Austria Salzburg vs. RB Salzburg: Die ganze Stadt erstrahlt in Violett!

Austria Salzburg vs. RB Salzburg: Die ganze Stadt erstrahlt in Violett!

Der 2005 von den Fans neu gegründete SV Austria Salzburg traf im österreichischen Pokal (ÖFB-Cup) auf den FC Red Bull Salzburg. Sprich: Auf die „Bullen“, die einst der alten Austria den Todesstoß gaben und mit jeglicher Tradition brachen. Zwar hatte der Regionalligist gegen den CL-Teilnehmer auf dem grünen Rasen trotz gutem Kampf & Einsatz keine wirkliche Chance aufs Weiterkommen, doch wurde das Ganze vor insgesamt 4.100 Zuschauern ein großes Fußballfest, bei dem auf Heimseite demonstriert wurde, was es bedeutet, echte Fankultur und Liebe zum eigenen Verein auszuleben. Auch wenn Austria Salzburg derzeit „nur“ in der Regionalliga spielt, so gibt es in jedem Fall eine erfreuliche Nachricht: Der Verein ist schuldenfrei! Der bisherige Weg war bislang alles andere als einfach, und von daher werfen wir noch einmal einen ausführlichen Blick zurück auf die vergangenen 18 Jahre.

„Tod und Wiederauferstehung“, genauer gesagt „Todesstoß mit anschließender Auferstehung“. So brachten es die Fans des 2005 ins Leben gerufenen Sportvereins Austria Salzburg die Sache auf den Punkt. Alles nahm sein Ende bzw. seinen Anfang, als am 6. April 2005 die Salzburg Sport AG vom Limonade-Giganten Red Bull übernommen wurde. Groß war zu Beginn die Euphorie – nach eigenen Angaben auch unter den treuesten Fans. Rapid und Austria Wien könnte endlich Paroli geboten werden. Auf in die Champions League, und das am besten als österreichischer Serienmeister. Bereits Mitte Juni 2005 kommt es allerdings für die Anhänger knüppeldick. Die Katze – oder besser gesagt, der Bulle - wurde aus dem Sack gelassen.

Ein derber Bruch der Vereinstraditionen. Neue Farben, neuer Namen. Fertig war das neue Fußballprodukt: der FC Red Bull Salzburg. Von Violett keine Spur mehr. Zu Hause in rot-weiß, auswärts in blau. In der Zeit zuvor mussten die Salzburger Fußballfans seit 1973 bereits Kompromisse eingehen. SV Gerngroß A. Salzburg, SV Sparkasse Austria Salzburg, SV Casino Salzburg, SV Wüstenrot Salzburg. Allerdings blieben die Vereinsfarben, und auch mit den Vereinslogos konnten die Fans recht gut leben. Nicht leben konnte der harte Kern der Anhängerschaft mit dem kompletten Bruch der Tradition im Sommer 2005.

Back to the roots. Und zwar richtig! Nach Abbruch der Gespräche zwischen Verein und Faninitiativen wurde am 7. Oktober 2005 der „Sportverein Austria Salzburg“ in das Vereinsregister eingetragen. Die Wiederauferstehung des Traditionsvereins sollte schnellstmöglich erfolgen. Der Clou: Als Logo wurde jenes genommen, das von 1950 bis 1978 Bestand hatte. Als Vorbilder dienten die englischen Vereine AFC Wimbledon und FC United of Manchester, die 2002 bzw. Sommer 2005 von enttäuschten Fans gegründet wurden.

Nach ein paar Monaten in der Landesliga, die gemeinsam mit dem PSV Schwarz-Weiß Salzburg ausgespielt wurde, startete die Austria in der Saison 2006/06 einen kompletten Neubeginn in der untersten Spielklasse, der Salzburger 2. Klasse Nord A. Als Austragungsort der Heimspiele diente die Anlage des UFC Salzburg-Danubia. 800 Zuschauer sahen das erste Saisonspiel gegen USV Leopoldskron/Moos. Mit 5:0 ging es sogleich gut zur Sache. Und so blieb es auch. 24 von 26 Partien wurden gewonnen. Das letzte Saisonspiel gegen den SV Nussdorf wollten stolze 2.500 Fans sehen! Nach dem Aufstieg spielte der Verein nun auf der Sportanlage West im Salzburger Stadtteil Maxglan. Es folgten weitere drei Aufstiege in Folge. Ein neuer Rekord im Bundesland Salzburg! Über 1.000 Zuschauer kamen in der Regel immer, mal waren es sogar weit über 2.000 wie beim 4:1-Sieg gegen den USV Elixhausen oder dem 3:0-Sieg gegen den SV Grünau.

