Bundesliga? DFL? Kann man nicht mehr ernst nehmen!

Bundesliga? DFL? Kann man nicht mehr ernst nehmen!

Da ist sie die hässliche Fratze des von uns allen sehr geliebten Sport: Wie, was worum geht's? Schon wieder um die von den Medien (meist unberechtigt) verurteilten, aber sehr kreativen Fanaktionen (wie Pyroshows oder Spruchbandstaffeten)? Nein, es geht um den rollenden Rubel, den rauchenden Schornstein, egal mit welchen Mitteln und zu welcher Zeit. Es geht um die hässliche Fratze des „modernen“ Fußballs, die sich nun offenbart. Keine Demut, kein Besinnen auf den eigentlichen Wert des Sports, auch nicht in einer Zeit, in der Menschen um ihr Leben und ihre Existenz bangen.

Nein, der Ball muss rollen auch ohne Fans im Stadion, damit schön weiter die TV-Gelder fließen können und die Geldsäckel sich weiter füllen. Wer kritisiert der wird zum Schweigen gebracht. „Maulkorb“ oder „Suspendierung“ sind die Schlagwörter im Sport oder anders formuliert: In einer Diktatur wird an die Wand gestellt, in der Bundesliga einfach nicht aufgestellt. Gut das es auch im Fußball „Whistleblower“ gibt, wenn auch vielleicht unbeabsichtigte. Ein Dank an dieser Stelle an Birger Verstraete dem Spieler vom 1. FC Köln für seine mutigen Aussagen („Erst Gesundheit, dann Fußball“) und vor allem an Salomon Kalou für sein investigatives Video welches den leichtfertigen Umgang in Sachen „Abstand“ zeigte, was sicherlich nicht sein Absicht war. Während Verstraete von seinem Klub zurückgepfiffen wurde und schnell eine fadenscheinige Pressemeldung zusammengeklöppelt wurde, wurde Kalou direkt suspendiert. Da sein Vertrag ausläuft, ist eine Rückkehr in das Team von Hertha BSC unwahrscheinlich.

Anders als in der englischen Premier League, wo es scheinbar keine Probleme mit der Meinungsfreiheit gibt (u.a. tat Antonio Rüdiger vom FC Chelsea seine Meinung ohne Vereinsdruck kund), läuft es in Deutschland anders: Alles für die Kohle, alles für den Klub. Die beiden ersten Ligen sollen spielen, egal wie, und dagegen darf keiner mucken. Der Druck der Ligabosse (vor allem die mit dem fetten Festgeldkonto) auf die politischen Einflussträger wurde in den letzten Wochen massiv angezogen (natürlich wie andere Wirtschaftszweige auch, z.B. Reise- und Autolobby). Dazu wurde ein Konzeptpapier erarbeitet, das einen Spielbetrieb möglich machen soll und es haben bitteschön alle mitzuziehen. Alles wirkt wie mit heißer Nadel gestrickt und nicht konzeptionell zu Ende gedacht. Die Bundesliga will eine Vorreiterrolle einnehmen und in Europa damit glänzen. Aber so viel Glanz scheint es ja nicht zu geben, wenn im Januar ein Herr Seifert der Liga ein fettes Wachstum bescheinigte und jetzt ein paar Monate später nach einer wirklich kurzen Auszeit diese am Tropf hängt.

Mehr Schein als Sein und dazu komplett entfernt von der Basis: Auf der einen Seite fahren die Spieler im fetten Lambo vor, schaufeln Goldsteaks in sich rein oder fliegen mit eigenem Privatjet durch die Gegend und auf der anderen Seite wird um ein paar verlorene Piepen gejammert (siehe Video von Salomon Kalou). Was soll denn ein Kleinunternehmer sagen, dem gerade mal das ganze Geschäft weggebrochen ist. Was soll denn eine Familie sagen, die in Kurzarbeit gehen muss und deren Sommerurlaub nicht stattfinden wird, sie diesen aber trotzdem an das Reiseunternehmen bezahlen muss (TUI: mehr in einem gesonderten Reisebeitrag zu einem späteren Zeitpunkt). Was sollen andere Sportarten sagen, die keinen Zugang zu ihrer Halle bekommen auch wenn sie alleine trainieren. Was sollen die Klubs sagen, die unterhalb der Bundesliga kicken und nicht genau wissen wie sie die Zukunft stemmen sollen. Zumindest können die sich auf ihre Fans verlassen, denn für diese wurde die Sportart doch eigentlich auch erfunden. Gerade in den unteren Ligen wird noch „echter“ Fußball gelebt, der vielleicht nicht so filigran wie in den ersten beiden Ligen daherkommt, aber dafür noch echter und leidenschaftlicher, als das Produkt „Bundesliga“ ist.

