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Nachruf: Der Tod eines Fans, der Tod des Bruders - Szczecin trauert um „Nygus“

Viele Szenen mussten diese schmerzliche Erfahrung schon machen. Da ist sie, plötzlich erscheint sie. Per SMS, Forumsbeitrag oder Anruf. Es geht um die Nachricht und das merkwürdige Gefühl, das ihr Lesen und Wahrnehmen begleitet. Der, mit dem man gemeinsam im Gästeblock stand, ist mit einem Mal nicht mehr da. Stark geht es ja auch ins Private dabei. Fußball ist wie eine Familie. Unvergessen ist für mich z.B. die Hansa-Fan-Legende „Boulette“ Axel Klingbeil, dessen Tod nun schon fast neun Jahre her ist, von denen ich ihn noch fast acht Jahre in der Liste der Handy-Nummern hatte. Man löscht ihn einfach nicht, da er immer irgendwie noch da ist – bis heute. Auch wenn er jetzt nicht mehr der Ansprechpartner für Fanprojekt-Bustickets ist. Die Fahrt nach Aachen damals, das hat Boulette klargemacht.

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Schmerzlich traf die Union-Fanszene auch der Tod von Yeti. Beim Durchblättern der alten Grenzgänger-Hefte stoße ich immer wieder auf seinen Namen und auf den Gedanken, dass er 2012 plötzlich aus dem Leben gerissen wurde, dabei waren wir gar nicht so lange vorher noch gemeinsam in Polen. Unvergessen war die Aktion mit dem Schwein in Babelsberg.

Am Sonntag war es leider wieder so weit. Ein bekannter Fan und nicht nur ein Bekannter für mich, sondern ein Freund ging so einfach. Das letzte Gespräch war im Dezember, der letzte Kontakt im Februar. Das letzte gesendete Foto war wenigstens noch ein gemeinsames, als wir als Blau Weiß 90 Berlin den Stettiner Verein Kasta Majowe beim KP Chemik Police unterstützten. Kasta Majowe war das Leben von Daniel „Nygus“ P. Seit 2012 kannten wir uns. Ein echter Kerl, eingefleischter Fan von Pogoń und Kasta, inzwischen hatte er schon lange die 40 Jahre-Grenze passiert, mit offensichtlicher Glatze. Er hinterlässt auch eigenen Nachwuchs, der schon heut mit dem Wappen des Vereins seines Vaters aufläuft.

Und wie trafen wir aufeinander? Es fing alles mit dem Stettiner Stadtviertel-Derby an einem Mittwoch an. So entstand der Kontakt zu Kasta. Über die weiteren Derbys wurde der Kontakt immer enger, bis am 11. Mai 2014 erstmalig die Fahnen von Kasta Szczecin und Blau Weiß 90 Berlin Seite an Seite hingen. Golczewo, Tanowo, Kołbaskowo… Es gab viele gemeinsame Fahrten. Kreisliga bis Landesliga und zurück in die Kreisliga. Ein paar Monate nach dem Bündnis spielte Kasta Szczecin in Berlin an der Rathausstraße gegen Blau Weiß 90. Ungefähr 30 Kastowcy fuhren mit. Das Spiel hatte nur 90 Minuten, aber das Zusammensitzen danach dauerte länger. Der Vereinsgeburtstag von Kasta im Jahr 2017 war ebenso ein unvergessliches Ereignis. Ein paar Tage später musste ich ins Krankenhaus. Das ganze Theater zog sich bis in den November. Und wie es der Fußballgott so will, stand ich noch mit dem Krankenhausbändchen am Samstag gute 24 Stunden nach dem Eingriff wieder am Spielfeldrand. 

Und wo? Natürlich bei Kasta! Denn Sonntag spielte erst Blau Weiß. Stettiner Plattenbau-Romantik und Rehabilitation. Quatschen, Rufen, Fußball gucken. Das ist auch das letzte gemeinsame Spiel gewesen. Zur Halbzeitpause musste er weg, da ihn die Arbeit ins Ausland zog und er Montag wieder pünktlich zur Stelle sein musste. Der letzte Händedruck in Männerart. „Bis zum nächsten Mal!“ Mit rauchiger Stimme und britischem Akzent sprach er noch meinen Namen aus, wie er es immer machte, und machte sich auf den Weg nach Deutschland. Keiner ahnte, dass dieser Sonntag (17.3.2019) das nächste Treffen verhindern würde.

An dieser Stelle gebe ich an Exil-Kasta-Fan Bartosz ab, der es kurz und bündig auf den Punkt bringt!

„Nygus“

Zawsze uśmiechnięty.

Zawsze pozytywny.

Zawsze pomocny.

Zawsze Pogoń Szczecin i Kasta Majowe.

Bardzo Cię brakuje!

---

„Nygus”

Immer lächelnd.

Immer positiv denkend.

Immer hilfsbereit.

Immer Pogoń Szczecin i Kasta Majowe.

Du fehlst uns sehr!

 

Fotos: Michael, Markus FüWa

> zur turus-Fotostrecke: Polnischer Fußball

Artikel wurde veröffentlicht am
19 März 2019

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4 Kommentare
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Ich kannte ihn nicht. Trotzdem RIP!
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