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Stimmungsboykott? Juckt den DFB nicht! Man muss dem „Defubanten“ schon richtig an die Nüsse packen!

Du willst den „Defubanten“ (Kreation aus DFB und Elefant) mal richtig aus der Reserve locken und zu einer Reaktion zwingen? Richtig reizen? Die Maske fallen lassen? Zu einem Interviewabbruch a la Grindel zwingen? Tsss, da genügt kein sachtes Kitzeln an der fetten Schwarte. Der merkt da nix! Der „Defubant“ steht (noch) auf wahnsinnig festen Beinen und hat eine verdammt dicke Haut. Der Kopf ist stets nach oben gerichtet, der schier endlose Rüssel hebt sich stramm wie der Phallus einer Satyr-Skulptur gen Himmel. Genauer gesagt zu den saftigen, süßen Früchten, die am Paradiesbaum ganz, ganz oben hängen. Ein seichtes Fiepen auf dem staubigen Boden? Das hört der „Defubant“ gar nicht. Kann er auch nicht, denn Rüssel und Ohren sind in eine ganz andere Richtung gedreht. Lauschen und Schnüffeln in die Richtung, aus der süße infantinische Klänge und Gerüche zu vernehmen sind. Uah, da geht der Rüssel noch gleich viel steiler nach oben!

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Wenn aus dem Fiepen jedoch ein erstes Grollen wird, bei dem sogar ein wenig der Boden vibriert, wird der „Defubant“ hellhörig. Und wenn in dem Moment, bei dem sich der „Defubant“ auf die Hinterbeine stellt und reckt und streckt, um an die noch höher hängenden honigsüßen Früchte zu gelangen, aus dem Grollen ein Donnern wird und die Erde wie bei einem Beben wackelt, gerät der Koloss erstmals ins Wanken. Es ist nun mal genetisch verankert - im Menschen und im „Defubanten“ -, die Gier nach mehr und noch mehr und noch viel, viel mehr lässt leichtsinnig werden. Beim gierigen Recken und Strecken nach oben wird gar nicht bemerkt, wie der Boden - sprich die Basis - ins Wanken kommt. Doch ohne Fundament kein Haus. Bröckelt es unten an der Basis, kann irgendwann die ganze Schose einstürzen. 

Um zum Punkt zu kommen: Was nutzt es aus Fan-Sicht ein wenig auf dem Boden zu fiepen? Aus dem Fiepen muss ein Grollen werden. Jetzt wäre der richtige Zeitpunkt, um wirklich einen lautstarken Protest anzustimmen. Verprasste Gelder, „Lustfahrten“ des DFB, Montagsspiele in der 3. Liga, die immer wieder verschleppte Regionalliga-Reform, abgebrochene Dialoge mit den Fanszenen, ungerechte Strafen, eine ungerechte Verteilung der Gelder, zu wenig Gelder für den Amateurfußball, Football Leaks, die angesprochenen Katar-Milliarden, die WM 2022, die ungeheure Finanzspirale, die Arroganz der großen Verbände, die neue XXL-Klub-WM, die ganze Heuchelei, die Gier, der ständig erhobene Finger. Die Entwicklungen des Profifußballs in den vergangenen 30 Jahren - also seitdem ich Fußball aktiv verfolge - lassen mich nur noch den Kopf schütteln. Es gibt ein Anblick, der quasi alles sagt: Der lächelnde FIFA-Präsident Gianni Infantino.

Warum tue ich mir diesen Kackdreck eigentlich noch an, frage ich mich immer wieder. Das Ganze ist doch dermaßen abstrus geworden, dass es nicht mehr in Worte zu fassen ist. Nun gut, Champions League und Bundesliga habe ich seit geraumer Zeit kaum noch im persönlichen Fokus. Aber es ist nun mal Fakt: Die flammende Liebe zum Fußball mit seinem ganzen Drum und Dran kann nicht einfach ausgeknipst werden. Das geht einfach nicht. Zwar widme ich mich derzeit verstärkt dem Amateurfußball, in dem es noch wunderbare Nischen gibt, doch spielen nun mal in 2. Bundesliga und 3. Liga Vereine, die ich sympathisch finde und denen - wie im Fall des F.C. Hansa Rostock - auch eine gehörige Ecke des Herzens gehört. 

