ZFC Meuselwitz vs. Lok Leipzig: Gedrehtes Spiel und Zipsendorfer Ekstase

ZFC Meuselwitz vs. Lok Leipzig: Gedrehtes Spiel und Zipsendorfer Ekstase

Fußballzeit! Anfang August, die 20-Grad-Marke wird minimal angekratzt und ein sanfter Nieselregen zieht über das Zipsendorf. So zumindest der Wetterbericht. Es könnte alles so einfach sein, ist es aber leider nicht immer. Bereits beim Fußmarsch zur Hauptzentrale der Firma "bluechip", nebenbei auch Namensgeber des Meuselwitzer Stadions und einer der größten Geldgeber des Vereines, kommen wir mit dem Dorfleben und dem dazugehörigen unangenehmen Wetter in Berührung. 

Als Fußballfan sollte man allerdings eh nicht aus Zucker gebaut sein, würde mein Vater jetzt sagen. Glücklicherweise bleiben die dunklen Regenwolken allerdings bis zu unserer Rückfahrt gen Leipzig gnädig und lassen das dazugehörige Regenwasser im Thüringer Umland ab. Während der Partie wurde es im Nacken dann sogar ziemlich warm, als die Sonne sich minutenlang durch die Wolkenfronten quälte.

Der zweite Spieltag der Regionalliga Nordost steht an und ließ zwei Mannschaften gegeneinander antreten, deren Ansprüche größer kaum sein könnten. Der Großstadtverein aus Leipzig möchte gerne um den Aufstieg mitspielen, wenngleich sie immer ein wenig Understatement betreiben, und die dritte Kraft aus Thüringen möchte so gut wie möglich den Abstieg in die Oberliga vermeiden. Für die Gäste aus Leipzig ist gar ein Sprung auf den ersten Tabellenplatz möglich, denn die Konkurrenz aus Cottbus, Jena oder auch Greifswald ließ bereits am Samstag und/oder bereits am ersten Spieltag einige Punkte liegen.

Meuselwitz startete wenig überraschend sehr motiviert, musste aber nach nur wenigen Minuten fast schon den ersten Gegentreffer einstecken. Djamal Ziane tauchte plötzlich vor Keeper Fietz auf und wurde beim Abschluss entscheidend gestört. Der Großteil der ersten Halbzeit spielte sich dann aber im Mittelfeld ab. Die Zipsendorfer sehr giftig und gallig in den Zweikämpfen - eine Spielweise, mit denen die meisten Leipziger nicht viel anzufangen wissen. Einzig und allein Mittelfeldmotor Piplica probierte enorm viel und bekam umso mehr auf die Knochen. Ein langer Ball auf Ryan Adigo sollte für den ersten größeren Aufreger der Partie sorgen, denn er legte sich den Ball mustergültig in den Lauf und wurde von den Beinen geholt. Elfmeter. Ohne eine Wiederholung gesehen zu haben - vertretbar. 

Riccardo Grym lief an und ließ den Gästeblock erstmals jubeln. Einen zweiten Grund zum Jubeln gab es kurz vor dem Halbzeitpfiff. Dombrowa wurde sehr schön freigespielt, flankt in die Mitte, Adigo kommt mit irgendeinem Körperteil zuerst an den Ball und besorgt das 0:2. Erster Pflichtspieltreffer für den ehemaligen Nationalspieler des Benin im Trikot der Loksche. Unter den knapp 1.800 Zuschauern (mehr Zuschauer gab es in einem Regionalligaspiel in Zipsendorf zuletzt am 04.11.2018 gegen den Chemnitzer FC), fanden sich auch mindestens 1.000 Leipziger wieder, die selbstverständlich Grund zur Freude hatten. Der Stimmungsbereich war optisch und sangestechnisch auch absolut solide aufgelegt und stimmte sich mit einem "Chalala (...) Scheiß Eintracht Frankfurt" auch schon auf die kommende DFB-Pokal-Partie ein.

Ob die Spieler in den Köpfen auch bereits an die 11.000 Zuschauer kommende Woche gedacht haben?! Es bleibt ihr Geheimnis. Denn es folgte der absolute Bruch in der zweiten Halbzeit. Meuselwitz weiterhin agil und eklig zu bespielen, aber diesmal auch mit gefährlichen Aktionen im letzten Drittel. Ein wunderschöner direkter Freistoß von Dominik Bock sollte der Anfang der Aufholjagd werden. Die Gäste aus Leipzig kamen gar nicht mehr ins Spiel und auch die Wechsel verpufften. Auch der "verlorene Sohn" Osman Atilgan, der nach einigen Wochen der Entscheidungsfindung nun doch in Probstheida geblieben ist, blieb blass. 

Anders die Offensivspieler aus Meuselwitz. Flanke von Links, Kopfball von Raithel am langen Pfosten. Der Ball schlägt im kurzen Eck ein. Absolute Ekstase in Rot und Weiß. Lok war in der Folgezeit wieder etwas aktiver und mit zwei halbwegs guten Kopfballchancen durch Ziane. Wirkungslos. Es folgte der Auftritt von Johannes Pistol, seinerseits ausgebildet beim 1. FC Lokomotive Leipzig. Dort damals aufgrund einiger Unstimmigkeiten aus dem Kader geschmissen und heute der Spielverderber. Sein erster Sprint, sein erster Ballkontakt, seine erste Hereingabe und sein erster Assist in der laufenden Saison. Florian Hansch hieß der Vollstrecker im Zentrum. Der komplette Meuselwitzer "Staff" stand plötzlich auf dem grünen Rasen.

Trotz enorm lang gestreckter Nachspielzeit, die an Leipziger Harmlosigkeit kaum zu überbieten war, ließ sich der ZFC Meuselwitz den Heimsieg nicht mehr nehmen. Trainer Leopold zeigte sich standesgemäß euphorisiert auf der anschließenden Pressekonferenz. Während es für die Leipziger nun also zum DFB-Pokal-Duell gegen die Frankfurter Eintracht kommt, müssen die Meuselwitzer im Thüringenpokal bei Einheit Rudolstadt antreten.

Wir bedanken uns für die Akkreditierungen bei Frau Golla und wünschen noch eine erfolgreiche Restsaison!

Bericht & Fotos: "schwarze_natascha" (externer Link zu Instagram)

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Lok Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
06 August 2023
Spielergebnis:
3:2
Zuschauerzahl:
1.855
Gästefans
1000

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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