Borussia Dortmund vs. RB Leipzig: Spießrutenlauf vor der Roten Erde und Spruchbandmeer auf der Süd

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Spießrutenlauf vor dem Stadion Rote Erde. Auf der einen Seite der Strobelallee ein Zaun und einzeln stehende Dortmunder, auf der anderen Seite ein wütender Dortmunder Mob. Ein Szenario wie man es sich als Fußballfan in gruseligen, angstschweißerfüllten Träumen in der Nacht vor einem brisanten Auswärtsspiel vorstellt. Hass, der von den Heimfans ohne Hemmung zum Ausdruck gebracht wird. Blanker Hass, wie es ihn in den 90ern beispielsweise bei Aufeinandertreffen zwischen deutschen und niederländischen Vereinen gab. Bilder, die sich einprägten. Eindhoven im Herbst 1994 beispielsweise. Stürzende Polizeipferde. Leuchtkugeln. Böller. Völlig enthemmte Fanmassen, die scheinbar zu allem bereit waren. Faszinierend zum einen, weil man im Pulk emotional komplett mitgerissen wurde. Zutiefst beängstigend aus zweierlei Gründen: Zum einen, weil man ernsthafte Sorgen hatte, nicht heil aus dem Ganzen rauszukommen. Zum anderen erschütterte einen der Fakt, dass man in solchen Situationen mental dermaßen mit reingesogen wurde. Ein Gefühl wie bei einem Gladiatorenkampf. Ganz gleich, ob auf den Rängen oder im Innenraum.

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Zurück zum konkreten Ort des Geschehens. 16:30 Uhr vor dem Stadion Rote Erde. Auf dem Bürgersteig hatten sich bereits hunderte Dortmunder eingefunden. Die Ruhe vor dem Sturm. Die Angespanntheit war jedem ins Gesicht geschrieben. Gleich würde etwas passieren, das war völlig klar. Zu groß war die Masse der Schwarzbejackten, die mit ernster Mine auf das Kommende warteten. Viele Kohlen wurde im Vorfeld aufgelegt. RasenBallsport Leipzig zu Gast bei Borussia Dortmund. Auch wenn der BVB 09 als Aktiengesellschaft schlichtweg nur noch ein gewinnorientiertes Unternehmen ist, so trafen in fantechnischer Sicht zwei Welten aufeinander.

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Es war klar, dass dieses Duell überaus hitzig werden würde. Die Fußballfreunde, die in der jüngeren Vergangenheit RB Leipzig auswärts begleiteten, hatten es meist nicht einfach gehabt. Hass schlug ihnen vielerorts entgegen. Im Pokal bei Dynamo Dresden, in der zweiten Liga beim VfL Bochum, zuletzt in der ersten Liga beim 1. FC Köln. Es scheint, als stünde Red Bull bzw. RasenBallsport Leipzig für all das Übel in der Fußballwelt. Für alles, was in den vergangenen 20 Jahren aus dem Ruder lief, müssen die Leipziger herhalten. Der Einstieg von Red Bull in der Messestadt brachte das Fass zum Überlaufen. Es ist ja nicht so, dass es immer eine hübsche heile Fußballwelt gab. Die voranschreitende Kommerzialisierung in all den letzten Jahren führte durchaus zum Sieden und Brodeln an der Fanbasis. Unvergessen das brachiale „Scheiß Millionäre!“ in Dortmund vor einigen Jahren. Die Proteste bei Hannover 96 und beim Hamburger SV. Ausgliederungen, das Aushebeln der 50+1-Regel, das Einschränken der Fanrechte. 

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Es scheint, als sei der Kampf gegen RB Leipzig / Red Bull wie ein Öffnen des Ventils. Endlich kann sich der ganze Hass auf das Kapital / die Kommerzialisierung / die Auswüchse des weltweiten Profifußballs punktuell entladen. Dass es in Leipzig gelang, tausende Anhänger zu gewinnen - die sogar auch noch zu tausenden auswärts mitfahren -, macht es aus Sicht der etablierten Vereine noch schlimmer. Das „sich ins gemachte Nest setzen und Profifußball konsumieren“ lässt die Zornesadern der aktiven Fanszenen von Freiburg bis Rostock anschwellen. Während andere Fanszenen all die Jahre durch dick und dick gehen mussten (mal sportlich, mal fantechnisch / sicherheitstechnisch), wird in Leipzig scheinbar locker flockig ohne groß nachzudenken konsumiert. 

