Vorzeitige Entscheidung: 1. FC Magdeburg ist Meister und heiß auf Kickers Offenbach

FCMMit einer stabilen Abwehr gewinnt man keine Schönheitspreise, aber durchaus den einen oder anderen Titel. Genau nach diesem Prinzip hätte der FSV Zwickau Meister der Regionalliga Nordost werden können. Nach 23 absolvierten Saisonspielen war in Westsachsen das Torverhältnis von 36:10 der Stand der Dinge. Die Abwehr hielt. So auch vor wenigen Wochen beim Spitzenspiel in Magdeburg, als am Ende ein 0:0 auf der Anzeigetafel zu lesen war. Das Ergebnis genügte, um Rang eins zu halten. Demzufolge waren sich alle einig: Bleibt die Zwickauer Abwehr weiterhin dermaßen stabil, so wird es für den Rivalen aus der Bördestadt verdammt schwer werden. Erstes Aufhorchen am 26. April und am 03. Mai. Die Zwickauer mussten sowohl gegen die Bubis von Hertha BSC, als auch beim Tabellenvorletzten FC Viktoria 1889 zwei Gegentore hinnehmen und brachten jeweils am Ende mit Ach und Krach drei Punkte in trockene Tücher. Und die Magdeburger? Diese meisterten die in Jena aufgestellte Hürde mit Bravour. Glatt mit 4:0 wurde der FC Carl Zeiss in seinem Paradies geschlagen.

Zwigge FotosNachdem der FSV Zwickau am 09. Mai völlig überraschend gegen die U23 des 1. FC Union Berlin, die sich bekanntlich auf Abschiedstournee befindet, mit 0:3 verloren hatte, hätte der 1. FC Magdeburg mit einem Sieg gegen den BFC Dynamo davon ziehen können. Zwickau wirkte angeschlagen, die Abwehr wurde löchrig. Sieben Gegentore in drei Partien. Fast genauso viele wie in all den Saisonspielen zuvor zusammen. Allerdings lösten die Magdeburger ihre Aufgabe gegen die stark auftretenden Hohenschönhausener nur halb. Nach starker erster Halbzeit musste der 1. FCM in der schwächeren zweiten Halbzeit gegen den BFC Dynamo den Ausgleich zum 1:1 hinnehmen. Würde auch den Magdeburgern die Puste ausgehen? Könnte Zwickau doch noch einmal vorbeiziehen? 

ZwiggeWas für eine Saison! Man schaue einfach mal auf die Tabelle nach dem 10. Spieltag! Während Zwickau gegen den BFC Dynamo 0:0 spielte, somit weiterhin ungeschlagen blieb und mit 22 Punkten auf dem ersten Platz zu finden war, verlor der 1. FC Magdeburg gegen die TSG Neustrelitz mit 1:2. Keine Frage, für die meisten der 5.040 Zuschauer war klar: Der Aufstiegszug war abgefahren. Rang 12 und satte 11 Punkte Rückstand auf die Zwickauer. Wer sollte da noch an Wunder glauben? Zumal es in all den zurückliegenden Spielzeiten immer wieder derbe Enttäuschungen gab. Vom großen Triumph im Landespokalfinale in Halle mal abgesehen. Okay, generell war die Saison 2013/14 gar nicht mal so übel. Die TSG Neustrelitz spielte einfach eine überragende Saison und ließ ganz vorn einfach nix anbrennen. Bescheiden indes das sportliche Abschneiden in den Spielzeiten zuvor.

FCMJedoch zurück zum Stand der Dinge. Magdeburg musste am gestrigen Sonntag ins Berliner Amateurstadion anreisen. Die starke Truppe von Hertha BSC II wartete auf die Bördestädter, und manch ein FCM-Fan schmökerte noch einmal in den Berichten der vergangenen Saison. Wie war das noch mal? Im Abstiegsduell kam vor einem Jahr der 1. FC Lokomotive Leipzig, begleitet von rund 2.500 Fans, bei Hertha II nicht über ein 1:1 hinaus und musste absteigen?! Während in der vergangenen Saison Hertha II unten mit drin hing, grüßten vor diesem Spieltag die Bubis von Rang drei aus. Fünf Siege aus den letzten neun Partien, nur zweimal wurde zuletzt verloren. Das würde schwer werden für Magdeburg. Gingen nicht zuletzt gegen die Weinroten aus Berlin-Hohenschönhausen die Kräfte aus? Andererseits: Der 1. FC Magdeburg wuchs in dieser Saison mit den gestellten Aufgaben. Im DFB-Pokal wurde der FC Augsburg mit 1:0 verputzt, gegen Bayer 04 Leverkusen war der Sieg in der Verlängerung und im anschließenden Elfmeterschießen greifbar nahe. Und auch gegen den Halleschen FC war kein Klassenunterschied erkennbar. Mut machte zudem das deutliche 4:0 in Jena. Magdeburg scheint gerüstet und mental stabil genug, in dieser Spielzeit die Sache richtig anzupacken.

