Blau-Weiß 90 Berlin vs. Hansa Rostock II: Am Zaun kieken und juten Rutsch jewünscht!

Blau-Weiß 90 Berlin vs. Hansa Rostock II: Am Zaun kieken und juten Rutsch jewünscht!

Eckensteher Nante & Co ließen grüßen. Hätte, hätte, Fahrradkette… Hätte man gewusst, dass man von der Kurfürstenstraße - ich meine nicht die, wo die Nutten stehen - relativ problemlos auf den Kunstrasenplatz an der Rathausstraße schauen kann, hätten sich definitiv zwei- oder dreimal so viele Fußballfreunde eingefunden. So aber waren es am Ende rund 40 bis 50 Hansa- und Blau-Weiß-Fans, die sich auf den Weg gemacht hatten, um durch den Zaun einen Blick auf das Spielgeschehen zu erhaschen. Mit 150 hätte es dort gewiss interessant werden können. Wie, was, wo? Warum am Zaun? Hinter dem Zaun? Der Reihe nach.

Es hätte DAS Highlight werden können, bevor wieder die längere Corona-Pause startet und der Amateurfußball fast komplett zum Erliegen kommt. Zugegeben, ich hatte anfangs sogar das Nachbarschaftsduell Chemie Premnitz vs. FC Stahl Brandenburg auf dem Schirm gehabt. Die beiden Söhne hatten Interesse an einer größeren Fußballsause gehabt, und unter normalen Umständen hätte man mit 200 bis 300 Stahl-Fans im Stadion der Chemiearbeiter rechnen dürfen. Allerdings wurde die Euphorie bereits paar Tage vor der Partie stark getrübt. Die Tageskasse würden geschlossen bleiben, und Stahl Brandenburg erhielt nur 50 Eintrittskarten, die auch noch personalisiert waren. Pustekuchen! Das Ding wurde aus dem persönlichen Kalender gestrichen. Was würde sonst so gehen? Und ich traute meinen Augen kaum. Das hatte ich doch glatt übersehen. Die Hansa Amateure würden bei der Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin antreten. Quasi ein kleiner Jackpot, da die Kids beide Vereine mögen. 

Es könnte sich lohnen, munkelte man. Da es bereits bei Lok Stendal eine überaus dufte Fußballparty gab, war ich frohen Mutes. Blau-Weiß 90 Berlin bereitete sich vor und informierte die Zuschauer darüber, dass die Haupttribüne des Volksparks Mariendorf in zwei Bereiche aufgeteilt werden würde. Mit Blick aufs Spielfeld würden linke Hand die Hansa-Fans und rechte Hand die Blau-Weiß-Fans stehen. Die Vorfreude stieg und eine ganze gemischte Ladung Fanartikel wurde schon mal in den Beutel gepackt. Ha ho höre Hansa Amateure! Heja Blau-Weiß! Doch dann! Am frühen Vorabend trudelte die Nachricht ein: Der Platz des Volksparks war nach dem langen Regen gesperrt, und das Spiel musste auf den Kunstrasenplatz an der Rathausstraße verlegt werden. Und da so kurzfristig keine Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden könnten, musste die Oberligapartie ohne Zuschauer ausgetragen werden. Die Enttäuschung war maßlos. Das konnte doch echt nicht wahr sein! Alternative suchen oder trotzdem hinfahren? Hinfahren, hieß es schließlich am Samstagmittag.

U5, U2 und U6 - an der Ullsteinstraße ging es schließlich voll ausstaffiert raus. Am Haupteingang herrschte schon ein gewisses Treiben, und die Polizei schaute auch bereits vorbei. Es folgte eine hektische Suche nach einem passenden Plätzchen, von wo aus man einen guten Blick auf den Platz haben würde. Eine handvoll Hansa-Fans wurde wohl auf einem anliegenden Grundstück fündig, wurde jedoch von diesem wieder verscheucht. Letztendlich trafen sich alle am besagten Zaun in der Kurfürstenstraße. Nicht wirklich doll, aber besser als nischt. Nicht meckern, es kommen schließlich noch magere Zeiten! Der Clou: An der dortigen Ecke befindet sich ein Bäcker, der auch Bier verkauft. Somit hatte der Laden seinen Umsatz der Woche, und alle Zaungäste waren bestens versorgt. Bier für die Großen, Saft und Donut für die Kleinen. 

An zentraler Stelle schlugen die Hansa-Fans ihr Lager auf, an der hinteren Ecke trafen sich die paar Blau-Weiß-Fans. Sticheleien waren Fehlanzeige, komplett friedlich ging das Ganze über die Bühne. Somit waren sich alle Anwesenden einig, dass man auch auf dem Kunstrasenplatz mit Zuschauern hätte spielen können. Ah doch, ein kleines Problem gab es. Und zwar ein Problem bei der Anreise der Rostocker Mannschaft. Der Bus geriet in Berlin in einen Stau - der wohl einer Corona-Demo geschuldet war - und kam erst 20 Minuten vor dem Anpfiff am Sportplatz ein. Mit 25 Minuten Verzögerung wurde schließlich die Partie angepfiffen, und die Gastgeber zeigten von Beginn an, dass sie die drei Punkte an der Rathausritze behalten wollten.