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Nun stellte sich aus Dortmunder Fansicht auch die große Frage: Wer zum Teufel ist das eigentlich, der RB Leipzig ins Ruhrgebiet begleitet? 8.000 Fans?! Selbst für Erstligaverhältnisse eine echte Hausnummer. Alles Konsumenten? „Blinde, dumme Ossis“, die einfach nur dem plötzlichen Erfolg hinterher trotten? Oder befinden sich unter den 8.000 auch bereits 500 stabile Sachsen, die auch auf der Straße für Leipzig geradestehen? So war auf der Strobelallee vor dem Stadion Rote Erde anfangs eine Mischung aus Neugier, Anspannung und Hass zu spüren. Es hatte sich rumgesprochen, dass zahlreiche Busse auf den Parkplätzen ankommen würden. Den restlichen Weg zum Gästeblock mussten die RB-Anhänger zu Fuß zurücklegen. Und dafür gibt es nur diesen einen Weg. Keine Möglichkeiten der kompletten Abschirmung wie bei den neuen auf dem Acker errichteten Arenen in Mönchengladbach oder Augsburg. In Dortmund geht es - begleitet von der Polizei - stets an einer stattlichen Zahl Heimfans vorbei. 

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Während am vergangenen Samstag einzelne RB-Fans meist unbehelligt durch die Massen in Richtung Signal-Iduna-Park (Westfalenstadion) pilgern konnten, konzentrierte sich das Interesse der Wartenden vor allem auf größere Gruppen, die auf der anderen Straßenseite entlanggeführt wurden. Und so kam es, wie es kommen musste. Als die ersten RB-Fans als lange Schlange entlangliefen, entlud sich beim Dortmunder Mob, in dem sich auch zahlreiche befreundete Kölner befanden, all der Hass und die Wut. „Bullenschweine!“, ertönte es. Ein erster gelber Farbbeutel wechselte die Seite. Bierbecher flogen. Es wurde auch scheinbar die Gunst der Stunde genutzt, um aus der Masse heraus einzelne Zivilpolizisten zu bewerfen. Das „Spiel“ war doch klar. Im Dortmunder Mob waren auch etliche Personen dabei, die im Fall der Fälle auch einem Scharmützel mit der Polizei nicht abgeneigt wären. Nach dem Motto: „Einfach mal schauen, was der Abend noch mit sich bringen wird.“

Aus Leipziger Sicht wurde es ein Grauen. Ein echter Alptraum. Das gibt es auch nichts schönzureden. Was soll man sagen? Die Leute - ja unter ihnen waren auch etliche Frauen und Kinder - konnten einem leid tun. Stand man nur zwei Meter daneben und schaute in die Gesichter der verängstigten, erschütterten RB-Fans, wurde einem einiges klar. Ganz gleich, was man prinzipiell von RasenBallsport Leipzig hält. Immer wieder liefen schubweise RB Fans auf der einen Straßenseite entlang, auf der anderen Seite der Strobelallee kam die wartende Meute immer mehr in Wallung. Etwas weiter sollen Pyrotechnik und sogar Steine zum Einsatz gekommen sein, an der Ecke gegenüber des „Strobels“ wurden vornehmlich Bierbecher, Farbbeutel und Eier, aber auch mitunter eine volle Bierbüchse geworfen. Es dauerte nicht lange, bis es zu ersten Rangeleien auf Seiten der Westfalenhalle kam. Mal war ein gezogener Schal, mal ein hitziges Wortgefecht der Grund dafür. Insbesondere RB-Fans im mittleren oder gar höheren Alter wollten sich die Schimpftiraden nicht gefallen lassen. So wollten es einzelne Männer gleich mit dem ganzen schwarzen Mob vor dem „Strobels“ aufnehmen. 

