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Al-Ahed SC vs. Tadamon Sour SC: Libanesischer Fußball als große Wundertüte

Der libanesische Fußball ist eine große Wundertüte. Dies durfte ich an diesem Wochenende deutlich spüren. Bis zum Beginn der Woche ging ich noch davon aus drei Spiele der 1. Liga zu sehen, zur Wochenmitte waren es noch zwei und als das Wochenende vor der Tür stand, blieb letztlich nur ein Spielbesuch übrig. Hätte ich es erzwingen wollen, wäre auch noch eine zweite Erstligapartie drin gewesen, aber manchmal überfällt mich dann die Unlust, der Geiz oder eben eine Mischung aus beidem. Schon sehr faszinierend, wie spontan es im Libanon zu Änderungen kommt, aber es ist auch ein kleines Land. Als Fan kann man daher gut darauf reagieren, auch wenn es vielleicht nicht immer gelingen wird. 

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Zu meiner Freude blieb wenigstens die oben genannte Partie bestehen. Nicht das die Begegnung eine besondere Brisanz versprüht hätte, allerdings versprüht die Spielstätte einen sehr großen Charme. Das Saida International Stadium liegt wirklich außergewöhnlich. Auf einer kleinen Landwulst befindet sich das Areal beinahe schon im Meer. Bereits aus der Innenstadt sieht man es, beim Schlendern entlang der Küste und ich denke viele Fußballreisende werden sich beim Blick auf Bilder des Stadions schon gesagt haben „Da will ich unbedingt mal hin!“ Auch wenn der Bau architektonisch und auch farblich fast schon steril und wenig besonders wirkt, das Gesamtpaket ist eben doch interessant. 

Das Schönste an dieser Partie war, dass sie mitten in die Zeit des Sonnenuntergangs fallen sollte. Die aktuelle Witterung im Libanon, hätte dies auch torpedieren können. Der Winter hält Einzug, allerdings nicht so kalt wie in Deutschland. Aber eben oft regnerisch und somit auch bedeckt. Nach den ganzen kalten Regentagen, sollte sich das Wochenende aber von seiner besten Seite zeigen und ich sage euch, allein der Anblick des Sonnenuntergangs war es wert.

Auf dem Rasen konnte ich erneut die Ballsportkünste des neuen Tabellenführers Al-Ahed bewundern. Dieser hatte mit dem Gast aus dem südlichen Tyre (auch Sour genannt) einige Mühen. Daher blieb es auch bis zum Abpfiff spannend, aber letztlich konnte die knappe Führung über die Zeit gebracht werden. Bei gleichzeitigem Remis des Kontrahenten Nejmeh, sind aus dem Punktegleichstand, innerhalb von zwei Spieltagen ein 5-Punkte-Vorsprung für Al-Ahed geworden. 

Etwas enttäuscht war ich von der Zuschauerzahl, da hätte ich beim Serienmeister der letzten Jahre schon etwas mehr erwartet. Mit den etwa 120 Gästen hätte ich hingegen nicht gerechnet, was aber auch an meiner Unkenntnis über die libanesische Fanlandschaft lag. Trotzdem versuchten mir die heimischen Fans auch dieses Spiel noch etwas pyrotechnisch zu versüßen und so gab es etwas roten Rauch, einige Bengalos und eine Feuerwerksbatterie. Das Abfeuern von Pyrotechnik scheint im libanesischen Stadien kein Problem zu sein. Anstatt eines Blocksturmes der Polizei/ des Militärs, zückten nicht wenige der Uniformierten selbst das Handy, um ein paar Schnappschüsse aufzunehmen. 

Auch wenn mich das Treiben die größte Zeit über nicht wirklich fesseln konnte, war es im Gesamtpaket eine ganz runde Sache und angemessener Abschied für mich vom Ballsport des Libanon. Aus Fußballsicht kein uninteressantes Land, gleiches gilt auch für die Natur und Kultur. Allerdings würde ich einen Besuch eher in den warmen Monaten empfehlen. Das macht sicherlich mehr Spaß, als sich regelmäßig vorm Regen in Sicherheit bringen zu müssen.  

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball im Libanon

Artikel wurde veröffentlicht am
27 Dezember 2018

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