FCMRund 2.000 Magdeburger Fans hatten sich am gestrigen Sonntag auf den Weg nach Berlin-Charlottenburg gemacht, insgesamt verfolgten 2.733 Zuschauer die mit Spannung erwartete Partie. Und die angereiste blau-weiße Gesellschaft traute kaum ihren Augen, denn bereits nach nicht einmal zwei Minuten zappelte der Ball im Netz - und zwar im Netz des Berliner Gehäuses! Ecke von rechts und Christian Beck köpfte maßgenau ein. Groß der Jubel. Rauf auf den Zaun! Lautstark ertönte das bekannte „Olé FCM, du bist mein Verein! Wir folgen dir durch Deutschland, Europa, die ganze Welt!“ Und es ging flott weiter. Nur wenig später fast das 2:0 der Magdeburger durch einen Heber, doch das Spielgerät trudelte links am Gehäuse vorbei. Schrecksekunde dann in der siebten Minute. Nach einem weit hereingebrachten Freistoß köpfte Nicolas Hebisch in den eigenen Kasten. Im späteren Verlauf hätte Yanni Regäsel sogar das 2:1 für die kleine Hertha machen können, doch FCM-Keeper Tischer war auf dem Posten. Und es war nicht das letzte Mal, dass Tischer in der ersten Halbzeit berherzt eingreifen musste. Hertha zeigte, dass sie nicht zu unrecht auf Rang drei zu finden ist. 

FCMIn der 39. Minute dann jedoch der zweite Treffer des Tabellenführers. Vom eigenen Strafraum aus führte der 1. FCM über die linke Seite einen schnellen Konter durch. Beck legte rüber zu Lars Fuchs und dieser ließ sich nicht lange bitten und schob flach zum 2:1 für Magdeburg ein - und das direkt durch die Beine des Hertha-Keepers. Nachdem es nach einem nicht gegebenen Elfmeter für Hertha II (Rockenbach da Silva kam zu Fall) noch einmal hitzig wurde, ging es mit dem Spielstand von 2:1 aus Sicht der Gäste in die Kabinen zum Pausentee. 

Im zweiten Spielabschnitt ließ Magdeburg keine Fragen mehr aufkommen. Die Berliner wurden nun bedrängt und ein weiterer Treffer der Gäste war nur eine Frage der Zeit. Die Erlösung erfolgte schließlich in der 78. Minute. Nach einem Einwurf und anschließender hoher Hereingabe lochte der nur anderthalb Minuten zuvor eingewechselte Tarek Chahed im zweiten Versuch aus kurzer Distanz ein. Welch ein Ausbruch der Emotionen! Auf dem Platz, auf der Bank, auf den Rängen! Und noch war nicht Schluss! Da ging noch was. Während die 2.000 Fans bereits den Sieg feierten, zeigte sich Christian Beck nochmals als Kopfballungeheuer. In der 87. Minute machte er gekonnt seinen 20. Saisontreffer klar. 

FCMNoch waren wenige Sekunden zu spielen, die polizeilichen Einsatzkräfte standen bereits an den Ecken bereit. Es war klar, dass der Rasen nach Abpfiff von den Fans geentert werden würde. Denn Magdeburg hatte nicht nur dieses Spiel gewonnen, sondern stand bereits ein Spieltag vor Ende der regulären Saison als Meister der Regionalliga Nordost fest. Verfolger FSV Zwickau kam beim zuletzt bärenstarken aufspielenden Team von Germania Halberstadt vor knapp 1.000 Zuschauern mit 1:3 unter die Räder. Um nicht für unnötig Stress zu sorgen, wurden im Berliner Amateurstadion nach Spielende die Tore geöffnet und die FCM-Fans durften den Platz fluten und mit ihrer Mannschaft ausgiebig feiern.

OFCAm kommenden Wochenende steht daheim das Spiel gegen den FC Viktoria 1889 Berlin an, anschließend wird es richtig spannend. Die beiden Partien gegen den Meister der Regionalliga Südwest stehen auf dem Programm, der da heißt: Kickers Offenbach. Fantechnisch und spielerisch ein echter Brocken. Wird jedoch so gespielt wie beispielsweise gegen Bayer 04 Leverkusen oder phasenweise wie zuletzt bei den Hertha-Bubis, könnte der lang ersehnte Sprung in den Profifußball gelingen. Die „Generation Amateurfußball“, seit 1991 gab es in Magdeburg nur Oberliga- und Regionalliga-Fußball zu sehen, ist heiß auf die 3. Liga. Offenbach und Magdeburg sind sich noch nie begegnet. Prognosen abzugehen, ist demzufolge schier unmöglich. Eines steht jedoch fest: Es wird extrem spannend und stimmungsvoll werden!

Fotos: Frank Langkabel, Marco Bertram, Los Misenas, Arne Amberg

> zur turus-Fotostrecke: 1. FC Magdeburg

Artikel wurde veröffentlicht am
18 Mai 2015
Spielergebnis:
1:4
Zuschauerzahl:
2.733
Gästefans
2000

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Inhalt über Liga
Regionalliga

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Kommentare
Freute man sich als Schachter schon insgeheim auf ein Derby (nicht dass ich mir den Abstieg wünsche ;-) ) gegen die Schwäne in der nächsten Saison, geht der Truppe auf der Schlussgeraden wieder mal die Luft aus. Dennoch Glückwunsch nach Magdeburg!
PL
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G
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Ich hoffe der MDR überträgt die Spiele.
R
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Offenbach verbimmsen!!
K
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Aufstieg!
H
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G
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