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Ein surreales Szenario. Ein wütender Sachse um die 50 wollte auf die hochgradig aggressive Meute losgehen. So wie einst Helmut Kohl, der im tiefen Osten mit Eiern beworfen wurde. Seine Kumpels versuchten ihn zurückzuziehen. Mit einem Mal wurde es unübersichtlich. Die Dortmunder Meute versuchte durch die Polizeikette durchzubrechen. Pfefferspray kam zum Einsatz. Manch ein Polizist schien überfordert. Kein Wunder, genügten nur noch winzige Tröpfchen Öl im lodernden Feuer, um eine Megaexplosion zu verursachen. Die Polizei verhielt sich erstaunlich defensiv. Das mag von manchen Seiten hart kritisiert werden, doch unter dem Strich tat es allerhöchste Not, nicht durch zu derbe Schlagstockeinsätze das Fass komplett zum Überlaufen zu bringen. Vom Aggressionspotential schienen auch die Beamten überrascht gewesen zu sein. Die Köpfe reckten sich, als einige aktive RB-Fans als geschlossene Truppe vorbeikamen. Unschwer zu erkennen am Outfit. Nun war der Augenblick, bei dem das Ganze komplett aus dem Ruder zu laufen schien. Anfeindungen von allen Seiten. Einzelne Leipziger winkten der Dortmunder Meute zu, andere legten einen provozierenden Gesichtsausdruck auf. Aus Kreisen einer aktiven RB-Gruppierung kam es dann sogar auf Seiten der Westfalenhalle zum Anspucken von Passanten, die das Ganze filmten oder fotografierten. Es blieb an dieser Stelle jedoch bei einzelnen Fußtritten und Rangeleien. 

Keine Frage, für die aktiven RB-Fans war das Ganze sicherlich nicht DER Schock des Lebens. Sie nahmen es recht gelassen hin. Zur Not wüsste der eine oder andere sich auch zu verteidigen. Für aktive Fußballfans verspricht solch ein Auftritt auf großer Bühne auch einen gewissen Adrenalinkick. Was ist schöner, als dermaßen gehasst zu werden?! Bleiben wir jedoch dabei: Für die „Nomalo-Fans“ von RB Leipzig war diese Auswärtssause ein Desaster. Manch einer, der seinen frisch gekauften / erhaltenen RB-Schal wie eine Schärpe locker über die Schultern legte, dachte sich im Vorfeld: Dufte Tour nach Dortmund. Gelbe Wand bestaunen. Fußball gucken. Und noch ein bisschen Ruhrpott sehen. Allerdings ist Fußball nicht nur der Fußball, wie er bei Sky-Konferenzen auf dem Flatscreen zu sehen ist. Noch immer hat auch der Erstligafußball vor dem Stadion raue Seiten. Vor allem im Ruhrgebiet. Und ja, Borussia Dortmund ist nicht nur Ringelsöckchen, eine Hummel aus Plüsch oder das gesungene / gewippte Pipi-Langstrumpf-Lied. Fährt man auswärts nach Dortmund, bekommt man mitunter auch ein anderes Antlitz zu sehen. 0231 Riot, Desperados, Jubos und all die anderen. Die befreundeten Boyz aus Köln. Und auch hunderte bierseelige Proleten. Pöbler. Richtige Mufftiere, die einen derbe frei nach Schnauze ansülzen. Bei einer Zuschauerzahl von über 81.000 Zuschauern ist jede Fraktion überdimensional vertreten. 

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Traurigerweise schien es, als würden tausende Leipziger ins kalte Wasser geworfen zu sein. Eine Busreise nach NRW. Gemeinsam Fußball gucken in der Kathedrale, die einst Westfalenstadion hieß. Weltstars auf dem makellosen grünen Rasen bestaunen. Alles in Butter. Dort kann man gewiss mit einem locker umgelegten RB-Schal spazieren gehen. Die Mama mit dabei. Das Kleinkind an der Hand. Abstrus! Natürlich ist es die Freiheit unseres Landes, eben auch mit Frau und Kind durch das Land zu ziehen, um ein Fußballspiel zu schauen. Andererseits: Weshalb wurde die Leipziger Reisegesellschaft nicht vorbereitet? Hey, brisanter konnte ein Spiel kaum sein! Man sah doch all die Ankündigungen im realen und virtuellen Raum! Man hätte die mit den Bussen anreisenden RB-Fans besser vorbereiten müssen. Klingt wie Kindergarten. Aber ein Auswärtsspiel ist eben auch kein Ponyhof. Eine solche Reise birgt nun mal Gefahren. Schal unter den Kragen. Jegliches Winken sein lassen. Und wenn man sein Kind mit dabei hat: Vielleicht doch lieber individuell und zivil anreisen. Es mag nun Kritik geben. Zum Thema Fußball schauen mit seinem Kind hatte ich kürzlich einen ausführlichen Bericht verfasst. Fußball ist nicht Basketball oder Eishockey. Und schon gar nicht der Besuch in einem Konzerthaus. Sprich: Wenn ich mit erkennbarer Fankluft auswärts reise bzw. in Kontakt gerate mit aktiven Anhängerschaften.

