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1. FC Afrisko vs. FC Polonia Berlin: Internationales Flair in der Kreisliga A

Cimbria Trabzonspor, S.D. Croatia II, 1. FC Afrisko - die Reise mit der ersten Mannschaft des FC Polonia Berlin durch die Staffel II der Berliner Kreisliga A bietet die Möglichkeit, mal den einen oder anderen Verein etwas genauer zu beleuchten. Die Zeit ist knapp, man ist immer Woche für Woche am Rotieren, immer wieder wird überlegt, welche Spiele denn besucht werden, und eine Auswahl an Vereinen stehen verstärkt im Fokus. Blau-Weiß 90 Berlin, Hansa Rostock, BFC Dynamo, Falkensee-Finkenkrug, Tasmania Berlin und seit zwei Jahren ist auch der 2012 gegründete FC Polonia Berlin mit dabei in der Runde der Vereine, bei denen die berufliche Tätigkeit prima mit den privaten Interessen verknüpft werden kann. Bei Polonia Berlin können zudem die immer noch arg kargen Polnisch-Kenntnisse (Asche auf mein Haupt) nach und nach etwas aufgebessert werden. Hoffe ich zumindest…

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Nachdem bereits im Nordpokal die zwei Partien sowie im Anschluss die beiden Spiele im Berliner Landespokal mitgenommen wurden, stand am gestrigen Nachmittag das Auftaktspiel in der Staffel 2 der Kreisliga A an der Tagesordnung. Der FC Polonia Berlin geht als Mitfavorit ins Rennen und alles andere als ein Sieg kam gestern nicht in die Tüte. In der Staffel ebenfalls hoch eingeschätzt werden der FV Wannsee und die zweite Mannschaft des S.D. Croatia Berlin. Sollte eine Mannschaft komplett durchmarschieren, bleibt allerdings immer noch Rang zwei, um den Sprung in die Bezirksliga zu packen. 

Genau aus jener musste sich der 1. FC Afrisko verabschieden. In der Bezirksliga hängen die Früchte bereits etwas höher, und ehe man sich versieht, geht es als ambitionierter Neuankömmling wieder abwärts. Im Jahre 2008 wurde der 1. FC Afrisko von Yaw Donkor – geboren in Ghana, aufgewachsen in Berlin – mit elf Mitstreitern als erster afrikanischer Fußballverein Deutschlands ins Leben gerufen. Ex-Profis wie Chinedu Ede, Pablo Thiam oder Charles Takyi unterstützen den 1. FC Afrisko und stifteten unter anderen Spielerkleidung und Bälle. Die Spieler stammen aus den verschiedensten afrikanischen Ländern, so zum Beispiel aus Angola, Benin, Ghana, Guinéa, Rwanda, Senegal und Uganda. Allerdings schlossen sich auch einzelne Spieler aus nichtafrikanischen Staaten an, so zum Beispiel Spieler, die aus Syrien und Palästina flüchten mussten.

2010/11 spielte die erste Mannschaft in der Staffel 2 der Freizeit-Kreisliga A, es erfolgte als Tabellenzweiter der Aufstieg in die Staffel 2 der Freizeit-Bezirksliga. In dieser rauschte der 1. FC Afrisko mit beeindruckendem Tempo einmal durch. In 22 Spielen wurde ganze 21-mal gewonnen, das andere Spiel wurde verloren. Der Tabellenzweite SG Laterne hatte 16 Punkte Abstand. Und auch in der Freizeit-Landesliga war der 1. FC Afrisko nicht zu stoppen. Allerdings erfolgte der Aufstieg nur Dank des besseren Torverhältnisses gegenüber dem SC Schmargendorf. 

In der Saison 2013/14 wurde somit erstmals am Spielbetrieb des BFV teilgenommen. In der Staffel 4 der Kreisliga C kam der 1. FC Afrisko ebenso gut zurecht und wurde hinter der zweiten Mannschaft des 1.Traber FC Mariendorf Tabellenzweiter. In der ersten Saison in der Kreisliga B musste erst einmal durchgeatmet werden, der Aufstieg in die Kreisliga A gelang im Jahr darauf. Gleiches galt in der Kreisliga A. Einmal schnuppern, sich einspielen, der Sprung in die Bezirksliga gelang am Ende der Saison 2017/18. Die zurückliegende Spielzeit in der Staffel 2 der Bezirksliga wurde allerdings ein sportliches Desaster. Es gelang nur ein einziger Sieg, 26 von 30 Partien wurden verloren, das Torverhältnis von 33:172 spricht eine deutliche Sprache. Es erfolgte ein Umbruch, viele Spieler gingen, zahlreiche neue Spieler kamen. Auf ein Neues in der Kreisliga A!