„In Salzburg eh die besten, nun zeigen wir´s dem Westen!“ Mit diesem Slogan ging es einst in die Saison 2010/11. Abgeschlossen wurde die Spielzeit mit einem guten fünften Rang. Meister der Regionalliga West wurde der FC RB Salzburg Amateure. Apropos Red Bull Juniors. Die Duelle gegen die „kleinen Bullen“ waren das Saisonhighlight schlechthin! Am 7. August 2010 gab es einen „Sieg für die Ewigkeit“. Mit 2:1 wurde die zweite Mannschaft von RB Salzburg geschlagen. Vor 1.800 Zuschauern (ausverkauft) erzielte Vujic die beiden Treffer in der 12. und 20. Minute. Am 13. November 2010 folgte das Rückspiel im Stadion Wals-Siezenheim (Red Bull Arena) vor knapp 6.000 begeisterten Fans. Zweimal ging Red Bull in Führung, zweimal konnte die Austria ausgleichen. Die Fans und Ultras des SV Austria präsentierten ein Spruchband mit der Aufschrift „Never changed passion for glory“. Welch ein Jubel bei Spielern und Anhängern, als Lukas Wührer das Tor zum verdienten 2:2 schoss!

Sportlich ein Höhepunkt zu jener Zeit war zudem das 2:0 gegen TSV Neumarkt in der Vorrunde des ÖFB-Cups. 1.050 sahen den historischen Sieg, der den Einzug in die Hauptrunde bedeutete. Ebenfalls 1.050 Fans sahen schließlich die 0:3-Niederlage gegen den SC Austria Lustenau. Groß gefeiert wurde auch am 13. Juli 2013, als im ÖFB-Cup der Bundesligaaufsteiger SV Grödig 6:5 (1:1 n. V.) im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb geworfen wurde. 

Der Sprung in den Profifußball gelang der Austria im Frühjahr 2015, in der folgenden Saison spielte die Austria in der zweitklassigen Ersten Liga. Ende November 2015 gab der Verein allerdings bekannt, dass er ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung eingeleitet habe. Wenig später verließen der Trainer Jørn Andersen, Co-Trainer Thomas Klochan und der Torwarttrainer Alex Schriebl aufgrund mangelnder sportlicher Perspektive den Verein. Zwar konnte der mit 1,4 Millionen Euro verschuldete Verein die Saison 2015/16 zu Ende spielen und schaffte sogar rein sportlich betrachtet den Klassenerhalt, doch ging es aufgrund der Insolvenz automatisch runter in die Regionalliga West. Für Austria Salzburg folgte nun eine schwere Zeit, 2017 musste der Absturz in die Salzburger Liga verschmerzt werden, und finanziell drohte ein erneuter Kollaps. Dank zahlreicher Spenden konnte der Verein am Leben erhalten werden.

Am Ende der Spielzeit 2018/19 gelang der Aufstieg in die Regionalliga Salzburg, und nach zwei Spielzeiten, die aufgrund der COVID-19-Pandemie abgebrochen und annulliert wurden, nahm Austria Salzburg am Ende der Saison 2021/22 an der Aufstiegsrunde zur Regionalliga West teil, war in jener allerdings nicht erfolgreich. Einem 1:1 gegen den TSV St. Johann im Pongau folgte ein erneutes 1:1 gegen den VfB Hohenems vor 1.200 Zuschauern. Mit 0:1 ging das Auswärtsspiel beim SC Admira Dornbirn verloren, gar mit 1:3 musste man sich auswärts beim SV Telfs geschlagen geben. Das 0:3 gegen den SC Schwaz setzte dem Ganzen im negativen Sinne noch einmal die Krone auf. Das erste Mal gewonnen in der Aufstiegsrunde wurde am 20. Mai 2022 beim TSV St. Johann im Pongau - 2:0 der Endstand aus Sicht der Austria. Acht Tage später wurde mit 2:1 beim VfB Hohenems gewonnen, und gar mit 7:1 wurde daheim der SC Admira Dornbirn geschlagen. Zum Abschluss gab es am 11. Juni 2022 einen 3:0-Sieg gegen den SV Telfs, doch die gute Form in der Aufstiegsrunde kam schlichtweg zu spät.