Nun für das „Produkt“ kommen die Piepen nun wohl rein. Die Politik hat nachgegeben (auch sicherlich um Wählerstimmen zu gewinnen) und erlaubt wohl einen Spielbetrieb ohne Zuschauer noch im Mai. Gut mit Erzgebirge Aue wird dann zumindest eine Mannschaft erstmal nicht am Ligabetrieb teilnehmen, da sich der Klub nach einem Corona-Fall aktuell in 14-tägiger Quarantäne befindet. Ob der 1. FC Köln oder Borussia Mönchengladbach antreten nachdem dort auch Fälle gemeldet wurden? Wer entscheidet das? Die TV-Sender? Was ist wenn weitere Fälle auftreten und vor allem was ist mit den Schiedsrichtern, die wurden laut Medien noch gar nicht getestet. Viele unwegbare Szenarien, die aber das „Produkt Bundesliga“ bitteschön nicht gefährden sollen. So wischte Hans-Joachim Watzke (Geschäftsführer, Borussia Dortmund) in der Talksendung von Markus Lanz das Thema als „unwichtigen“ Nebeneffekt einfach weg, so wirkte es zumindest. Denn bei mehreren Erkrankungen von verschiedenen Teams ist eine Liga-Fortsetzung nicht möglich, denn wann sollen die ganzen Wiederholungsspiele stattfinden?

Auch wenn viel Geld im Feuer steht (steht es bei allen Klubs) und es natürlich die eine gute Lösung vielleicht nicht gibt, hätte man es trotzdem versuchen können: Ein gemeinsames Konzept für den gesamten deutschen Fußball entweder mit einen gemeinsamen Zeitplan zur Fortsetzung später im Jahr oder aber mit gemeinsamen Abbruch und fairen Auf- und Abstieg und einer gerechten Teilung der Gelder nach unten, nicht nach oben. Vor allem aber einen kommunikativen offenen Plan wo auch die eigenen Spieler mal ihre Meinung sagen dürfen und dafür nicht abgestraft werden. Aber leider überwiegt der Egoismus und das Durchdrücken der eigenen Ziele, dabei machten es die Fans in der Vergangenheit so oft klubübergreifend vor ("Getrennt in den Farben, vereint in der Sache") wie man gemeinsam an einem Strang ziehen und Lösungen erarbeiten kann.

Aber vielleicht lernt die Liga aber auch daraus, wahrscheinlich nicht über die Wichtigkeit aller Klubs auch in den Ligen 3-10, aber vielleicht über die Wichtigkeit von echten Zuschauern und echten Support (mit allem was dazu gehört) im Stadion: Nur das kickende Volk der Millionäre auf dem Grün und ein paar eingespielte Jingles, das können doch auch die Festgeld-Bosse nicht wollen. Vielleicht wertschätzen die Klubs die Aktionen ihrer Fans noch mehr und denken in Zukunft ein wenig offener über die entsprechende (manchmal vielleicht auch zu wilde) Ausprägung der Leidenschaft für den Verein nach, anstatt diese direkt zu kritisieren.

Foto: M. Bertram

Artikel wurde veröffentlicht am
06 Mai 2020

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Kommentare
Dynamo...
...ist in 14tägiger Quarantäne!
C
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G
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Bundesliga schaue ich seit Jahren nicht mehr. Fuck the modern Football.
K
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Hat schon recht der Artikel, aber wie will man einen Abbruch rechtfertigen damit es fair ist. Ein Blick in die Niederlande lohnt wie unfair es da gelaufen ist.
G
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Wie machen die das mit dem Abstand halten? Kein Zweikampf oder wie?
A
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Ein wenig hart, aber genau die Wortwahl. Geisterspiele sind fürn Arsch.
G
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