3. Liga und die Regionalligen bilden in der Gegenwart die Basis meiner Arbeit in diesem Magazin. demzufolge liegen die Themen Regionalliga-Reform und Montagsspiele in der 3. Liga verstärkt auf dem Tisch. Am gestrigen Montagabend empfing der F.C. Hansa Rostock den Halleschen FC. Mit einem Sieg hätte der FCH auf sechs Punkte heranrücken können. Wir wollen mal nicht vom Aufstieg sprechen, doch andererseits: Hätte Hansa gewonnen und wären es in zwei, drei Wochen vielleicht nur noch drei Punkte Rückstand zu Rang drei gewesen - was dann? Logisch, dass die Mannschaft am gestrigen Abend die Unterstützung der Fans benötigte. Der HFC ist ein unangenehmer Gegner, der nicht ohne Grund mit oben zu finden ist. 

„Montags hat nicht mal die Anzeigetafel Bock!“ war an der Stelle des Daches zu lesen, an der die alte Anzeigetafel hing und an der in Kürze das neue Modell hängen wird. Nach dem „Hansa forever“ wurden die Tapeten hochgehalten. Protest gegen die Montagsspiele. Dufte Sache! Und noch mehr dufte, dass der F.C. Hansa Rostock genug Eier hat und die Proteste offiziell unterstützt! Aber dann kam das Problem: Die Fanszene verzichtete auf organisierten Support. Aus Halle war indes der Großteil der Fanszene erst gar nicht gen Ostsee gereist. Logisch konnte jeder Hansa-Fan seine Mannschaft unterstützen wie er wollte. Er konnte rufen, motzen, schimpfen und klatschen. What ever. Einen gemeinschaftlichen brachialen Support gab es jedoch nicht. 

Ob es was nutzt? Nein! Nichts ist besser, als wenn die Fans auf gut Deutsch gesagt die Klappe halten und schweigen. Also aus Sicht des Verbandes. Eine Stimmung wie beim SV Wehen Wiesbaden (ohne den dortigen Fans zu nahe treten zu wollen)? Das tut dem DFB ganz gewiss nicht weh. Es ist nur das besagte leichte Anpieksen in der fetten Schwarte. Protest muss weh tun! Her mit dem Katschi und auf den Rüssel gezielt! Oder die Nüsse! Ich denke da mal ganz aus Sicht der Fans. Die Geschichte hat gezeigt: Als Masse kann eine Menge bewegt werden - doch die Stimme muss gemeinsam erhoben werden. Sonst wird das nix.

Theoretisch müsste der Protest von den Rängen bei der Liveübertragung dermaßen laut werden, so dass die Techniker gar nicht mehr wissen, wie sie am besten die aufgestellten Außenmikrofone runterpegeln. Der Protest muss zu hören sein bis zum vor dem Fernseher sitzenden Fußballfreund. Der Fußballfreund, der aus privaten und beruflichen Gründen nicht ins Stadion konnte, würde dann vor Rührung und innerlicher Wallung fechte Augen bekommen, und dem Fußballfreund, der einfach zu bequem ist und nur bei Chips und Cola konsumieren möchte, würden vielleicht ein stückweit die Augen geöffnet werden. Dem Verband und all den Leuten, die Fußball so nebenbei mitnehmen, muss klargemacht werden, was für ein ungeheurer Mist solch ein Montagsspiel ist. Und hey, wir sprechen hier nicht vom Europapokal unter der Woche! Wir sprechen von der 3. Liga! Und dass dort nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist, wird deutlich, wenn wir eine Etage tiefer schauen. Selbst in den Regionalligen gab es bereits Partien, die auf den Montagabend verlegt wurden, damit sie im Fernsehen übertragen werden können. Unglaublich! 

Protest am Montagabendspiel? Kein Boykott! Wie üblich sollte die eigene Mannschaft unterstützt werden. Und dann aus der Kalten zur Minute XY kommt plötzlich ein verbaler (und auch optischer) Protest, bei dem die Zuschauer vor dem Fernseher gleich aus den Latschen fliegen. Und dem „Defubanten“ in Frankfurt am Main würde der Rüssel mal gleich auf halb neun hängen… 

Fotos: K. Hoeft, Marco Bertram, Marcel Hartmann, Sachseninformer, Michael

Artikel wurde veröffentlicht am
19 März 2019

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Hammer Artikel!!
Sehr gut geschrieben, dem ist nichts hinzuzufügen!!
SA
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