratislava kam, erzielte das 1:0 für den 21-maligen Meister (13x in der Slowakei, 8x in der Tschechoslowakei) - und das Stadion stand Kopf!
Slovan Bratislava vs. PAOK Saloniki: Spätes 1:0 lässt das Národný Futbalový Štadión beben
Und was für ein Tor! Slovan-Torwart Dominik Greif schlug den Ball weit, ganz weit nach vorn. Der Slovan-Stürmer Andraž Šporar war der griechischen Abwehrkette enteilt und erwartete das Landen des Balls vor seinen Füßen. Mit dem Kopf legte er sich selber das Spielgerät vor, und der PAOK-Keeper Paschalakis eilte heraus, um sich die Kugel zu schnappen. Er konnte jedoch nicht sicher zugreifen, und Myenty Abena nutzte die Gunst der Stunde und brachte den Ball im Gehäuse unter. Eine dolles Ding, denn auf dem Papier steht er in der Innenverteidigung der Viererkette! Rackzack ging es über die Werbebande zu den vor Freude ausrastenden Fans. Ein kollektiver Freudentaumel wie er im Buche steht.
Für PAOK war das wirklich ein Riesenpech, denn während der 90 Minuten hatte sich die eine oder andere Tormöglichkeit ergeben, und in der ersten Halbzeit klatschte der Ball zum Beispiel an den Querbalken. Nicht ganz so gemütlich verlief so oder so das Spiel für die Gästefans, die in zwei separaten Blöcken standen. Da PAOK sicherlich von den Freunden von Partizan unterstützt wurde, war diese Teilung (bei Partizan seit Jahren Standard) notwendig. Wie viele Gästefans vor Ort in Bratislava waren, ist schwer zu sagen. Schätzungsweise waren es zwischen 600 und 800.
Immer wieder ging die slowakische Polizei in die beiden Blöcke und zog einzelne Fans heraus. Es wurde vermutet, dass es teilweise um Nichtigkeiten wie das Rauchen einer Zigarette ging. Höhepunkt war neben dem späten Siegtor für Slovan der Auftritt eine Griechin, die wohl unbedingt ins Fernsehen kommen wollte und kurzerhand auf den Rasen gestürmt war. Was das Rückspiel angeht, dürfen wir gespannt sein. Slovan Bratislava hofft natürlich im Jahr des 100-jährigen Bestehens des Vereins (er wurde am 3. Mai 1919 ins Leben gerufen) in die Gruppenphase der Europa League einzuziehen. Nun denn, einem Geburtstagskind kann man nur alles Gute wünschen. Macht die Sache rund!
Fotos: Stralsunder