Nach gefühlt einem halben Jahr Regen bei jedem Heimspiel, brachte zum drittletzten Heimspiel der Saison die Frühlingssonne wohlige Wärme ins rappelvolle Stadion an der Hafenstraße und sorgte für gute (bierselige) Laune auf den Rängen. 17.657 Zuschauer an einem Sonntagnachmittag (16.395 im Schnitt in Liga 3 - Platz 2) war mal wieder eine Ansage: Fast ein Jahr nach dem Aufstieg hat Essen immer noch Bock auf Drittligafußball, auch wenn dieser echtes Abstiegskampfniveau hat.
Kein Stich im Abstiegskampf: Essen konnte nicht, Oldenburg wollte nicht
34. Spieltag der 3. Liga Rot-Weiss Essen (Platz 15) gegen den VfB Oldenburg (Platz 17) – Abstiegskampf pur. Vier Spieltage vor Schluss und mit einem Sieg gegen den Konkurrenten aus dem Norden und RWE wäre elf Punkte (die Punkte am „grünen“ Tisch vom abgebrochenen Spiel aus Zwickau schon eingerechnet) von dem Gang in die Kirmesliga Regionalliga West entfernt. Der Klassenerhalt hätte schon gestern gefeiert werden können. „Hätte, hätte, […]“. Nix mit Feierlichkeiten, dafür gab es einen Kick bei dem vor allem Rot-Weiss Essen das Spiel machte und Oldenburg sich viel Zeit ließ und die wenigen Chancen verzockt wurden.
Der VfB Oldenburg (unterstützt von 790 Fans) lag und liegt drei Punkte entfernt von einem Nichtabstiegsplatz, spielte aber über weite Strecken des Spiels sehr zurückhaltend. Motto des VfB wie das von einigen Teams in unteren Ligen: Viel Zeit von der Uhr nehmen und versuchen aus wenigen Chancen viel zu machen und einen Punkt mitnehmen. Das Konzept ist aufgegangen und fast wären es sogar drei Punkte geworden:
Nachdem Essen sich das ganze Spiel vergeblich mühte zum Torerfolg zu kommen (Lawrence Ennali traf in der 27. Minute den Pfosten ebenso wie Isaiah Young in der 49. Spielminute) und es teilweise wie „Bambini-Fußball“ (Strafraum-Gewusel um Simon Engelmann in der Schlussminute) aussah, hatte der Oldenburger Manfred Starke den Lucky Punch auf dem Fuß: Freistehend vor Torwart Götze wollte er in der 87. Spielminute den Ball in Eck schieben, aber der Essener Torben Müsel war zur Stelle und lenkte den Ball ab.
Es blieb beim 0:0. Positiv: Essen hält einen ärgsten Konkurrent auf Abstand. Negativ: Die manchmal fehlende Spielidee. Rot-Weiss Essen schleppt sich unnötig über die Ziellinie, wo doch schon längst alles fix sein könnte. Optimistisch gesehen wird RWE den Klassenerhalt recht bald eintüten. Aber man sollte gewarnt sein, zum Ende einer Saison gibt es immer mal wieder kuriose Ergebnisse. Nächsten Samstag geht es zum SV Meppen. Der Traditionsverein aus dem Emsland vor Wochen eigentlich schon so gut wie abgeschlagen schnuppert aktuell nochmal am Klassenerhalt.
So besiegte Meppen zuletzt die zwei Aufstiegskandidaten Saarbrücken und Wiesbaden und rückte an den Nichtabstiegsplatz auf fünf Punkte ran. Das wird ein heißer Tanz kommenden Samstag bei der mit viel Pech und spielerischem Unvermögen RWE nochmal in den Abstiegsstrudel reingezogen werden könnte. Die Fans haben dafür ein Gespür: Während ein paar wenige gestern nach dem Spiel wieder die Trainerentlassung forderten, hielten andere mit „niemals 4. Liga“ dagegen. Das sollte das Motto sein. Ein Trainer kann keine Tore schießen oder den Pfosten verrücken. Es geht nur zusammen.
Fotos: (c) Sportbildagentur frontalvision.com
- Stadion an der Hafenstraße