Olympiastadion mal ohne Hertha: Eindrücke von den European Maccabi Games 2015

M Updated 05 August 2015
Olympiastadion mal ohne Hertha: Eindrücke von den European Maccabi Games 2015

BerlinEin kleines Spielchen im Berliner Raum sollte es sein. Ein Doppler wäre perfekt. Irgendwie stieß ich auf die Futsal-Spiele des europäischen Makkabi-Sportfestes. Sogar Großfeld-Fußball war im Angebot, der auf dem Olympia-Gelände ausgetragen wurde. Der Hindenburgplatz fehlte noch in der Liste, sodass ein Blick auf den Veranstaltungsplan meinen Tagesablauf für den Sonntag bestimmte. Was missfiel, war die Tatsache, dass scheinbar Tabellen-Zwischenstände nirgends öffentlich gezeigt wurden. Die Resultate hatten ihre eigene Seite, die auch sehr aktuell und übersichtlich war, aber keine Statistiken. Die Begegnung der deutschen Damen gegen die Schwedinnen war dann ein Schuss ins Blaue. Informationen zu den Kadern lagen auch nicht vor – also einfach mal völlig unvoreingenommen einen Tag bei den European Maccabi Games 2015 (EMG) mitgemacht und Eindrücke gesammelt.

PolizeiDas erste Highlight des Tages war die Kontrolle am Eingang neben dem Glockenturm. Nachdem man einen Metall-Detektor passiert hat, wie man ihn von Flughäfen kennt, folgte darauf noch einmal das Absuchen durch einen manuellen Detektor, wie wir es neulich schon mal bei einem 7.Liga-Spiel in Polen erlebten. „Heimatgefühle“ wurden geweckt. Da fehlte nur noch der Alkohol-Tester. Der übliche Wahnsinn im östlichen Nachbarland eben. Die Blicke in den Rucksack - die bekannte Routine. Danach aber wurde es interessant, als man die Kamera bemerkte. Schon vor zehn Jahren musste ich durch diese Funktionsproben bei Bundesligaspielen. Nun wurde hier und heute jene Prozedur noch etwas „schärfer“ angegangen. Bei dieser Kontrolle wurde ich aufgefordert mein letztes geknipstes Foto zu zeigen. 

Nun ging der Blick gen Himmel und ich hoffte, dass die Fotos vom Nudistentreffen schon wieder runter von der Karte wären. Nein, mal im Ernst. Gesetzeskonform war das bestimmt nicht. Das Zeigen des Displays oder das Anfertigen eines Fotos an Ort und Stelle müssten eigentlich auch einen eindeutigen Beweis liefern, dass das gute Teil keine Attrappe ist. Jedenfalls mochte die Frau vom Sicherheitsdienst den Vollmond am nächtlichen Himmel.

FechtenZunächst zum Fechten, was wie bereits bei der Olympiade 1936 im alten Kuppelsaal ausgetragen wurde. Deutschland, Ungarn und die USA traten gegeneinander an und die Deutschen gewannen. Die Zahl der Zuschauer war überschaubar, welche hier auf den schlecht beleuchteten Tribünen saßen. Über ihnen leuchtete golden die alte Kuppel.

schwedenDraußen war es bereits ungemütlich heiß. Tauschen möchte man da mit den Mädels nicht, die das Grün des Hindenburgplatzes betraten. Die Schwedinnen im gewohnten Blau/Gelb und die Deutschen im blauen Dress (darüber ein Leibchen). Kein Schwarz, kein Weiß, kein Grün. Der DFB hatte ja nichts mit dieser Veranstaltung zu tun und so hatten DFB-Kritiker die nicht so häufige Gelegenheit, ein offizielles Spiel einer deutschen Mannschaft zusehen, das nicht dem DFB unterlag. Anwesend waren 80 Zuschauer, von denen gut die Hälfte sich ein schattiges Plätzchen suchte, aber die 35 schwedischen Gäste sich scheinbar sonnenresistent auf die Stufen begaben und von dort aus auch ihre Mannschaft durch Schlachtrufe und kleine Liedchen unterstützten. Die Deutschen brauchten einen Punkt, aber unterlagen mit 1:2. Öffentliche Tabellenstände suchte man vergebens. Ein offizielles Programmheft wurde angeboten, das etwas zu viel Politik und zu wenig Sport enthielt. 

