Sonntag, 10:30 Uhr Anpfiff in Wien Brigittenau. Diese für mich immer noch gewöhnungsbedürftige Uhrzeit für ein Fußballspiel ermöglichte mir sämtliche latenten ernährungstechnischen Gewissensbisse über Bord zu werfen und den Tag mit einer vor Ketchup und Mayo überquellenen Schnitzel-Semmel und Bier zu beginnen. Herrlich! Viele taten es mir gleich – andere packten gar die Zigarre aus und zelebrierten auf diese Art das erste Heimspiel der Saison 2018/19 von Aufsteiger WAF Brigittenau in der Wiener Stadtliga (vierhöchste Spielklasse in Österreich).
WAF Brigittenau vs. Favoritner AC: Schnitzel-Semmel und Schlachtrufe in der Gruabn
Die größten Erfolge des WAF (Wiener Associations-Football-Club) sind die österreichische Meisterschaft im Jahre 1914 und der Sieg im Cup von 1922. Heutzutage ist der WAF allerdings nur noch in den unteren Ligen anzutreffen. Nach zahlreichen Namenswechseln firmiert er nach einer Fusion seit 2015 als WAF Vorwärts Brigittenau, wobei das WAF dieser Tage laut Vereinswappen für Wiener Athletik Fussball steht.
Gegner an diesem trüben Sonntag waren die Kicker des Favoritner AC. Dem Favoritner AC, kurz FavAC, würde so mancher bestimmt gerne das Prädikat „Kultklub“ anhängen. Ich bin kein großer Freund dieser Marketing-Etikette, trieft sie doch in den meisten Fällen vor angestrengter, pseudoalternativer Andersartigkeit, um auf den zweiten Blick doch eher konservativ anzumuten.
Im Falle vom FacAC (gegründet 1910) handelt es sich um einen Verein aus dem 10. Wiener Gemeindebezirk aus Favoriten. Die ganz großen sportlichen Erfolge waren zwar, abgesehen vom Meistertitel der Frauen 1972/73 und der zwei Halbfinals im ÖFB-Pokal, nicht dabei, trotzdem kann man stark verkürzt behaupten, dass sich der Verein einer gewissen lokalen Beliebtheit im mit 200.000 Einwohnern größten Wiener Gemeindebezirk erfreut.
Ein paar der Sympathisanten der Favoritner versammelten sich auch hinter zwei Fahnen und weckten mit ihren Schlachtrufen wohl den ein oder anderen Bewohner der Häuserschluchten, welche die „WAF Gruabn“ (hochdeutsch Grube) umgeben. Generell hat mir der Platz sehr gut gefallen, und ich würde sagen, er ist definitiv eine der schöneren Sportstätten der Wiener Stadtliga.
Auf dem Kunstrasen entwickelte sich eine durchaus unterhaltsame Partie. Durch Tore von Darko Mrkonjic und Alen Grvala stellten die Hausherren die Weichen in Richtung Heimsieg, die Gäste konnten aber durch einen Doppelschlag in Minute 69 und 71 den verdienten Ausgleich erzielen. Für Brigittenau war es der erste Zähler der noch jungen Saison, für die Gäste aus Favoriten bereits der vierte Punkt nach zwei Spielen.
Bericht: wochenendpoebler.blogspot.com
Fotos: wochenendpoebler.blogspot.com