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Al-Arabi SC vs. Al-Kuwait SC: Gästesieg vor recht passabler Derby-Kulisse

Der nächste Kurzstopp nach Dubai erfolgte in Kuwait. Kein Land, welches man im Bezug auf Fußball ganz oben auf der eigenen to-do-Liste hat. Wahrscheinlich gilt gleiches für den touristischen Bereich. Geld hat das Land zwar reichlich, aber so richtig an Nachhaltigkeit hat in Kuwait eben auch noch keiner gedacht. Auf Touristen legte man daher bislang keinen Wert und hat auch wenig geschaffen, was dies ändern könnte. Vielmehr war ich sehr überrascht in welch marodem Zustand viele Straßen sind. Das hätte ich doch etwas anders erwartet, insbesondere wenn Geld eigentlich keine Rolle spielt. Da sind die Emirate Lichtjahre voraus.

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Drei Tage habe ich mich in Kuwait aufgehalten und ich denke man kann alles ganz bequem an einem Tag sehen, was irgendwie von Interesse sein könnte. Die Menschen empfand ich hingegen als wirklich nette Zeitgenossen, insoweit man Einheimische überhaupt zu Gesicht bekommt. Ähnlich wie in allen Golfstaaten, stellt die eigene Arbeit nicht unbedingt eine Kernkompetenz der lokalen Bevölkerung dar. Hierbei vertraut man lieber auf die preisgünstigen Arbeiten der Gastarbeiter aus Indien, Bangladesch, Pakistan, den Philippinen usw. 

Dass man vom kuwaitischen Fußball noch nicht viel gehört hat ist keine Schande. Aktuell rangiert man in der FIFA-Tabelle auf Platz 158, war aber zu meiner Überraschung im Jahr 1998 sogar mal auf Platz 24. Zwischendrin war man drei mal durch die FIFA gesperrt, da man sich nicht den jeweils neuen FIFA-Regularien unterwerfen wollte. 2017 war Kuwait schließlich Ausrichter des Gulf Cup, der dem Katar entzogen wurde, weil Länder wie Saudi-Arabien, VAE und Bahrain ihre Teilnahme bei einer Austragung im Katar zurückziehen würden. Jaaaa, die Probleme in der Golfregion. Sollte ich ja noch am eigenen Leib spüren. Auch bei der WM war Kuwait schon einmal vertreten. 1982 in Spanien, wo man mit nur einem Remis gegen die Tschechoslowakei bereits nach der Gruppenphase ausschied. 

Das zweite und auch schon letzte Spiel in Kuwait sollte erneut in der 1. Liga stattfinden. Ohne es zu wissen handelte es sich dabei um das „Kuwait City Derby“. Wieder mal ein mehr oder weniger glückliches Händchen bewiesen. Das größte Spiel in Kuwait – das Kuwait Classico – ist das Duell zwischen Al-Arabi und Al-Qadsia. Netterweise fuhr mich dieses Mal mein AirBnB-Gastgeber direkt vor das Stadion, sodass ich nicht wirklich in den Genuss eines längeren Marsches kam. Wäre hier auch gar nicht nötig gewesen, da das Stadion doch recht zentral liegt und somit auch mit dem Bus ganz gut erreichbar ist.

Bei der Ankunft am Stadion war zumindest schon einmal ein deutlich erhöhtes Menschenaufkommen auszumachen. Es gab sogar kleine Verkaufsstände von Snacks und Fanartikeln. Nun war ich schon neugierig, denn Fanartikel stellt man ja nicht her, wenn man keine Fans hat. Letztlich fand auch ein Seidenschal in mir einen neuen Besitzer. 