So aber schienen hunderte, ja tausende RB-Fans auf einer Butterfahrt zu sein. Eine Kaffeetour nach Dortmund. Manch einer mag sich wünschen, dass es eines Tages so sein wird. In der Gegenwart ist es jedoch nicht so. Vor allem, wenn man / frau die Farben von Red Bull trägt. Wie man die Angereisten so dermaßen ins offene Messer laufen lassen konnte, müsste ebenfalls geklärt werden. Wer organisiert eigentlich diese ganzen Busse? Wer arbeitet das Sicherheitskonzept aus? Es wäre zu einfach, nun allein dem Verein Borussia Dortmund die Schuld zu geben. Genauso wäre es falsch, allein der anwesenden Polizei die Schuld in die Schuhe zu schieben. Was hätten die Einsatzkräfte vor Ort tun sollen? Brachial reinknüppeln? Noch mehr Pfefferspray einsetzen? Es riskieren, dass alles noch mehr aus dem Ruder läuft? Wer der Meinung ist, das Geschehene wäre das Äußerste, was hätte passieren können, dem sei gesagt: Im schlimmsten Fall hätte es noch weitaus fataler enden können! Was nicht heißen soll, dass Büchsen- und Farbbeutelwürfe nicht schlimm genug wären.

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Was wären eigentlich die Alternativen gewesen? Der gestrige Tag bot genügend Zeit, um über das Ganze nachzudenken. Ein ständiges geistiges Hin und Her. Shuttlebusse vorfahren lassen bis vor den abgesperrten Vorplatz es Einlassbereichs zum Gästeblock? Wie viele Busse hätte man jedoch benötigt? Stein- und Flaschenwürfe aus der Distanz / aus dem Hinterhalt wären immer möglich. Fatal für die Insassen. Die RB-Fans noch geschlossener, kompakter vorbeizuführen, wäre auch keine gute Alternative gewesen. Je geschlossener die Gästefans, desto heftiger wären die Angriffe bzw. Anfeindungen gewesen. Das Konzept, die RB-Fans nach und nach in loser Folge zum Stadion gehen zu lassen, war im Grund nicht so verkehrt. Allerdings bliebe es so oder so nicht aus, dass es am Rand zu Scharmützeln käme. Auch nach anderthalb Tagen hätte ich persönlich kein passendes Konzept parat, und somit blieb mir nichts anderes übrig, als das Geschehen zu analysieren.

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Um es gleich vorweg zu nehmen: Auf den Rängen blieb es ruhig. Auseinandersetzungen oder Angriffe auf die Gästefans waren vom Innenraum aus nicht erkennbar. An der Nahtstelle zwischen dem unteren Bereich des Gästeblocks und der Nordtribüne gab es keine Probleme - und das, obwohl es keinerlei Pufferzonen gab. Das Stadion war gerammelt voll bis auf den letzten Platz. Ob es ganz oben unter dem Dach zu etwaigen Verbalgefechten kam, entzieht sich meiner Kenntnis. 

Es war klar, dass die Südtribüne zu Beginn der mit Spannung erwarteten Partie etwas präsentieren wird. Und es lag nahe, dass es keine Choreo zu sehen gibt. Ein Ultrà-Element bei einem Spiel gegen einen Gegner, deren Fans man bezüglich der Fankultur nicht ernst nimmt? Nein! Stattdessen gab es auf der mächtigen Südtribüne  - ähnlich wie zuvor beim Pokalspiel Dynamo Dresden vs. RB Leipzig - einen Teppich aus Spruchbändern zu sehen. Wie die Vorbereitungen dazu in Dortmund ausgesehen haben, ist eine gute Frage. Im Fall des Dresdener K-Blocks wurden damals vor dem Spiel gegen die Leipziger noch gemeinsam Spruchbänder angefertigt. Material und Stifte wurden bereitgelegt. Im Fall solch einer gigantischen Stehplatztribüne lässt sich nichts mehr gemeinsam koordinieren. Auf die Süd passt quasi ein ganzes Rostocker oder Magdeburger Stadion. Eine unfassbar große Anzahl an BVB-Fans, die sich auf den Stehplätzen tummeln. Oder besser gesagt drängen. Was oben rechts oder links vor sich geht, entzieht sich fast komplett der Kenntnis der aktiven Szene, die in den unteren Blöcken 12 und 13 ansässig ist. 