Bereits nach einer Minute hatte Guilherme Lopes de Oliveira das 1:0 für die Mariendorfer auf dem Fuß. Blau-Weiß 90 drückte und ging verdient in der 25. Minute mit 1:0 in Führung. Guilherme Lopes de Oliveira traf aus rund 16 Metern mustergültig ins Schwarze. Schnell wurde deutlich, dass sich die Berliner Spieler auf dem Kunstrasen wohl fühlten, wird dort schließlich meist trainiert. Weniger klar kamen mit dem Ganzen die Rostocker, die in der zweiten Halbzeit quasi komplett den Faden verloren. Nachdem in der 50. Minute Simon Schrade auf 2:0 erhöhen konnte, war der Drops quasi gelutscht. Zu wenig Zug zum Tor, die Hansa Amateure betrieben nur noch Schadensbegrenzung. Da half auch nicht der Umstand, dass es nun punktuellen Support von den Hansa-Fans zu hören gab. 

Die Zeit konnte zum Quatschen genutzt werden, allzu viel zu sehen gab es eh nicht. Langweilig wurde mir nicht. Zweimal musste der Kleine an einer Hecke strullern gehen. Trikot aus, geknoteter Schal ab, Kombi runter - Wasser marsch! Noch einmal rasch ein Gebäckstück geholt und die beiden Jungs halbwegs bei Laune gehalten. Ick weeß, in Stendal war ne andere Nummer. Und trotzdem ermahnte ich den Größeren immer wieder: „Ey, Handy wegpacken! Kiek lieber hin, das ist das letzte Spiel für längere Zeit!“ Mensch ja, jetzt nen Törchen für Rostock - und es würde etwas lauter werden! Ist schon klar, dass die Kids mit der gemischten Fankleidung mit jeglichem Ergebnis gut leben konnten, aber einmal richtig das „Ha Ho Höre!!!“ durch die Kurfürstenstraße schmettern lassen! Anwohner schockieren und die Polizei, die zwischendurch auch vorbeischaute, ein wenig nervös werden lassen. 

Aber nee, Hansa Rostock II machte am Samstag keine Bude, stattdessen krönte Maximilian Stahl die wirklich gute Leistung der Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin mit seinem Treffer in der 65. Minute. Am Ende blieb es beim 3:0. Während die Rostocker Mannschaft sofort in die Kabine schlich, kamen an der hinteren Ecke die Berliner Spieler freudestrahlend zu den dortigen Fans. Laut schepperte ein Rostocker Böller, der fast mein Söhnchen vom Zaun fliegen ließ. Er musste ja mal wieder klettern. Nach einem zweiten gezündeten Böller traten die Hansa-Fans langsam den Heimweg an. Man wird sich sehen - wann und wo, weiß niemand genau.

Die anwesenden Blau-Weiß-Fans zogen indes zum inzwischen geöffneten Vereinsheim. Ein letztes Bier, ein Gruppenfoto, ein Smalltalk mit ein paar Spielern, die sich am aufgebauten Grill ihre Bratwürste abholten. Während ich mit den beiden Söhnen auf der Sportanlage noch einmal Katz-und-Maus spielen musste *grrrr*, schauten die Fans kurz am Platz vorbei, auf dem die Partie der Ü40 gegen den 1. FC Union Berlin (6:1) angepfiffen wurde. In der Mannschaft der Blau-Weißen durften etliche alte Bekannte bewundert werden. Neben dem Trainer der ersten Mannschaft, Marco Gebhardt (zwei Treffer gegen die Eisernen), traten unter anderen Ronny Nikol, Andreas Beister und Goran Markov an. Und schau mal einer an, auch Sebastian Hähnge war bei den Blau-Weißen dabei. Von 2006 bis 2008 hatte der 1978 in Magdeburg geborene Hähnge beim F.C. Hansa Rostock gespielt. 

Neben der Freude über das Wiedersehen am Vereinsheim und der Freude über den 3:0-Sieg war vor allem eine gewisse Ratlosigkeit zu spüren. Kaum einer rechnete damit, dass man sich noch in diesem Jahr einmal im Rahmen eines Fußballspiels sehen würde. Und somit wünschten sich manche schon mal einen guten Rutsch. 2021 kann nur besser werden. Hoffentlich! 

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Sp.Vg. Blau-Weiß 90 Berlin

> zur turus-Fotostrecke: F.C. Hansa Rostock

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
02 November 2020
Spielergebnis:
3:0

Ligen

Inhalt über Liga
Oberliga

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