Die "Humba" kam nach der langen sportlichen Durststrecke der letzten Jahre zwar noch etwas eingerostet daher, dagegen rockte das "von der Ruhr bis an die Elbe" der 10.217 Zuschauer (abzüglich 75 Gästefans) während des Spiels brachial viel lauter als sonst von den Tribünen und spätestens als in der 64. Spielminute Timo Brauer den Pass von Kai Pröger ins Netz bugsierte und der Torschrei von Bergeborbeck in die umliegenden Stadteile und sogar bis nach Bottrop und Oberhausen getragen wurde, war klar: der Essener Hafenstraßen-Fußball ist wieder da. Fünf Siege in Folge, das gab es seit Jahren nicht mehr bei den Rot-Weissen. Kein Wunder, das auf den Rängen und dem Platz die Emotionen komplett durchgingen.
Spitzenreiter RWE: Rot-Weiss Essen besiegt Bonn vor über 10.000 Fans
Nach einem Foul von David Bors in der Schlussminute an den eingewechselten Essener Spieler Enzo Wirtz direkt vor der Trainerbank, sprang die ganze Ersatzbank auf und Ersatztorwart Robin Heller langte kurz einmal zu, so dass der Bonner Spieler etwas theatralisch in Neymar-Manier zu Boden ging. Nach viel Aufregung und kurzer Diskussion gab es die Rote Karte vom Schiedsrichter Andreas Steffens und zu allem Überfluß statt einen Freistoß für RWE einen für den Bonner SC. Bierbecher flogen, wüste Beschimpfungen von der Haupttribühne folgten, aber die letzte Chance für die starken Gäste aus Bonn blieb ungenutzt sehr zur Freude der über 10.000.
Wahnsinn und noch kaum vorstellbar was hier los wäre, wenn der Sprung in Liga 3 klappen würde. Zwar bleibt Rot-Weiss Essen aktuell "Spitzenreiter" der Regionalliga West, aber noch sind 28 Runden zu gehen und die dicken sportlichen Brocken kommen noch. Das weiß das Team von Trainer Karsten Neitzel und das wissen erst recht die Fans. Während im Stadion und nach dem Spiel alle komplett vor Freude durchdrehen, kehrt danach auf dem Heimweg doch ziemlich schnell zurückhaltende Freude bei allen ein. Hier wird von Spiel zu Spiel gedacht und um jeden Punkt gefightet.
Denn nun bleibt Rot-Weiss Essen nicht der Jäger, sondern weiter der Gejagte. Entsprechend traten bisher die letzten Gegner auf. Mit viel Gegenwehr. Bisher hatte Essen die Klasse und auch das Glück, die Spiele für sich zu entscheiden, braucht aber immer noch viele Chancen für ein Tor. Alleine gestern hätten diese für drei Spiele gerreicht, darunter zahlreiche so genannte "hundertprozentige". Ein echter Knipser wird vor dem Tor vermisst. Marcel Platzek fällt noch weiter aus, kam aber gestern wie schon in Bergisch Gladbach (gegen Herkenrath) auf Krückenzur Unterstützung ins Stadion. Die Mannschaft wird aber ersteinmal nicht erweitert. Der Offensivspieler Florian Rüter vom KFC Uerdingen durfte einmal vorspielen, wird aber nicht verpflichtet. Trainer Karsten Neitzel folgt dem Motto "never change a winning team" und fährt damit derzeit richtig.
Einen Ausfall wird es bei den kommenden Spielen aber geben: Ersatzmann Robin Heller wird für die nächsten Spiele aufgrund der roten Karte gesperrt und ein Torhüter aus dem Essener Nachwuchsteam (U19) für ihn aufrücken. Ein wenig Verwirrung herrschte bei den Zuschauern, ob nun durch die rote Karte für den Ersatzspieler ein Feldspieler den Platz verlassen müsste. Diese Regelung war einmal angedacht, aber wurde nie umgesetzt.
Die nächste Aufgabe steht unter der Woche an. In der zweiten Runde im Niederrheinpokal treffen die Rot-Weissen im Stadion am Hallo (Essen) auf den Landesligisten FSV Vohwinkel aus Wuppertal. Am kommenden Samstag geht der Ligaalltag weiter mit dem nächsten Heimspiel. Gast ist der Aufsteiger SV Lippstadt. Vielleicht kommen dann wieder über 10.000 Fans an die Hafenstraße, um nach Abpfiff das Spiel mit einer "Humba" zu krönen. Bis dahin heißt es für die RWE-Fans: Genießen ...
- Stadion an der Hafenstraße