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Bezüglich der geplanten Spruchband-Aktion gab es nun zwei Möglichkeiten: Entweder der Verein würde sämtliches Hereinbringen von Material konsequent verbieten - was wiederum (berechtigte) massive Proteste hervorrufen würde -, oder man lässt den Fans einfach freie Hand. Was im zweiten Fall bei herauskommt, durfte am Samstagabend bestaunt werden. Ähnlich wie in Dresden gab es die ganze Bandbreite an Botschaften zu sehen. Mal witzig, mal so la la, mal einfach unter die Gürtellinie. Die Grenzen muss jeder für sich selbst ziehen. Wer soll bestimmen, was noch erlaubt oder witzig sei? Im Nachfeld sollte zudem nicht beides in einen Topf geworfen. Tätliche Angriffe vor dem Stadion gehören in eine völlig andere Kategorie als das komplette Ausleben der Meinungsfreiheit. Gibt es gezeigte Botschaften, die ein klarer Tatbestand sind, ist es Aufgabe der Sicherheitsbehörden mit Hilfe der hochauflösenden Kameras diejenigen ausfindig zu machen. Wiederum dem Verein nun die Schuld für alles zu geben, ist ebenso irrsinnig. Wie man es nun als Verein macht, es ist immer falsch. Kritisieren lässt sich immer alles ganz leicht. Wie sollen 25.000 Fans auf einer Tribüne komplett überprüft werden? Völlig klar, dass auf solch einer Tribüne die gesamte Bandbreite der Gesellschaft vertreten ist. Die einen üben Kritik mit Humor, die anderen holen nur den verbalen Hammer raus. 

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Es wäre müßig, an dieser Stelle sämtliche Spruchbänder auszuwerten, doch sollen ein paar Botschaften als Beispiele dieser gezeigten Bandbreite dienen. So war unter anderen auf der Südtribüne zu lesen: „Bei RB kriegen wir das Kotzen!“, „Burnout Ralle: Häng dich auf!“, „Verpisst euch, Kommerzschweine!“, „Nein zu RB!“ „Bullenschweine!“, „Ganz DO hasst RB!“, „Den Bullen ins Döschen wi**en!“, „Bullen schlachten!“, „Wünsch mir Spiele ohne Dosen!“, „Bier gegen Bullen!“,  „Lieber Herne West als eure Bullenpest!“, „Fi** dich Mateschitz!“, Totengräber des Fußballs“. In zentraler Position unten war zudem zu lesen: „Pflastersteine auf Bullen!“ Im späteren Verlauf der Partie kamen in den Blöcken 12 und 13 noch weitere Spruchbänder zum Vorschein. So hieß es: „Beer is a pashion, RB is fashion“, „Des Dietrichs liebster Sport: Base-Jumping, Air Race, Fußballmord!“. Aus der Ecke der Desperados kamen später noch ein „All cops are bastards!“ sowie die Botschaft: „Für Euch nur Marketing - für uns ein Lebenssinn.“ Gleich darunter hieß es in anderer Schriftart: „Red Bull - Feind des Fußballs!“ In der Folge hieß es dann noch auf der Süd: „Mateschitz, Mateschitz: Wie kann das sein - nur 17 Mitglieder in deinem Verein?!“ Und auch die Jubos hatten noch ein Spruchband parat: „Bullen und Bullen Hand in Hand - Euch hasst das ganze Land!“ Direkt hinter dem Tor hieß es ebenso Schwarz auf Weiß: „Ich würde mich schämen!“

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Und im Gästeblock? Im unteren Bereich wurde wie erwartet permanent durchgesungen. Inzwischen können auswärts ohne Probleme phasenweise schätzungsweise bis zu 1.000 RB-Fans in den aktiven Support / Gesang eingebunden werden. Legte das Dortmunder jedoch phasenweise komplett los, ging der Gästebereich völlig unter. Beflügelt wurde die schwarz-gelbe Anhängerschaft, als Aubameyang in der 35. Minute per Kopf den Führungstreffer erzielte. Was für ein Jubel! Was für eine Wucht in diesem Stadion, das wahrlich wie eine Kathedrale des Fußballs daherkommt. Steht man ganz unten auf dem Platz / im Innenraum, wirkt es vor allem bei einem Abendspiel surreal, wenn man zu den in den ganz oberen abgedunkelten Ecken sitzenden Zuschauern blickt. Was für eine Entfernung!

