Legia Warschau gewinnt denkwürdiges Pokalfinale

E Updated 06 Mai 2015
Legia Warschau gewinnt denkwürdiges Pokalfinale

LegiaAm Samstag gewann Legia Warschau vor denkwürdiger Kulisse im polnischen Nationalstadion zu Warschau zum 17. Mal den Landespokal. Schon Stunden vor dem Spiel wurde deutlich, warum dieses Aufeinandertreffen der beiden über die Landesgrenzen hinaus bekannten Vereine Lech Posen und Legia Warschau ein Besonderes war. Sowohl Legia als auch Lech besitzen eine riesige, zum Teil gefürchtete Anhängerschaft. Somit war es nicht verwunderlich, dass die Autobahn A2 als direkte Verbindung zwischen den beiden Städten schon zur Mittagszeit fest in blauer Hand war. Unzählige Lech-Busse und Autos bevölkerten den Anfahrtsweg zum Nationalstadion in Warschau, welches als Austragungsort des EM-Eröffnungsspiels der EM 2012 bekannt wurde. Die Polizei war ebenso zahlreich den Lech-Anhängern auf den Fersen.

Dabei war es lange Zeit nicht klar, ob es zu diesem Traumfinale kommt. Das kleine pommersche Städtchen Stargard Szczecinski mit zugehörigem Verein stellte für Lech eine große Hürde im Halbfinale dar. Erst in der Verlängerung des Halbfinalrückspiels konnten der Goliath aus Posen den pommerschen David in die Knie zwingen und somit die letzte Hürde auf dem Weg nach Warschau überwinden.

LechFolglich ergab sich am Samstag im Nationalstadion, welches direkt am Weichselufer gelegen ist, eine beeindruckende Kulisse. Zirka 9000 Lech-Anhängern – allesamt in blauen Mottoshirts - bevölkerten eine der beiden Hintertorkurven. Unterstützt wurden sie dabei jeweils von einer dreistelligen Anzahl Cracovia-, Arka Gdynia und KSZO Ostrowiec Fans, die ausgestattet mit Leibchen in ihren Vereinsfarben einen Kontrast zur blau-getränkten Kurve ergaben. Neben der erwähnten Lech Invasion auf der Autobahn waren es ganze acht Sonderzüge, die in die polnische Hauptstadt rollten. Der Rest der 50.000 Zuschauer war neutral oder drückte dem Rekordpokalsieger Legia die Daumen. Erwähnenswert zudem der Eintrittspreis von umgerechnet fünf Euro, sodass das Spiel schon Wochen vor Anpfiff als ausverkauft erklärt wurde. Legia erhielt unter anderem Unterstützung von Freunden aus Sosnowiec, Elblag und dem niederländischen Den Haag.

LechBereits zum Einlaufen der Teams verwandelte sich das Stadion in einen Hexenkessel, sodass es schwierig war, seinen Sitznachbarn aufgrund der Gesänge und Verunglimpfungen des jeweilig Anderen zu verstehen. Was dann zum Anpfiff der Partie folgte, ist in puncto Fußballatmosphäre sicherlich in ganz Europa durchaus als einzigartig zu bezeichnen. Beide Fanszenen zeigten Choreografien gefolgt von brachialem Support. Eine nahezu einhundert prozentige Mitmachquote unter den knapp zehntausend Fans beider Kurven ließ das Herz eines jeden Fans höher schlagen.

LegiaAuf dem Platz legte zunächst Lech Posen los wie die sprichwörtliche Feuerwehr. Bereits in der 20. Minute wurde Lech für den betriebenen Aufwand belohnt. Ein Freistoß von halblinks verlängerte Legias Jodlowiec unglücklich in das eigene Tor. Die blaue Kurve explodierte. Zur 30. Minute wendete sich das Blatt zusehends. Ausschlaggebender Punkt war der überraschende Treffer zum Ausgleich und gleichzeitigem Halbzeitstand von dem eben erwähnten Unglücksraben Jodlowiec aus dem Gewühl heraus (29. Minute). Unglücklich für Lech, da sie auf dem Rasen klar die bessere Figur machten. Kongruent dazu lag die Stimmungshoheit im ersten Abschnitt auf Seite der Lech-Kibice, was auch an zwei großen Scharmützeln respektive gewaltätigen Auseinandersetzungen in der Heimkurve lag. Lech war einfach ein Stückchen geschlossener, die pyrotechnische Untermalung der Choreo zu Beginn rundete dieses Fazit ab.

LechIn der zweiten Halbzeit sah man nun ein anderes Bild. Auf dem Rasen investierte Legia mehr. Die Warschauer Fans honorierten dies und legten in der Lautstärke eine große Schippe drauf. Saganowski erzielte resultierend daraus in der 55. Minute das umjubelte 2:1 für Legia.  Beim Blick in die Lech Kurve wurde dem Fußballfan die gesamten zweiten 45 Minuten warm um das Herz – sprichwörtlich. Unter der gehissten, allumfassenden Zaunfahne ,,Pyrlandia Krolestwo Kolejorz“ wurden über die gesamte zweite Halbzeit sicherlich weit über 250 Bengalische Feuer gezündet. Es brannte ständig; und lichterloh. Immer wieder ging im untersten Rang die eine vereinsfarbene Blockfahne hoch, um kurz danach neue Lichter bewundern zu können.

Auch Legia glänzte zum Ende des Spiels mit einer farbenfrohen Pyro-Einlage. Die Stimmung war bis zum Abpfiff am Siedepunkt. Weil Posen in der 77. Minute nur den Pfosten traf, hieß am Ende Legia Warschau der Sieger. Trotz der Enttäuschung, dass es für Lech nur zur Silbermedaille reichte, gab es für das Team von den tausenden Mitgereisten den gebührenden Applaus. Den Pokal stemmte jedoch Legia hoch! Vor der Kurve wurde ausgiebig der 17. Pokaltitel der Vereinsgeschichte zelebriert. Da die Fans dabei vor allem im zweiten Abschnitt einen großen Anteil durch ihre brachiale Anfeuerung hatten, durfte auch der bekannte Legia-Capo Staruch die Trophäe in die Höhe strecken.

Was bleibt, ist ein denkwürdiger Tag vor allem durch das brillante Treiben auf den Rängen, in dem kein Sieger auszumachen war. Sportlich hingegen hatte Legia das Glück auf seiner Seite.

Fotos: Lucas Ba., Eric K.

> zur turus-Fotostrecke: Lech Posen

> zur turus-Fotostrecke: Legia Warschau

Inhalt über Klub(s):
Artikel wurde veröffentlicht am
04 Mai 2015
Spielergebnis:
1:2
Zuschauerzahl:
45.322

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