Bis zum nächsten Spiel blieb jetzt noch eine gute Viertelstunde. Mal schauen, was der Imbiss bietet. Falafel (4,50 Euro), Lachs und Dorade (knapp 10 Euro), also alles höhere Klasse. Kuchen soll es auch gegeben haben. Für Teilnehmer und freiwillige Helfer gab es kostenlose Getränkepäckchen, die später überall auf dem Gelände herumlagen, obwohl Müllbehälter vorhanden waren. Das nervte etwas.

FrauenIn Nachhinein wurde sich beklagt, dass bei den Maccabi Games weniger Zuschauer als erwartet kamen. Die Werbung war überschaubar und die Teilnehmer kamen vorwiegend aus dem Amateurbereich. Der olympische Gedanken wird hier jedoch noch getragen und gelebt. Das hatte aber einen guten Nebeneffekt. Das Publikum war nur am Sport interessiert und nicht am Event. Keine Event-Touristen, kein Public-Viewing-Publikum. Sehr erholsam. Auch für Leute, die im Alltag nichts mit der jüdischen Religion zu tun haben, ist das Turnier nur zu empfehlen. Alles friedlich und harmonisch. Es gab keine Feindseligkeiten gegenüber Deutschen, wie neulich bei einem Toleranz-Turnier in Sachsen, oder sonst wem.

Nun stand Spanien gegen Argentinien beim U19-Turnier auf dem Programm. Das Spiel zog kaum Zuschauer an, was vermutlich auch mit der Beschaffenheit des Gebhardplatzes zu tun hatte, der nur hinter dem einen Tor Schatten und Plätze zum Stehen bot. Dennoch war man gezwungen, das Spiel durch einen Zaun verfolgen zu müssen. Fünf Jugendliche wählten die Begrenzungs-Mauer zum Hans-Braun-Platz und gaben ein paar Melodien samt Trommelrhythmus zum Besten. Es half aber nichts, da die Südamerikaner die Spanier mit 4:0 wegputzten.

HockeyUm 17:00 Uhr spielte noch das deutsche Feldhockey-Team gegen die Niederlande im Hockey-Stadion. Dazu musste man das Gelände verlassen. Am Stadion folgten normale Kontrollen (Rucksack-Sichtung und Abtasten) ohne Metalldetektoren oder Funktionsproben. Polizei war anwesend und das Aufgebot wurde noch etwas erhöht. Zwei Leute konnten irgendwie den Zaun überwinden und wurden durch die Polizei aufgeschnappt, so konnte man es aus einem Gespräch der Polizisten untereinander erfahren. Bei freiem Eintritt natürlich ein etwas verdächtiges Verhalten. 250 Leute wählten die schattige Seite und 1/5 davon drückte den Niederländern die Daumen. Schon farblich durch die orangefarbenen Trikots fielen sie selbstverständlich auf. Auf der Hintertorseite hing dazu noch eine Fahne „Maccabi-Fanatics“. Support war vorhanden, aber beschränkte sich nur auf kurze Rufe. Nach einer öden Null-Nummer-Hälfte folgten doch noch sechs Tore in der Verteilung 2:4.

Um zum Auto zu kommen, führte der Weg nochmals über das Gelände. Das hieß, sich noch einmal anstellen zu müssen. Der zweite Eingang verfügte nur über einen manuellen Detektor und bot eine Rucksackkontrolle. Als Kamera-Funktionstest hatte man nur ein Foto zu machen. Kein Problem.

BerlinFazit: Alles richtig gemacht. Zwei neue Grounds im Sack. Auch so war es eine interessante Veranstaltung, die nun am Dienstag (4. August) zu Ende ging. Sportler aus 36 Nationen boten in 19 Disziplinen ein abwechslungsreiches Programm. Für DFB/UEFA/FIFA-Kritiker sind die EMG eine geeignete Parallelveranstaltung wie der VIVA World Cup (Meisterschaft der Nicht-FIFA-Mitglieder) oder die Europeada (EM der Sprach-Minderheiten) - ohne nervigen Kommerz und Zirkus sowie Touristen-/Suff-Publikum. Ganz nebenbei, so intensiv hatte ich das Olympia-Gelände zuvor auch noch nicht erkundet und betrachtet. Architektonisch und künstlerisch hielt man sich während der Entstehung etwas an das Altertum, wodurch bekanntlich die monumentalen Gebäude mit antik wirkenden Reliefs entstanden.

Fotos: Michael

> zu den turus-Fotostrecken: Fußball und andere Sportarten

Artikel wurde veröffentlicht am
04 August 2015

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Wie immer der Micha mit Humor.
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