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Auf dem Rasen entwickelte sich eine offene Partie, bei der klar erkennbar war, dass die Leipziger arg ersatzgeschwächt antraten. Hätte RasenBallsport in der Form gespielt wie beispielsweise daheim gegen Hertha BSC, wäre sicherlich was drin gewesen. So aber konnte der BVB den Sieg einfahren. Da es im Laufe der zweiten Halbzeit noch weitere Möglichkeiten zum Ausbau der Führung gab, war dieser Sieg nicht unverdient. Eine Schrecksekunde gab es trotzdem für die Heimfans. In der Nachspielzeit bejubelte RB Leipzig bereits frenetisch den Ausgleich, einige Sekunden später wurde erst bemerkt, dass dieser Treffer nicht gegeben wurde. Tiefes Aufatmen bei den BVB-Fans, große Enttäuschung bei den Gästen. 

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Bereits in der 77. Minute wurde durchgesagt, dass die Gästefans nach Abpfiff bitte noch 15 Minuten in den Blöcken bleiben mögen. Als schließlich nach dem Spiel die ersten RB-Fans das Stadion verließen und von der Polizei zu den Parkplätzen gebracht wurden, blieb es weitgehend ruhig. Nicht auszudenken, was nach der Partie passiert wäre, hätte RasenBallsport gewonnen. Geschweige, hätten die RB-Fans im Gästeblock provoziert oder gar bösartige Spruchbänder gezeigt. So aber hatte sich die schwarz-gelbe Volksseele beruhigt. Bei einem Bierchen an all den Ständen im Umfeld des Stadions wurde das Geschehen Revue passieren gelassen. Das mediale Erdbeben erfolgte dann am gestrigen Tag. Zunehmend wurden der Verein und seine Fans an den Pranger gestellt. Wie es diesbezüglich weiter gehen wird, zeigt sich in den kommenden Tagen. Und was RB Leipzig betrifft: Für kommende Auswärtsfahrten sollten bessere Vorbereitungen getroffen werden. Vor allem, wenn es nach Frankfurt am Main geht. Auch diese Sause wird alles andere als eine Kaffeefahrt werden …

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: Borussia Dortmund

> zur turus-Fotostrecke: RasenBallsport Leipzig

Artikel wurde veröffentlicht am
06 Februar 2017
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
81.300
Gästefans
8000

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Das war was....
H
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G
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G
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G
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Vernünftigste Lösung
Die vernünftigste Lösung des Problems wäre ein geordneter Rückzug des Österreichers mit seinem Plörreclub und am Besten auch der anderen Plastikprojekte aus der Fußball Bundesliga!
D
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Tiptop, Marko!!
G
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Idioten gegen Naive
Ich sehe das genauso...
Nicht nur der BVB und die Polizei hat bei den Vorkommnissen allein schuld, nein auch die Naivität der Gästezuschauer und die Führungsriege von Leipzig. Im nachhinein Fehler aufzuzeigen und sich als Opfer darzustellen macht das ganze nicht besser und kommt keiner Lösung näher. Das die Medien vorallem in Leipzig (BILD mit verkaufsfördernden Schlagzeile "..... jagten Kinder",LVZ und MDR) jetzt versuchen mit ihrer Berichterstattung ein komplett einseitiges Bild zu kreieren und damit auch gleich jede kleinste Kritik an diesem "Verein" zu stigmatisieren erinnert mich an alte DDR Zeiten.
W
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überdenke Deine Formulierungen
Na, die heile Welt der guten ist zerstört. Kurios, als die DD-Fans bürgerkriegsähnliche Zustände verursacht haben, da waren alle BVBler soooo lieb. Jetzt zeigen sie ihre hässliche Fratze. Und bitte schreib nicht so verharmlosend "gezogener" Schal. Das passende Wort lautet Raub. All diese hirnlosen Hauptschulabbrecher sind Straftäter. Zum Kotzen. Aber der DFB wird wieder kuschen. Und die Dortmunder werden wieder nicht verstehen, wie sie gebauchpinselt werden. Andere Vereine haben da längst Geisterspiele und Punktabzug. Na. heute ist ja Gelegenheit, wieder die geilste Süd der Welt zu werden.
FA
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G
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Historisch betrachtet ist Fußball kein Familiensport. Das Klima beim Fußball in Deutschland war abgesehen von regionalen Unterschieden und vielleicht mal einer zwischenzeitlichen ruhigen Unterbrechung immer rau. So wie es im Nachkriegsdeutschland auf den Dörfern "auf die Nuss gab", so sah es auch später in den höheren Ligen in den 80ern, 90ern usw. aus.
Gewalt ist ein von der Gesellschaft akzeptiertes Phänomen, was merkwürdigerweise im Fußball besonders verteufelt wird, während das TV-Programm voll von Gewalt ist.
K
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