Das Stadion sah nicht so viel anders aus, als die Spielstätte vom ersten Spiel. Immerhin gab es von den Rängen eine optimale Panoramasicht auf die Hochhausskyline der Innenstadt gratis dazu. Wobei es nicht ganz gratis war, da hier tatsächlich Eintritt fällig wurde. 2 Dinar Eintritt. Wer jetzt denkt, es wäre wieder ein Schnäppchen, der irrt. Der Kuwait Dinar ist die nominal stärkste Währung der Welt. Für den Euro-Besitzer eine ungewohnte Situation, deutlich mehr Euro für eine Diviseneinheit auszugeben. Für einen Kuwait Dinar muss man nämlich 3€ aus der Tasche kramen. Dafür gönnt man sich in Kuwait auch drei Nachkommastellen. Ein Kuwait Dinar entspricht also 1.000 Fils. Das hat mich insbesondere bei den vorherigen Flugbuchungen etwas irritiert, da man die vollen Dinar von den Fils mit einem Punkt trennt. Wenn man dann das erste Mal umrechnet, kommt ein Betrag heraus, der einem die Rückenhaare aufstellt. Somit also umgerechnet knapp 6€ Eintritt hier. Alles noch im Rahmen.

Nach dem Spiel vom Vortag war ich über die gute Kulisse doch überrascht. Etwa 3.000 klingt nicht unglaublich viel, aber wenn am Vortag nur 60 Besucher einem Erstligaspiel folgten, reden wir hier von der 50-fachen Zuschauerzahl. Das klingt dann schon beeindruckend, ohne die Zahl zu nennen. 

Al-Arabi kann sich über eine doch ganz passable Fanschar freuen. Das wird vielen in der Liga nicht so gehen. Historisch gesehen, handelt es hier auch um einen recht erfolgreichen Verein. 16 Meisterschaften wurden gewonnen, wobei die Letzte bereits aus dem Jahr 2002 datiert. Dazu kommen unzählige Pokalsiege in verschiedensten Wettbewerben. Der Gast ist zumindest in Kuwait auch keine ganz kleine Nummer. 14 Meistertitel, darunter auch der Titel der letzten Saison gingen an Al-Kuwait. Dazu natürlich auch unzählige Pokalsiege. Ich frage mich wirklich, warum in Kuwait dermaßen viele Pokale existieren. Aber so sieht die Pokalvitrine immerhin gut aus, insoweit man auch gut genug ist, etwas zu gewinnen. Darüber hinaus hat der Verein aber auch internationale Erfolge erzielen können. So ging der AFC Cup in den Jahren 2009, 2012 und 2013 an die Mannschaft aus Kaifan. Auf der Trainerposition konnten sich sogar schon zwei Deutsche probieren. Zum einen Rainer Bonhof und zum anderen Theo Bücker, der auch schon die libanesische Nationalmannschaft trainiert hat. Wobei dem Verein schon eine recht starke Fluktuation auf dieser Position attestiert werden kann. 

Der amtierende Meister ließ zum Ärger der erstaunlich aktiven Heimfans, nichts anbrennen und konnte souverän zeigen, wer das Sagen auf dem Grün hat. Die 350 anwesenden Gästefans hat es gefreut, auch wenn man sie nicht wirklich oft hören konnte. Zu Beginn der Partie wurden im Stadion kuwaitische Nationalflaggen ausgeteilt. Eine Tatsache, die ich auch in der Stadt regelmäßig sah. Autos geschmückt, Häuser geschmückt und so auch beim Fußball. Ursache hierfür war der anstehende Nationalfeiertag zu Ehren des Sieges über den Irak im zweiten Golfkrieg. 

Dieses Spiel zeigte somit, dass Fußball in Kuwait nicht ganz langweilig sein muss. Es gibt also auch das ein oder andere gute Spiel in dem kleinen Golfstaat. Allerdings sollte man als Zuschauer, schon etwas geringere Ansprüche an die Qualitäten der Fanszenen haben. 

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball im arabischen Raum

Artikel wurde veröffentlicht am
13 März 2019
Spielergebnis:
0:2
Zuschauerzahl:
3.000
Gästefans
350

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