Besser schaute es am Ende der zurückliegenden Saison aus. Dank der Ligareform konnte sich als Tabellendritter der Startplatz in Regionalliga West gesichert werden. Und schau an, in der aktuellen Spielzeit läuft es bislang rund, ungeschlagen (sieben Siege, zwei Unentschieden) steht Austria Salzburg in der Tabelle der Regionalliga West ganz oben. Zuletzt gab es am vergangenen Samstag auswärts beim VfB Hohenems ein 1:1 zu sehen. Beim letzten Heimspiel schlug Austria Salzburg im Max-Aicher-Stadion (Sportzentrum ASKÖ Salzburg West) Rot-Weiss Rankweil mit 9:0!

In ein anderes Stadion musste Austria Salzburg am gestrigen Abend umziehen. Aus Sicherheitsgründen durfte das Pokalspiel gegen die „Bullen“ nicht in Maxglan stattfinden, stattdessen wurde das Stadion in der Gemeinde Grödig (etwas südlich von Salzburg) genutzt. Immerhin konnten somit 4.100 Zuschauer Zeuge von diesem Duell werden. Die allseits üblichen zehn Prozent des Kontingents gingen an die Gäste, der Rest drückte dem wahren Salzburger Verein ganz fest die Daumen. Zig tausendfach Daumendrücken war zudem landes- und europaweit angesagt. Haut die „Bullen“ raus, hat sich am gestrigen Abend manch einer gesagt. 

„Getrennt in den Farben, doch geeint durch Mentalität bedanken wir uns für all die Solidarität! UU“, hieß es auf einem Spruchband. Die klare Botschaft des Abends lautete indes: „In Salzburg spielen wir die 1. Geige!“ Demzufolge wurde auch eine gezeigte Choreo gestaltet, bei der Mozart dem roten Bullen die Geige über die Rübe zieht. Die Austria-Fans ließen es hübsch krachen. „Die ganze Stadt erstrahlt in Violett“, war in großen Lettern zu lesen. Eine Botschaft gen Gästeblock gab es auch: „Für Euch zählen nur Erfolg und Scheine, Ihr charakterlosen Bullenschweine!“

Kurios: Das Spiel begann eine halbe Stunde später, weil ein PKW dem Mannschaftsbus von Red Bull Salzburg die Zufahrt versperrt hatte. Zu Übergriffen auf den Bus kam es jedoch laut Medienberichten nicht. Während die Austria-Fans im wahrsten Sinne des Wortes ein stimmungsvolles Feuerwerk zündeten, standen die Gäste hinter dem Banner „Nordkurve Salzburg“ und rissen während der Partie auch ein paar Fackeln an. 

Auf dem Rasen zeigte sich wie erwartet der Klassenunterschied, doch hielt Austria gut gegen. Bereits in der achten Minute erzielte Amar Dedic den Führungstreffer der Bullen, doch bis zur Pause konnte nicht nachgelegt werden. Etwas über eine Stunde lang konnte der 0:1-Rückstand - in der Hoffnung, irgendwie noch den Ausgleichstreffer erzielen zu können - gehalten werden, dann machte Amankwah Forson in der 64. und 74. Minute zwei Buden und zerstörte die Hoffnungen des Außenseiters.

Nun denn, in der 83. Minute erzielte Strahinja Pavlovic den Treffer zum 4:0-Endstand für die „Bullen“, doch trotzdem durfte Austria mit erhobenem Haupt den Platz verlassen. Ganz klar: Nach der kargen Zeit in der Salzburger Liga und der Tristesse während der Corona-Pandemie spricht nun wieder die große Fußballwelt über Austria Salzburg. 

Willkommen zurück auf der Bühne und viel Erfolg in der laufenden Spielzeit der Regionalliga West! Sport frei!

Fotos: Halil Birinci / QuotenQanake, Los Misenas, Wochenendpöbler

> zur turus-Fotostrecke: SV Austria Salzburg

> ein Video von den Fanaktionen von QuotenQanake auf YouTube (externer Link)

Artikel wurde veröffentlicht am
27 September 2023
Spielergebnis:
0:4
Zuschauerzahl:
4.100
Gästefans
410

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St. Johann
Korrekterweise: TSV Mc Donald´s St. Johann/Pongau :)

LS
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