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Al-Shamal SC vs. Al-Bidda SC: Vorbeigeschaut in Katar, wo allein das Geld regiert...

Damit ich neben Doha auch noch etwas anderes im Katar sehe, überlegte ich mir einen Tagestrip gen Norden zu unternehmen, natürlich im Hinblick des dort entdeckten, doch recht besonderen Stadions. Also ging es mit dem Bus vom zentralen Busbahnhof nach Al-Ruwais. Etwa vier Stunden dauert die Fahrt und kostet lediglich 3 oder 4 Euro. Bin ich mir jetzt nicht mehr so ganz sicher. Bei der Strecke handelt es sich zudem, um die längste von Doha mögliche Busreise. Ich hatte auf der Fahrt gehofft einen etwas intensiveren Eindruck vom Land zu bekommen. Wenn er das jetzt war, dann war es eher ein ernüchternder Eindruck. Bis auf eine topmoderne Autobahn und jede Menge Sand gab es nichts, was mir ein Staunen abringen konnte. Wobei doch, ich staunte schon wie öde ein Land sein kann, so hart das klingt.

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Doha hat ja wirklich ein paar ganz schöne Ecken, vor allem im Zentrum. Der Hafen, die Parks, der Blick auf die Skyline der Hochhäuser, der zentrale Souk, aber außerhalb scheint es einfach nur trist zu sein. Nach meiner Ankunft in Al-Ruwais erwarteten mich verwaiste Straßen. So sieht als das pulsierende Leben an der Nordküste des Katar aus. Faszinierend. In dem Moment war ich wirklich froh, einen Bus später genommen zu haben und gleichzeitig unzufrieden, nicht noch einen Bus später gefahren zu sein. 

Da ich bereits beim ersten Blick sah, dass ich hier nicht so viel zu sehen bekomme, legte ich einfach den Schneckenmodus im Bezug auf meine Laufgeschwindigkeit ein. Dennoch war ich mit dem überschaubaren Sightseeing-Programm recht schnell fertig. Zuvor hatte ich im Internet noch von Stränden gelesen, aber so richtig sah ich davon nichts. Vielleicht auch etwas mehr außerhalb. Leider herrschte auch gerade Ebbe, sodass ich nicht mal wirklich das Meer sehen konnte. Es spielte alles gegen mich. 

Natürlich kamen mir hier gleich die Gedanken zur bevorstehenden WM. Was will man den anreisenden Fußballtouristen eigentlich bieten? Nur das Zentrum von Doha? Außerhalb gibt es ja gefühlt nichts. Nichts womit man Leute mehrere Wochen unterhalten könnte. Dazu die kürzlich eingeführte Sündensteuer auf Alkohol, Zigaretten und Energy Drinks. Das was eine WM eigentlich sein sollte – weltoffen – wird man meiner Meinung nach im Katar nicht erleben können. Dazu nichts zu sehen, außer zahlreiche Malls. Natürlich weiß ich nicht, was in dem kleinen Land in den noch bevorstehenden vier Jahren aus dem Boden gestampft wird. Mit Geld und Menschenmaterial hat man ja keine Probleme, auch wenn die Bedingungen unter den die zumeist aus Indien, Bangladesch und Pakistan stammenden Arbeitskräfte hier arbeiten und leben müssen, nicht umsonst regelmäßig kritisiert werden. 

Aber das interessiert letztlich keinen der Verantwortlichen im Katar und über die FIFA brauchen wir hier gar nicht reden. Hier interessiert einzig und allein das Geld, was mich letztlich zu dem Schluss bringt, dass diese WM damit kaum einen sportlichen Wert hat. Wer zur WM im Katar reist, trägt auch seinen kleinen Anteil an der Zerstörung des traditionellen Fußballs bei. Klar entwickelt sich auch der Fußball und es wird immer Änderungen geben, aber in der Form ist es in meinen Augen nicht mehr hinnehmbar. Wer sich diese Weltmeisterschaft live gibt, braucht im Anschluss auch nicht jammern, wenn es dem eigenen, kleinen Verein schlecht geht, der braucht sich auch nicht über Spieltage unter der Woche beschweren, der kann einfach nur eine Schaufel nehmen und in den Reigen der Totengräber treten und das Ende des Volkssportes Fußball somit beschleunigen. All das hat erst einmal weniger mit diesem Ausflug zu tun, aber es sind eben die Gedanken, die mir beim Laufen durch Al-Ruwais in den Sinn kamen.

Aufgrund des Mangels an sinnvollen Beschäftigungsmaßnahmen, fand ich mich schon sehr zeitig an der abendlichen Spielstätte ein, um diese unter die Lupe zu nehmen. Und diese hat mich doch echt begeistert. In der Optik eines Wüstenfort, würde man es im ersten Moment gar nicht als Stadion identifizieren, wenn man es nicht weiß. Als Basis gilt das Zubara Fort an der Nordwestküste Katars. 

Da ich ja etwas mehr Zeit hatte, kletterte ich auch mal auf einen der Ecktürme. So wirklich störte sich keiner an dem herumstöbernden, fremdländischen Gast. So konnte ich einen Blick auf die noch eingefahrenen Flutlichter werfen, welche wenig später hydraulisch aus den Ecktürmen in die Höhe gefahren wurden. Nun war das Ganze auch von außen als Stadion erkennbar. Schon eine wirklich interessante Sache und man sah, dass sich hier jemand Gedanken gemacht hat. Von innen ist es dann aber doch recht überschaubar. Nur 5.000 Plätze beherbergt das Stadionfort. Für die Verhältnisse im Katar sicherlich ausreichend, aber es wirkt ein wenig leer. Das schmälerte meine Begeisterung für das Stadion aber nur bedingt. Denn solche kreativen und besonderen Stadien sieht man nicht alle Tage. Dass mir so ein Exot ausgerechnet im Katar vor die Füße fällt, wo die bis dahin drei besuchte Stadien, mit Ausnahme der Sitzschalenfarben, fast gar nicht voneinander zu unterscheiden waren, ist dann schon bemerkenswert. 

Das Spiel an dieser Stelle näher zu betrachten, macht keinen wirklichen Sinn. Sportlich hatte ich bei allen gesehenen Spielen etwas mehr erwartet. Ich denke den Anspruch darf man gegenüber dem aktuellen Asian Cup Gewinner haben. Ich habe nun aber auch nur 2. Liga und Junioren gesehen, vielleicht sieht es in der höchsten Spielklasse schon ganz anders aus, was ich mir aber nicht so richtig vorstellen kann. 

Fotos: Marcel Hartmann

> zur turus-Fotostrecke: Fußball im arabischen Raum

Artikel wurde veröffentlicht am
18 März 2019
Spielergebnis:
3:0
Zuschauerzahl:
60

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