Kurz zur Verortung: Die polnische 75.000-Einwohner-Stadt Lubin (nicht zu verwechseln mit Lublin im Osten des Landes) befindet sich in der Woiwodschaft Niederschlesien. Nur 20 Kilometer südlicher liegt Legnica, das knapp über 100.000 Einwohner hat. Dem dortigen Verein MKS Miedź Legnica gelang in der zurückliegenden Saison erstmals der Sprung ins polnische Fußballoberhaus. Nach dem polnischen Pokalsieg (4:3 nach Elfmeterschießen) am 24. Juni 1992 gegen Górnik Zabrze ist der Aufstieg in die Ekstraklasa somit der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte von Miedź Legnica. Nach dem Erfolg im Puchar Polski 1991/92 durfte Legnica im Europapokal der Pokalsieger antreten, musste jedoch in der ersten Runde denkbar knapp gegen AS Monaco (0:0 und 0:1) die blau-rot-grünen Segel streichen. In der laufenden Erstligasaison konnte Miedź Legnica bereits immerhin fünf Siege und sechs Remis einfahren. Genug, um derzeit über der roten Linie zu stehen.
Zagłębie Lubin vs. Miedź Legnica: Volle Unterstützung auf beiden Seiten - und die Leine brennt
Am vergangenen Wochenende kam es zum großen Showdown beim Nachbarn Zagłębie Lubin, der 1991 und 2007 polnischer Meister wurde und zudem dreimal im polnischen Pokalfinale stand. Seit 1990/91 war Zagłębie Lubin zudem zehnmal bei europäischen Wettbewerben (inkl. UEFA Intertoto Cup) mit von der Partie. In der Ekstraklasa-Tabelle ist der Verein mit den Farben Kupfer, Weiß und Grün auf Rang zehn zu finden.
Ein Nachbarschaftsduell auf großer Fußballbühne? Volle Kapelle war auf beiden Seiten angesagt. Und wie in Polen so üblich, hatten beide Seiten eine Menge Freunde mit im Schlepptau. So waren auf Heimseite Anhänger von Arka Gdynia, Zawisza Bydgoszcz, Falubaz und Polonia Bytom am Start. Im Gästeblock wurden indes befreundete Fans von Promień Żary, Śląsk Wrocław, BKS und Stal Świdnica vor Ort. Die im ausverkauften Gästeblock geplante Choreo wurde im Vorfeld verboten, somit musste allein auf akustischen Support und beachtliche Pöbel-Einlagen gesetzt werden. Dies sollte in der ersten halben Stunden auch mit Bravour gelingen. In der Folgezeit ebbte die Stimmung jedoch ein wenig ab.
Auf Heimseite hieß es: Alle in Orange! Zu sehen gab es zwei Blockahnen (umgedrehtes Wappen von Legnica und ein ähnliches Logo) und zwei Spruchbänder. Unter den Blockfahnen wurde die Frage gestellt: „Ile widzisz różnic?“ (Wie viele Unterschiede sehen Sie?) Wenig später wurde ein gemaltes Banner mit der Aufschrift „Cyganka Legniczanka“ (Zigeuner aus Legnica) präsentiert. Ein weiterer Blickfang war mit Sicherheit das schwarze Banner mit der weißen Aufschrift „Falubaz Hooligans“.
Vor insgesamt 9.790 Zuschauern konnte der Gastgeber die Partie mit 3:0 gewinnen. Bartłomiej Pawłowski machte nach einer Viertelstunde das 1:0, nur drei Minuten später bugsierte Aleksandar Miljković den Ball ins eigene Tor. Den letzten Treffer des Tages erzielte Filip Jagiełło in der 81. Minute. Die Zeit war gekommen, um in der Heimkurve die berühmte Leine zu spannen. Aufgehängt wurden nun diverse Materialien. Ob das ganze Material wirklich gezogen wurde oder ob ein wenig mit Kaufkraft nachgelegt wurde, ist offen. Egal, die Fackeln wurden angerissen, und schon bald gingen Shirts und Schals in lodernden Flammen auf. Aus Heimsicht war das regionale Duell ein voller Erfolg. Für Legnica bleibt der Trost, dass das Hinspiel mit 2:0 gewonnen wurde. Im Fall des Klassenerhalts könnte es zudem in der kommenden Saison eine Revanche geben…
Nachtrag: Bei der zweiten (linken) Blockfahne der Choreo (siehe Fotostrecke) handelt es sich um die Flagge der Roma. Mir war diese bislang nicht bekannt. Dass sie hierzulande kaum bekannt ist, liegt wahrscheinlich auch daran, weil der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma diese nicht verwendet.
Benutzer-Kommentare
Hier wird ein rassistischer Ausfall einfach durch weglassen verharmlost.
Rassismus hat im Fußball nichts verloren.
Nazis raus aus dem Stadion!