Wattenscheid09

WAT denn los bei der SG Wattenscheid 09? Deckel auf´m Pütt oder Hilfe per Crowdfunding?

Ein wenig Nostalgie und Wehmut liegt über dem Ruhrgebiet: Am 21. Dezember schließt mit Proper Haniel in Bottrop die letzte Steinkohle-Zeche im Pott und wenn nicht noch ein „finanzielles“ Wunder geschieht, dann verschwindet kurz danach im Januar 2019 auch ein Traditionsklub von der Fußball-Bildfläche. Künftig keine leckere Grillwurst beim rustikalen Fußballambiente? Nie wieder der deutschlandweit bekannte Gassenhauer „Schwarz und Weiß das sind die Farben“ aus den Lautsprechern, der schon zu Bundesligazeiten durch das Lohrheidestadion hallte und heute bis zur Spitze der Halde Rheinelbe zu hören ist.

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Von dieser hat man einen der vielen idyllischen Ausblicke, auch als Ruhrpott-Romantik umschrieben, über Stadtgrenzen (und Stadien) hinweg ins „Land der tausend Derbys“ mit all seinen Geschichten. In der Ferne glänzt die Arena auf Schalke und auch die markanten Kult-Masten des Ruhrstadions in Bochum kann man erblicken, während direkt am Fuße der Halde in der Heimstätte der Sportgemeinschaft 09 Wattenscheid die Fußballgeschichte im Pott bald um ein Kapitel ärmer sein könnte.



Die SG Wattenscheid 09 ist kurz vor dem Aus, wenn nicht bis zum 14. Januar 350.000 Euro zusammenkommen, um zumindest die laufende Saison zu finanzieren. Aktuell spielt Wattenscheid in der Regionalliga West (4. Liga), ein teures Unterfangen ohne großen Mäzen oder Sponsoren im Hintergrund oder einer Zuschauerzahl die das ganze durchfinanzieren könnten. Dass die Lage finanziell angespannt ist bei der SG ist schon länger offensichtlich. In den Medien geistern seit Monaten Berichte, dass die Spieler auf ihre Monatsgehälter warten müssten. Trotzdem kein Spielerboykott in Sicht. Im Gegenteil: Sie raufen sich zusammen und laufen in der Liga zu Höchstformen auf. Am vergangenen Wochenende putzten sie unter anderem den Spitzenreiter (und wahrscheinlichen Aufsteiger in Liga 3) Viktoria Köln mit 3:0. Das verdient Respekt, auch für die vorbildliche Jugendarbeit in Wattenscheid. Und das soll nun alles vorbei sein?



Was wurden nicht alles für sportliche „Schlachten“ geschlagen in der Lohrheide (und zwischenzeitlich auch im Ausweichquartier „anner Castroper“): Von Höhenflügen die die SGW bis in die 1. Bundesliga schossen und im Gegenzug  Abstürze die sie bis in die Westfalenliga katapultierten. Ich muss nicht lange überlegen, die SG Wattenscheid 09 ist der einzige Verein den ich persönlich sowohl in der ersten Bundesliga als auch in der sechsten Liga (Westfalenliga) habe spielen sehen. Dabei ein persönliches Potpourri von Spielen gesehen von der Zuschauertribüne und später beruflich für turus aus dem Innenraum mit auch aktuell noch großen Namen wie Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayern München oder Bayer 04 Leverkusen, aber auch abgerutschte Traditionsklubs wie Westfalia Herne, Spielvereinigung Erkenschwick und in den letzten Jahren in der Regionalliga Rot-Weiss Essen, Alemannia Aachen oder den Wuppertaler SV.



Vor allem aber nicht zu vergessen die wenigen Duelle gegen den Lokalrivalen VfL Bochum, wenn zuletzt nur noch in Testbegegnungen und bis 2015 noch gegen die U23 des VfL. Trotz der starken Rivalität die unter anderem auf der Eingemeindung von Wattenscheid 1975 zur Stadt Bochum zurückgeht und in den wenigen Duellen mehr oder weniger stark thematisiert wurde, zeigen sich inzwischen sogar einige Anhänger, die es eher mit blau-weiß halten, solidarisch mit dem angeschlagenen Klub aus der Nachbarschaft. Aber auch aus Essen und Oberhausen (bei beiden sogar auf Vereinsebene) kommen aufmuntere Worte aus den Fanforen sowie Unterstützung für die von Wattenscheid spontan initiierte Crowdfunding Aktion.



