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Vor dem Sturm kam die Sonne: Polonia, blutige Hände und ein Dauerrenner

Herrlich! Die Sonne strahlte über dem Laskersportplatz von Berolina Stralau, auf dem Kunstrasen entpuppte sich ein kampfbetontes Kreisligaspiel, und am Hopfen wurde auch ein wenig genascht. Dolles Ding, wir schreiben den 9. Februar 2020 - und es war doch tatsächlich mein persönliches erstes Fußballspiel im Jahr 2020. Hey, die neuen „Goldenen 20er“ kommen - und es scheint, als hatte ich fußballtechnisch den Januar komplett verpennt. Während andere bereits kräftig auf Achse waren, widmete ich mich in Bremen und Berlin dem Bahnradsport und vor allem: Ich haute wie ein Irrer in die Tasten. Im Akkord wurden zwei neue Bücher vollendet, und die nächsten zwei sind bereits in der heißen Vorbereitungsphase. Heiß wie Frittenfett auf Vorwärts und Hansa in Papierform, doch auch der „normale“ Fußballalltag inklusive der digitalen Nachbetrachtung soll auch in diesem Jahr nicht zu kurz kommen.

Aber was heißt schon „normal“? Normal ist nichts! 12:30 Uhr mittags - Zeit für ein erstes Flaschenbier. Ach ja, Prost Neujahr noch gesagt. Ran an den Stehtisch am Spielfeldrand und noch fix zwei Wiener geholt. Ein Cool!-Wa?-Freund hatte bereits vor dem Spiel vor Ort eine Portion Nudeln mit Soße Bolognese verputzt. Das muss man sagen: Die Gastronomie ist beim Landesligisten (und Kreisligisten) FSV Berolina Stralau wirklich spitze! Und was für Preise! Da hätte der liebe Gunter gar nicht alles anschleppen müssen. Aber okay, das weiß man ja nicht vorher. In der Kreisliga kannst du ja manchmal froh sein, wenn der Schiri pünktlich den Platz findet und der Platzwart die Kabinen aufschließt.

Nicht normal ist wahrlich der Spielplan in der Staffel 2 der Kreisliga A. Wie jetzt? Schon wieder die zweite Mannschaft von Berolina Stralau als Gegner? Da war doch was! Genau! Vor der Winterpause gab es daheim ein 2:2, bei dem keiner der anwesenden Polonia-Fans den ersten Gegentreffer gesehen hatte. Als abgepfiffen wurde, staunte die Zuschauerschaft, als Berolina freudig die Arme hochriss und die Polonia-Spieler die Köpfe hängen ließen. Nun denn, man könnte meinen, der Spielplan geht nun einfach spiegelverkehrt herum weiter. So dass das erste Saisonspiel bei Afrisko letztendlich daheim das letzte Heimspiel wird. Aber nein, so ist das auch nicht. Das Heimspiel gegen den 1. FC Afrisko hätte im März stattgefunden, und eigentlich hatte der Polonia-Fanclub „Cool! Wa?“ etwas besonderes für diese Partie geplant.

Daraus wird aber nix, da der krisengeschüttelte 1. FC Afrisko seine Mannschaft aus der Kreisliga A zurückzieht. Spielerisch konnte die Mannschaft von Beginn an nicht mithalten, am vergangenen Wochenende bekam man nicht mal mehr genügend Spieler zusammen und konnte somit nicht antreten. Schade, dass auch eine sportlich arg dürftige Spielzeit nicht mit Anstand über die Bühne gebracht werden kann. Der SV Süden (4 Punkte) und der VfB Hermsdorf II (6 Punkte) haben ja derzeit auch nicht viel mehr Punkte auf der Habenseite. Apropos. Kürzlich stieß ich bei der Recherche für das geplante Brandenburg-Buch auf einen krassen Fall. In der Landesliga-Saison 2018/19 ging die SpVgg. Blau-Weiß 90 Vetschau komplett leer aus. Die Bilanz: 30 Spiele - 30 Niederlagen. Das Torverhältnis: 9:157. Aber Respekt, da die Mannschaft bis zum letzten Spiel immer wieder auflief. Trainer Nicky Marx zog den Hut vor seinen Jungs. Am Ende aber zog der Verein die erste Mannschaft erst einmal komplett zurück.