Hart für den 1. FC Afrisko, dass die Mannschaft gleich am ersten Spieltag gegen den robust spielenden FC Polonia Berlin ranmusste. Allerdings war dies sogleich ein erster Härtetest und eine Wasserstandsmeldung. Gespielt wurde am gestrigen Nachmittag auf der sogenannten Kokswiese. Ja, es darf bei diesem Namen gut abgefeiert werden, allerdings wurden dort in der Tat gegenüber der alten Plumpe von Hertha BSC einst Kohlen und Koks gelagert. Gleich nebenan befindet sich der Hauptplatz des SV Norden-Nordwest. Dieser Verein wurde 1922 sogar Berliner Meister und nahm zudem dreimal (1905/06, 1921/22, 1925/26) an der Endrunde der deutschen Meisterschaft teil. In der Gegenwart kickt die erste Mannschaft nur noch in der Kreisliga B. Als wir gestern zu dritt auf der „Kokswiese“ eintrudelten, ertönte nebenan lautes Gebrüll. Es fielen gerade noch zwei späte Tore, die Partie gegen die SG Grün-Weiß Baumschulenweg endete 4:4.

Wie der Zufall es wollte, spielte zeitgleich zur ersten Mannschaft die zweite Mannschaft des FC Polonia Berlin um 14 Uhr nebenan bei der zweiten Mannschaft des SV Norden-Nordwest. Warm gemacht wurde sich gemeinsam auf dem Kunstrasenplatz der Kokswiese, und es war kein Wunder, dass anfangs der Schiedsrichter ein wenig staunte, mit wie vielen Spielern der FC Polonia anmarschierte. Nebenan auf dem NNW-Platz, der schon einiges erleben durfte, konnte Polonia II dann locker mit 7:0 gewinnen. Nach Abpfiff kamen dann die Spieler rüber und schauten, was in den letzten Minuten der Partie der ersten Mannschaft so alles passierte.

Vor Ort auf der Kokswiese hatte sich rund 50 Zuschauer eingefunden, unter ihnen ein paar Familienmitglieder der Spieler. Auf den Bänken wurde sich gemütlich gemacht, die Kinder sammelten an den Bäumen die Feuerkäfer ein und durften anschließend auf einem Tablett einen Film schauen. Das Flaschenbier gab es wieder aus mitgebrachten Beuteln, mit Hilfe des kleinen Megafons wurde wieder für etwas Stimmung gesorgt. Im Zuge dessen wurden die anwesenden deutschen Polonia-Fans erst einmal aufgeklärt, dass hinten nicht das „i“ betont werden darf. Vielmehr sei es die vorletzte Silbe, die im Allgemeinen im Polnischen betont wird. Dieser Punkt sorgte für helle Aufregung und Erheiterung, so dass sich sogar die kleineren Kinder fleißig übten und den Unterschied heraushören wollten. Ein Aha-Effekt unter uns allen. Da einige Polonia-Spieler die deutsche Betonung jedoch niedlich finden, wird es aber in Zukunft wahrscheinlich beim „Po-lo-niii-a“ bleiben.

Auf dem Platz nahm der FC Polonia sogleich das Heft in die Hand. Afrisko war überaus motiviert, hatte jedoch einige Probleme gegen die spielstarken und robusten Polonia-Spieler. Die erste Möglichkeit der Gäste gab es zu Beginn der Partie in Form eines Freistoßes kurz vor der Strafraumgrenze. „Mauer! Mauer! Mauer!“, rief aufgeregt der Afrisko-Torwart. Der Freistoß fand nicht den Weg ins Gehäuse, doch eine Minute später zappelte es dann doch in den Maschen. Lukasz Dawid Isalski zog einfach mal ab, und der Afrisko-Keeper Yvon Serge Nziengui Mouloungui sah alles andere als gut aus. 1:0 für Polonia - die Sache nahm ihren Lauf.

In der Folgezeit flachte das Spiel ein wenig ab und es lief auf beiden Seiten nicht ganz rund. Dann aber gab es in der 36. Minute einen Sahneschuss von Lucjan Marek Konopka zu sehen, der zum 2:0 für den FC Polonia Berlin führte. Ebenso hübsch anzusehen war der Treffer zum 3:0 von Jacek-Franciszek Jerszynski in der 53. Minute. Der Drops war gelutscht, der erste Dreier war quasi in trockenen Tüchern. Nichtsdestotrotz gab es in der Folge noch die eine oder andere Nicklichkeit, und nach Gelb-Rot wegen Meckern musste Polonia ab der 66. Minute mit zehn Mann auskommen. Nur drei Minuten später machte Jerszynski jedoch seinen Treffer des Tages und in der 77. Minute legte Kevin Gawin zum 5:0 nach. 

Der FC Polonia schraubte ein, zwei Gänge zurück, und etwas überraschend gelang Edson Brisney Dos Santos Fonseca mit einem Heber der Ehrentreffer zum 1:5. Dabei sollte es dann bleiben. Gemeinsam mit dem 1.Traber FC Mariendorf und der SpVgg Tiergarten, die jeweils ebenso mit 5:1 gewinnen konnten, führt der FC Polonia Berlin die Tabelle an. Nächste Aufgabe: Heimspiel am kommenden Sonntag gegen Cimbria Trabzonspor. Anstoß ist um 12:30 Uhr, und dann wird wieder das laute „Po-lo-niii-a“ über den Platz hallen.

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Polonia Berlin

Artikel wurde veröffentlicht am
19 August 2019
Spielergebnis:
1:5
Zuschauerzahl:
50

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Super genial, Marco!
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Chodźmy!
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