Schon irgendwie paradox: Vor einem halben Jahr hatte man an der Lohrheidestraße noch große Pläne und vielleicht auch zu große Träume mit dem Startup „Haalo“ aus Hamburg, das den Klub ins digitale Zeitalter (mit Kryptowährung , Künstliche Intelligenz und allem PiPaPo) versetzen wollte, um so eine Win-Win-Situation zu generieren. Der digitale Traum endete recht schnell schon im September laut Medienberichten mit einer Kündigung seitens des Unternehmens und katapultierte den Klub weiter Richtung Abgrund. Trotzdem die Zukunft ist digital: Denn mittels einer „Crowdfunding Aktion will der Klub die 350.000 Euro virtuell reinholen und im Gegenzug den Spendern auch was geben. Neben der gerühmten Bratwurst und viel SchnickSchnack in schwarz und weiß, steht sogar der Stadionname im Angebot. Wird nicht funktionieren feixten schon einige, aber innerhalb von 24 Stunden sammelten sich 120.000 Euro an und aktuell steht der Zeiger bei 150.000. Fehlen zwar immer noch 200.000 Euro, aber es scheint möglich. Der eine oder andere Ex-Spieler oder Trainer wird es sich sicherlich nochmal überlegen. Denn große Namen hat die Lohrheide immer wieder hervorgebracht, unter anderem 100 Millionen Mann Leroy Sane (Manchester City)



Die Frage ist, was kommt danach? Kann die SG Wattenscheid 09 auch in den kommenden Jahren ihren sportlichen Weg vor allem mit der hervorragenden Jugendarbeit weitergehen? Oder kommt in Wattenscheid doch der „Deckel auf´m Pütt“ wie bei den Zechen? Alles fraglich. Alles schwierig. Vor allem ohne Sponsoren oder einen Mäzen a la Klaus Steilmann wie in den fußballerischen Blütezeiten, aber wie heißt es so schön in der Vereinshymne vom Wattenscheider Urgestein "Lenni":

(Zitat)„[…] Fußballzeit bei uns im schönen Wattenscheid | Im Lohrheidestadion ist was los | denn hier ist die Stimmung groß | Und jede Woche neu da gibt es tolle Spiele | hat man eins gesehen dann wird man nicht mehr gehen | Wattenscheid 09 wird niemals untergehn | SG Wattenscheid 09, SG Wattenscheid 09, Schwarz und Weiß das sind die Farben bei uns hier im Revier […]

Wir von turus.net sind immer gerne in der Lohrheide und deswegen unterstützen auch wir die Aktion.

Wer die Wattenscheid 09 unterstützen will, hier der Link zur Crowdfundingseite:
www.fairplaid.org/wirsindsgwattenscheid09

Bilder / Archivbilder aus den letzten 10 Jahren:
> zur Wattenscheid 09 Fotostrecke

Update 21.12.2018: Der kurzzeitige Zwischenstand von 150.000 Euro ist nicht echt. Es gab wohl eine "falsche" 100.000 Euro Spende. Das ist natürlich bitter. Momentan steht es bei 65.000 Euro

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
20 Dezember 2018

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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5 Kommentare
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Kommentare
Fahre seit 28 Jahren immer mal wieder zur Lohrheide, war immer gemütlich dort. Habe als "Auswärtsfan" bei der Aktion mitgemacht, klarer Fall.

Grüße aus Paderborn ins Ruhrgebiet

G
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Zwei kleine Vereine RWE und RWO bekommen es hin die SGW zu unterstützen, aber was ist mit Schalke und BVB? Für die ist das doch Taschengeld
G
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Da mache ich mit, auch wenn ich nicht so gute Erinnerung an die Lohrheide habe (sportlich gesehen), aber mein Beitrag hat Wattenscheid. Alles gute dem Klub.
G
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Och nein nicht schon wieder ein Klub der von der Bildfläche verschwindet? DFB tu was
G
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G
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