Nun denn, solche Sorgen haben Berolina Stralau II und Polonia Berlin nicht. Allerdings hatte man sich zu Saisonbeginn schon ein paar mehr Punkte ausgerechnet. Allerdings muss betont werden, dass das Niveau in dieser Staffel gar nicht mal schlecht ist. Auswärts beim Frohnauer SC II und bei SF Johannisthal II tat sich der FC Polonia in der Hinrunde sehr schwer, da die gegnerischen Spieler sehr jung und lautstark waren, doch zu finden sind die Mannschaften nur auf den Plätzen 7 und 13. Wie bereits erwähnt, ausgeglichen und sehr kampfbetont ging es vor der Winterpause beim Duell Polonia vs. Berolina II zur Sache, und auch beim Aufeinandertreffen am vergangenen Sonntag wurde sich nichts geschenkt.

Vor rund 40 Zuschauern wollte beiden Mannschaften in der ersten Halbzeit einfach kein Treffer gelingen. Im Gehäuse von Polonia zeigte Michal Stanislaw Bereza eine prima Leistung. Die größte Glanztat war wohl, als rechts unten der Ball bereits den Weg in die Maschen zu finden schien, er aber sich streckte und den Ball noch wegfischte. Einen guten Riecher hatte er auch in der 65. Minute, als Marvin Meyhöfer den fälligen Elfmeter schoss. Bereza hatte die Ecke geahnt, doch zu platziert schlug die Kugel rechts unten im Gehäuse ein.

1:0 für Berolina. Die Gäste mussten nun handeln. Neu ins Spiel kamen Robert Reformat, der nach Möglichkeit vorn in der Spitze geschickt die Bälle verteilen sollte, und der 28-jährige Stanley Wolff, der zu Beginn des Jahres zur Mannschaft stieß und als einziger keinen polnischen Pass besitzt. Ein Novum also beim FC Polonia Berlin, der 2012 ins Leben gerufen wurde und bei dem bislang nur polnische bzw. polnischstämmige Spieler den Ball rollen ließen. Aber gut, auch wenn es in Berlin und Brandenburg hunderte Polen gibt, die gut Fußball spielen können, so muss man diese erst einmal motivieren können komplett ohne Gehalt in der Kreisliga A Woche für Woche anzutreten. 

In der letzten Viertelstunde versuchte Polonia noch einmal alles, doch Berolina verteidigte geschickt und die Zeit verrann wie im Fluge. Apropos Fluge. Immer wieder flitzte Cool!-Wa?-Gunter durch die Gegend, um ins Aus gegangene Bälle rasch zurückzubringen. Auf dem Platz munkelte man bereits, dass er der Schnellste des Tages gewesen sei und er die meisten Meter abgeackert hatte. Es nutzte aber nichts. Aus Polonia-Sicht ging die Partie mit 0:1 verloren. Mit einem „Wir woll’n die Mannschaft seh’n!“ und einem „W Berlinie tylko Polonia!“ machten die anwesenden Fans nach Abpfiff ihren Spielern wieder Mut. Und jetzt ein Piwo!

Als anschließend die erste Mannschaft von Berolina Stralau gegen den BFC Tur Abdin antrat, wurden zum einen Erinnerungen an den lebhaften Nachmittag in Johannisthal wach und traten zum anderen die Vorboten von Sabine in Erscheinung. Erste Windböen fegten beim Sonnenschein am Imbiss vorbei und warfen zuerst einen Bierbecher und dann eine Flasche im hohen Bogen vom Tisch. Da ein süßer Hund auf der Suche nach einem Happen Wiener seine Runden drehte, dachte ich mir, die Scherben müssten schnellstmöglich beseitigt werden. Mit den Fingern aufsammeln - und gut ist. Aber ja, jedes Kind weiß eigentlich… Schon rann das Blut aus drei, vier winzigen Schnittwunden über die Hand. Dreimal gespült - dann ging es wieder.

Auf dem Kunstrasenplatz stand indes nicht Sabine, sondern Deniz Aylin Acur, die als Schiedsrichterin die Landesligapartie leitete und für positiven Gesprächsstoff sorgte. Warum wohl?! Weil sie ihre Sache prima machte. Um jedoch nicht mit dem großen Sohnemann wieder zu versacken wie in Johannisthal *hüstel*, packte ich vorsorglich die Sachen und sagte adieu - bis zum nächsten Mal!

Fotos: Marco Bertram

> zur turus-Fotostrecke: FC Polonia Berlin

Artikel wurde veröffentlicht am
11 Februar 2020
Spielergebnis:
1:0
Zuschauerzahl:
40
Gästefans
20

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Kreisliga

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