Hansa Rostock: Wann gibt es eigentlich die neuen Jahreskarten?

Mit einem Heimsieg am letzten Spieltag wäre nun doch noch die Verlängerung gegen den Jahn aus Regensburg möglich gewesen. Statt der Schlagzeile „Hansa gegen Mersads ehemaligen Verein“ dürfen wir nun leider von „Zwei-Watt Birnen“ oder „Fast Spielabbruch in Rostock“ lesen.

Trotz der Negativserie von fünf Niederlagen glimmte am Wochenende ein Funken Hoffnung bei Hansa und vor allem seinen Fans. Über 4.000 Hansafans besuchten das Abschlusstraining am Sonnabendvormittag und weitere 5.000 Hanseaten beteiligten sich am Fanmarsch. Unterstützung war am Sonntag überall auf den Straßen und Plätzen zu sehen. Da waren auch wieder tausende Fans in Zügen und Autos von Hamburg, Thüringen oder Sachsen zu ihrem Lieblingsverein nach Rostock gereist.

Die Hotels und Kneipen waren wieder gut gefüllt. Aufgeregte Kinder, Stadionerbauer, Allesfahrer und einsame Menschen fieberten dem Finale gegen Paderborn entgegen. Ab 15:00 Uhr wurde die Musik im Ostseestadion leise gedreht, denn die Hansa-Gesänge beschallten das Hansaviertel. Zum Anpfiff wurden tausende Koggen hochgehalten. Es war mal wieder angerichtet – zum entscheidenden Spiel. Da waren wieder 26.000 Zuschauer im voll besetzten Ostseestadion, braucht es da als Spieler irgendeine andere Motivation?

Die erste Halbzeit war eigentlich wie immer. Paderborn war spielerisch besser, Bachmann schoss über das Tor, Kolke hielt einmal Weltklasse und damit 0:0 der Pausenstand. Überraschung in der 48. Spielminute. „Tor in der Kopernikusstrasse. 1:0 durch Fröhling!“ Ich hatte erst ein Eigentor vom Paderborner Keeper vermutet, denn eine verunglückte Rückgabe ließ das Ostseestadion brodeln. Kurze Zeit später nochmal glückliches Jubelgeschrei, denn Wiesbaden musste das 1:1 gegen den Gast aus Hamburg hinnehmen.

Nun doch wieder die Spieltermine gegen Regensburg im Kopf sortieren. Bekomme ich auch eine Karte in Regensburg? Ich hoffte nun auf ein 2:0, denn für ein Gegentor sind wir immer gut. Da die erste Hoffnung ausblieb, jubelten die rund 350 SCP-Fans über das 1:1 in der 72. Minute durch Platte. Auch fast wie ein gefühltes Eigentor durch Kolle. Perera hatte sogar noch die Chance zum 2:1, aber der Ball vertändelte an den Pfosten. In der 87. Spielminute dann die 2:1-Führung für Paderborn durch Grimaldi.

Die Süd holte die Fahnen ein und stellte den Support ein. Vielleicht etwas zu früh bei noch fast 10-minütiger Spielzeit inklusive der Nachspielzeit. Als Raketen auf den Rasen fielen und sich dunkle Abstiegswolken auf den Rängen zeigten, hieß es auch für mich Abschied aus der 2. Liga zu nehmen. Wie tausende andere Fans bin ich mit Beginn des Abfeuerns von Raketen und dem Zünden der Böller sofort raus aus dem Wohnzimmer.

Die Enttäuschung aller Hansafans war absolut verständlich und jeder verarbeitet oder zeigt diese natürlich anders. Mir hätte da ein stiller Protest und das Abwenden von der Mannschaft besser gefallen. Raketen auf das Spielfeld oder in die Stadionblöcke mag ich in keinem Stadion!

Über die Fehler und Ursachen des unnötigen Abstieges kann und konnte man schon viel lesen. Eigentlich steigt man doch im schweren zweiten Jahr ab. Die Medienlandschaft freut sich über den Aufstieg der „Guten“ und den Abstieg der „Bösen“. Neulich las ich im Hansaforum: „Außer wir selbst, mag uns doch keiner“. Viele Hansafans schwärmen von früheren Zeiten, als der Hansafan überall gerne in auswärtigen Städten gesehen wurde. Dazu waren es auch erfolgreiche Zeiten. Aus diesen Zeiten zehren wir heute noch, denn aus Plauen, Perleberg, Zeitz oder Hamburg setzen sich immer noch alle 14 Tage viele Hansafans ins Auto. Die werden sich wieder ihre Jahreskarte kaufen und im Hotel Sportforum ein Wochenende verbringen.

Kinder in München oder Niederdorf im Erzgebirge wurden Hansafans, weil der Papa als Hansafan in Rostock oder Schwerin geboren wurde. In unserem Bundesland gibt es nur Hansa, unser Wohnzimmer und der Jugendclub ist das Ostseestadion. Die Politiker sonnen sich gerne im Erfolg, aber wann kaufen Land und Stadt unser Ostseestadion oder helfen finanziell bei der Renovierung? Wie viele Zuschauer gehen ins zukünftige neue Theater in Rostock?

Sportlich wünsche ich mir eine Mannschaft und auch einen Trainer, welche mindestens zwei Jahre zusammenbleiben und auch Zeit zum Entwickeln einer erfolgreichen Mannschaft haben. Bitte keine ständigen Trainerwechsel mehr und keine Leihspieler! Dazu einen Wohlfühlstandort Hansa Rostock für Fans, Spieler und einfach für alle. Nun verlängert eure Dauerkarten und wir sehen uns nach der Sommerpause im Wohnzimmer! Ahoi Heiko Neubert

Bericht: Heiko Neubert

Fotos: Heiko Neubert, Jens, René H., Marco Bertram

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